Als Gas das Brennholz ablöste
24.12.2024 Wohlen1913 wurde in Wohlen die heute noch wichtige Gasversorgung eingeführt – nun gibt es erstmals drei Qualitäten
Um der zunehmenden Industrialisierung gerecht zu werden, wurde 1913 im ehemaligen Gaswerk an der Gaswerkstrasse die Produktion mit Steinkohle und ...
1913 wurde in Wohlen die heute noch wichtige Gasversorgung eingeführt – nun gibt es erstmals drei Qualitäten
Um der zunehmenden Industrialisierung gerecht zu werden, wurde 1913 im ehemaligen Gaswerk an der Gaswerkstrasse die Produktion mit Steinkohle und Koks aufgenommen. Ab 1961 bis zur Betriebseinstellung 1978 wurde als Energieträger das umweltfreundlichere Leichtbenzin eingesetzt.
Walter Minder
1894 hielt die Elektrizität mit der Gründung der «Electricitäts-Gesellschaft» in Wohlen Einzug, 19 Jahre später begann im Gaswerk Wohlen die Produktion. Der Bau erfolgte nach intensiven Abklärungen und einer Bedarfsumfrage bei der Bevölkerung. Da auch im häuslichen Bereich der Wunsch nach mehr Komfort wuchs, fand die Idee breite Unterstützung. Denn beim Kochen, bei der Heisswasseraufbereitung, beim Waschen oder beim Heizen diente damals überwiegend das aufwendige Brennholz als Energieträger.
Erdgas sorgt für Durchbruch
Das an der Gaswerkstrasse produzierte «Stadtgas» wurde 1978 vom umweltfreundlicheren und günstigeren Erdgas abgelöst. Die ibw ist aktuell zuständig für die Gasversorgung in sieben Gemeinden. Von den rund 9000 Haushalten in Wohlen sind gut 25 Prozent dem rund 104 Kilometer messenden Gasnetz angeschlossen.
Das Gas bezieht die ibw von drei verschiedenen Lieferanten, die ihrerseits mit dem europäischen Transportnetz verbunden sind. In der Druckreduzierstation Villmergen Oberzelg wird es ins 5-Bar-Niederdrucknetz eingespeist, mit dem die Endverbraucher versorgt werden. Da Erdgas grundsätzlich geruchlos ist, wird ihm aus Sicherheitsgründen bei den Lieferanten ein schwefelhaltiger Geruchsstoff beigemischt. Giovanni Romeo, Geschäftsleiter der IBW Technik AG: «Selbst kleinste Mengen austretenden Gases werden dadurch von der Nase sofort wahrgenommen – ein wichtiger Aspekt für das richtige Verhalten wie etwa Zigaretten aus, kein Feuerzeug, keine Zündhölzer mehr benutzen sowie Licht- und Geräteschalter nicht mehr betätigen.» Aus Sicherheitsgründen wird das ibw-Leitungsnetz zudem alle zwei Jahre zu Fuss mit Sensoren auf Dichtigkeit kontrolliert.
Gas geben in Sachen Nachhaltigkeit
Wer heute die Weichen für die Beheizung stellen muss, steht vor der Frage: Öl- oder Gasheizung? Luft-Wasser-Wärmepumpe oder Erdsonden-Wärmepumpe oder allenfalls eine Pelletheizung? – In Wohlen haben Öl- und Gasheizungen einen Anteil von rund 75 Prozent. Peter Lehmann, Vorsitzender der ibw-Geschäftsleitung, befasst sich intensiv mit der Zukunft des Energieträgers Gas, zumal die Forderung «Weg von fossilen Energien» auch die ibw tangiert. «Nicht erst durch den Ukraine-Krieg sind fossile Energieträger auf dem Rückzug, der Bundesrat hat 2019 beschlossen, dass die Schweiz bis 2050 klimaneutral sein soll.» Lehmann ist überzeugt, dass die Schweiz trotz wachsender Diversifikation in der Energieproduktion – wie durch Windund Solarenergie – von ausländischen Quellen abhängig bleiben wird.
Alternativen werden erforscht
«Spannend ist die Tatsache, dass Forschende der ETH Zürich eine Technologie entwickelt und in einer Mini-Raffinerie getestet haben, die aus Sonnenlicht und Luft CO2-neutrale Treibstoffe herstellt, wobei eine industrielle Umsetzung nur in Ländern mit hoher Sonneneinstrahlung möglich ist.» Er ist überzeugt, dass eines Tages weitere CO2-freie Gase und Treibstoffe in den Alltag Einzug halten werden – ihr grosser Vorteil ist die im Vergleich zur elektrischen Energie bessere Speicherfähigkeit. Grosses Potenzial sieht die ibw zudem in der Realisierung von Wärmeverbünden in Gebieten mit hoher Energiedichte. Bereits bestehen in Wohlen drei Wärmeverbünde mit rund 300 Wohneinheiten. Aber solche zu erstellen, brauche Geduld, Geld und vor allem die Bereitschaft aller Beteiligten.
Zudem berücksichtigt die ibw bei ihren Planungen und Sanierungen einen möglichen künftigen Einsatz von CO2 freiem Wasserstoff. Lehmann: «Die ibw unterstützt die Dekarbonisierung der Gasnetze, behält dabei aber immer auch die Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden im Fokus.»
Günstiger und klimafreundlicher
Der 1. Januar 2025 bringt verschiedene Neuerungen beim Gasangebot der ibw. Wie bereits angekündigt, sinken die Gaspreise markant und neu gelten sie für das ganze Kalenderjahr. Das Angebot wird zudem klimafreundlicher, denn künftig ist es in den drei Qualitäten «basic», «zero» und «green» erhältlich.
Im Standardprodukt «basic» sind bereits sechs Prozent Biogas und zehn Prozent CO2-Kompensation enthalten. Beim Produkt «zero» werden die CO2-Emissionen durch den Kauf von Zertifikaten kompensiert, wobei mit dem geringen Aufpreis anerkannte Klimaschutzmassnahmen finanziert werden. Beim leicht teureren ibw-Gas «green» wählen die Kundinnen und Kunden die gewünschte Menge an Biogas individuell. Bereits mit einem Anteil von 20 Prozent sind die Vorgaben des kantonalen Energiegesetzes erfüllt und der 1:1-Ersatz einer Gasheizung möglich.
Mehr Informationen: www.ibw.ag/gas.