Ära Simmen geht zu Ende
30.12.2022 WohlenLehrpersonen und Schulklassen des Bünzmatt verabschiedeten ihren langjährigen Hauswart
Im Juli 2020 verliess Kurt Simmen das Schulhaus Bünzmatt. Nun folgt ihm sein jüngerer Bruder Urs nach mehr als 21 Jahren im Dienst. «Die Arbeit hat mir immer ...
Lehrpersonen und Schulklassen des Bünzmatt verabschiedeten ihren langjährigen Hauswart
Im Juli 2020 verliess Kurt Simmen das Schulhaus Bünzmatt. Nun folgt ihm sein jüngerer Bruder Urs nach mehr als 21 Jahren im Dienst. «Die Arbeit hat mir immer Spass gemacht», erklärt er, nachdem ihn zuvor alle Klassen zu einem sportlichen Duell aufgefordert hatten.
Chregi Hansen
«Ganz ehrlich: Ich wäre gerne länger geblieben, aber es fehlte zuletzt an der Wertschätzung für unsere Arbeit»: Urs Simmen ist einer, der sagt, was er denkt. Und diesem Grundsatz bleibt er auch an seinem letzten Arbeitstag treu. Der 63-Jährige lässt sich frühpensionieren, macht aber in einem kleinen Pensum noch an einem anderen Ort weiter. «Ich fühle mich noch fit und arbeite noch gern», lacht er.
Dass er durchaus fit ist, das beweist er auf seiner Abschiedstour. Alle Klassen der drei Schulhäuser fordern ihn zu einem sportlichen Duell auf. Mal muss er die Halle möglichst schnell wischen, mit dem Trotti Abfall einsammeln, Fenster putzen oder die Stühle in der Aula stapeln – Tätigkeiten also, die er bestens kennt. Aber auch auf dem Bike, auf dem SUP oder mit dem Hockeyschläger weiss er zu brillieren. Letzteres ist seine grosse Leidenschaft, Simmen war viele Jahre Eishockeytrainer, ist noch immer Coach des so erfolgreichen Hockeyteams aus Fischbach-Göslikon und spielt selber bei den Senioren. Kein Wunder, kommt er bei all den Aufgaben kaum je ins Schwitzen.
Wenn ein Blick genügt
An jeder der vielen Stationen wird der scheidende Hauswart von den Schülern und Schülerinnen bejubelt. Simmen ist beliebt – sowohl bei den Kindern als auch bei den Lehrpersonen. «Für dich stand stets das Miteinander im Zentrum», betont Lehrerin Karin Solenthaler. «Du hast zwar deutlich gemacht, wenn etwas nicht in Ordnung war – da reichte manchmal nur ein Blick. Aber du warst nie nachtragend», fährt sie fort. Und manchmal griff er auch zu unkonventionellen Methoden. Stellte auch mal in einem Klassenzimmer die Heizung aus, wenn über Nacht die Fenster offen standen. «Bei dir wusste man immer, woran man ist. Und wir hatten es stets gut mit dir», sagt Karin Solenthaler noch.
«Dein Einsatz für die Schule war immer wertvoll», betont auch Schulleiter Roman Bucher. Und vergleicht Simmen gar mit einem Wichtel. «Wenn wir morgens oder nach dem Wochenende zur Schule kamen, war immer alles in Ordnung», so Bucher. Was der Schulleiter besonders schätzt, ist die Tatsache, dass Urs Simmen auch bei den Teamanlässen immer dabei war und es mit allen Lehrpersonen gut konnte. «Wir danken dir für alles, was du hier geleistet hast», sagt Roman Bucher.
Der Bruder lotste ihn ins Bünzmatt
Mit seinem Weggang endet die Ära Simmen im Bünzmatt. Im Juli 2020 wurde bereits sein Bruder Kurt nach über 35 Jahren verabschiedet. Er war es auch, der seinen jüngeren Bruder vor 21 Jahren ins Bünzmatt lotste. Dieser war zuvor im technischen Dienst in einem Einkaufscenter in Brugg tätig. Die Gemeinde suchte 2001 einen Springer mit der Option, nach der Eröffnung des Bünzmatt III eine Festanstellung zu bekommen. «Mein Bruder meinte, ich solle mich bewerben. Ich selber war unsicher, denn mir gefiel es am alten Ort. Aber heute muss ich sagen: Ich habe den Wechsel keinen Tag bereut. Ich habe meine Arbeit immer gern gemacht», sagt er.
Dass er direkt neben dem Schulhaus wohnte, war Vor- und Nachteil zugleich. Oft hat er abends noch eine Runde über das Areal gemacht, die Lichter gelöscht, die Jugendlichen auf dem Platz ermahnt oder die Türen abgeschlossen. «Die Vandalenakte haben leider zugenommen», berichtet er. Leider weigere sich die Gemeinde, die heiklen Stellen mit Kameras zu überwachen. Diese abendlichen Schlussrunden wird es nun nicht mehr geben. Überhaupt: Wie die Arbeit heute ausgestaltet ist, das gefällt ihm nicht mehr. «Früher haben mein Bruder und ich drei Schulhäuser, eine Turnhalle und das Lehrschwimmbecken praktisch im Alleingang betreut. Heute vergibt die Gemeinde immer mehr Arbeiten an Externe», so seine Kritik. «Ganz ehrlich, zuletzt fühlte ich mich nicht mehr voll ausgelastet. Das gibt mir schon zu denken.»
Immer willkommen
Er wäre gerne bis zur Pension geblieben, fügt er an. Aber so, wie es jetzt ist, gefällt es ihm nicht. Und einfach aufs Maul sitzen und die verbleibende Zeit absitzen, das ist nicht sein Stil. Auch wenn ihm der Abschied von den Lehrpersonen und den Schülern und Schülerinnen schwerfällt. «Es hat mir lange Spass gemacht, zuletzt aber nicht mehr. Darum ist es jetzt Zeit zu gehen», sagt er.
Weit hat er nicht – einmal über die Strasse, und schon ist er zu Hause. Von dort kann er weiter beobachten, was in «seinem» Schulhaus passiert. «Und du bist bei uns jederzeit willkommen», machte Schulleiter Roman Bucher deutlich.