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23.06.2023 WohlenWohler Athleten an den World Games erfolgreich unterwegs
Bis Mittwochabend holten sich die acht Mitglieder des BSC Wohlen-Lenzburg an den Special Olympics World Games Berlin vier Medaillen. Gestern kam noch eine dazu. «Die Stimmung ist super», sagt denn auch ...
Wohler Athleten an den World Games erfolgreich unterwegs
Bis Mittwochabend holten sich die acht Mitglieder des BSC Wohlen-Lenzburg an den Special Olympics World Games Berlin vier Medaillen. Gestern kam noch eine dazu. «Die Stimmung ist super», sagt denn auch Betreuerin Irene Heinrich. Auch wenn organisatorisch nicht alles perfekt läuft.
Chregi Hansen
Noch bis Sonntag findet in Berlin die weltweit grösste inklusive Sportveranstaltung statt. Tausende Athleten und Athletinnen mit geistiger und mehrfacher Behinderung treten miteinander in 26 Sportarten an. Mit dabei auch acht Sportler des BSC Wohlen-Lenzburg, welche für die Schweiz in der Leichtathletik antreten. Und das bisher sehr erfolgreich.
Den Anfang machte Patrick Schweiger, der über 5000 Meter in seiner Leistungsgruppe Gold holte und dies ausgelassen feierte. Abgeräumt haben die Freiämter dann über 200 Meter. Sowohl Anja Van Helden wie auch Sascha Meier holten sich Gold. «Und beide haben sich von Lauf zu Lauf gesteigert und persönliche Bestleistungen gezeigt», freut sich Betreuerin Irene Heinrich, welche zusammen mit Jörg und Marlis Meier die Freiämter Gruppe betreut.
Eine Runde zu viel gelaufen
Leiden musste hingegen Patrick Nöthiger bei seinem Einsatz über 10 000 Meter. «Er zeigte ein tolles Rennen und gab auf der letzten Runde einen fulminanten Schlussspurt. Als er total erschöpft ans Ziel kam, hiess es plötzlich, er müsse noch eine Runde laufen», berichtet Heinrich. Mühsam quälte er sich nochmals zurück ins Rennen, nur um am Schluss zu erfahren, dass er jetzt zu viel gelaufen ist. Nach vielen Diskussionen wurde doch die zuerst erzielte Zeit genommen und so konnte Nöthiger mit Verspätung über Silber jubeln. Und hat Ambitionen für weitere Medaillen.
Dreimal Gold und einmal Silber, so lautet also die Bilanz nach den ersten drei Tagen. Und weitere Medaillen folgen. «Es sieht so aus, als hole sich Patrick Schweiger heute eine zweite Medaille, er wird wohl Zweiter oder Dritter», berichtet Heinrich live aus Berlin, während die Wettkämpfe am Laufen sind. Und tatsächlich, Schweiger holt sich Silber. Weitere Chancen ergeben sich heute im Weitsprung, morgen im Sprint und in der 4-mal- 400-Meter-Staffel und am Sonntag in der Sprintstaffel. So oder so sind die Wohler Athleten und Athletinnen jetzt schon happy. «Sie zeigen super Leistungen. Die meisten können ihre persönlichen Bestleistungen verbessern», freut sich Heinrich.
Das ist alles andere als selbstverständlich. Denn auch in Berlin ist es derzeit extrem heiss. Und es gibt im Stadion kaum Schatten, wie die Betreuerin erklärt. Zudem gab es vor allem zu Beginn ganz viel Chaos. «Das scheint typisch für Berlin zu sein, vieles klappte leider anfangs nicht. Es war unklar, wer wann wo sein muss. Aber man hat dann schnell reagiert», so Heinrich. Dazu kamen ganz viele Enttäuschungen bei den Sportlern aus aller Welt. Vor den Wettkämpfen erfolgt das sogenannte Divisioning, dabei werden die Athleten und Athletinnen in möglichst homogene Leistungsgruppen eingeteilt.
Viele Disqualifikationen
«Leider wurden die Einteilungsregeln kurz vorher geändert. Und nicht in allen Ländern erhalten die Sportler so gute Unterstützung wie in der Schweiz. Darum waren viele falsch eingeteilt und mussten disqualifiziert werden, das ist natürlich bitter», berichtet die Wohler Betreuerin. Den eigenen Sportlern blieb dieses Schicksal zum Glück erspart. Jetzt aber hat der Weltverband reagiert, inzwischen werden die meisten Athleten eine Stufe höher eingeteilt.
Ansonsten kann Irene Heinrich nur schwärmen. «Die Stimmung hier an den World Games ist super. Und auch im Team haben wir es wunderbar», so die Wohlerin, die vor acht Jahren schon in Los Angeles dabei war. Sie freut sich vor allem über das grosse Medieninteresse. «Es sind mehrere TV-Stationen da, abends können wir und die vielen Volunteers jeweils den einen oder anderen Bericht im Fernsehen schauen.» Nur das Zuschauerinteresse könnte etwas grösser sein, findet sie. Es werde leider nur an wenigen Orten in Berlin auf die Special Olympics hingewiesen. Die Leichtathleten treten im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark an. Besser hätten es da beispielsweise die Radfahrer, so fand das Zeitfahren zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule statt, was natürlich eine attraktive Umgebung ist.
Rückkehr am Montag
Noch bis Sonntag dauern die Wettkämpfe an. Am Montag kehrt die Schweizer Delegation in die Heimat zurück. Für die Delegation des BSC Wohlen-Lenzburg ist am Abend ein Empfang geplant in der Integra. Es ist der Abschluss einer schönen, aber auch anstrengenden Zeit. «Wir Betreuer sind eigentlich von morgens früh bis abends spät gefordert. Aber wenn man die Freude der Sportler sieht, dann lohnt sich der Aufwand», so Irene Heinrich zum Schluss.
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