Abfall sorgt für Diskussionen
06.05.2025 Besenbüren, Region OberfreiamtBesenbüren passt das Abfallreglement an – Grüngut und Recycling-Paradies sind die Knackpunkte
Eine Petition, eine Vielfalt an Themen und Ideen und aktuell ein Online-Dialog. Besenbüren denkt das Abfallreglement neu. Diskutiert wird unter anderem, ob ...
Besenbüren passt das Abfallreglement an – Grüngut und Recycling-Paradies sind die Knackpunkte
Eine Petition, eine Vielfalt an Themen und Ideen und aktuell ein Online-Dialog. Besenbüren denkt das Abfallreglement neu. Diskutiert wird unter anderem, ob künftig Grüngut abgeholt werden soll und was mit der Sammelstelle im Dorf passiert. Am Schluss soll ein neues Abfallreglement resultieren.
Annemarie Keusch
Diese Frage entlockt Roland Habermacher ein Lächeln. Er ist Fachberater bei der Firma Swiss Recycle und begleitet die Überarbeitung des Abfallreglements in Besenbüren. «Machen wir denn alles falsch?», fragt ein Einwohner. Dem vorausgegangen ist eine längere Diskussion am Politapéro. Und Roland Habermacher betont: «Nein, ganz sicher nicht. Wir müssen das Rad nicht neu erfinden. Und euer Dorf bietet in Sachen Entsorgung viel mehr an, als es müsste.» Aber Änderungen brauchts, von Gesetzes wegen. Gewässerschutztechnisch sind bei der Entsorgungsstelle nicht alle Anforderungen erfüllt. Zudem dürfte die Grüngut-Entsorgung nicht mehr über die Abfallgrundgebühr abgerechnet werden.
Seit zwei Jahren arbeitet die Gemeinde mit Roland Habermacher zusammen. Um eine Auslegeordnung zu machen, um zu eruieren, wo Verbesserungen notwendig oder wünschenswert sind. Dieser Prozess habe nicht mit den Veränderungen beim Recycling-Paradies in Muri angefangen, das betonen auch Gemeinderat Peter Ammann und Gemeindeammann Mario Räber. Aber diese Thematik, sie ist jetzt natürlich Teil der Diskussion. Denn per 2025 änderte das Recycling-Paradies in Muri die Voraussetzungen. Auch Aussengemeinden sollen sich an den Kosten beteiligen, wenn ihre Bevölkerung in Muri entsorgen will. «Ein einstelliger Betrag pro Einwohner», erklärt Räber. Der Gemeinderat entschied sich dagegen. «Das wäre auch nicht geschickt gewesen, mitten im Prozess der Reglement-Überarbeitung», sagt Roland Habermacher. Wer in Muri aktuell entsorgen will, kann sich eine Jahreskarte kaufen. Ob das ab 2026 auch noch möglich ist, ist noch unklar.
Petition, um mitreden zu können
Eine Situation, die für ganz viele Leute in Besenbüren nicht befriedigend ist. 112 Leute aus dem Dorf haben eine entsprechende Petition unterschrieben. Lanciert hat diese Martina Futterlieb. «Weil wir einfach via amtliche Nachrichten vor vollendete Tatsachen gestellt wurden», sagt sie. In einem Dorf-Chat seien die Diskussionen schnell heissgelaufen. «Man muss doch etwas unternehmen», meinten mehrere. Martina Futterlieb tat es, auch weil sie als Mitarbeiterin in einer Non-Profit-Organisation mit dem politischen Prozedere vertraut ist. Stimmen gesammelt haben sie und vier weitere Leute aus dem Dorf ausschliesslich online. «Sonst wären es wohl noch viel mehr Unterschriften.»
Ihr Ziel lautet nicht, dass Besenbüren um jeden Preis beim Recycling-Paradies beteiligt ist. «Wir wollen einfach, dass die Meinung der Bevölkerung eingeholt wird.» Das habe sie gestört, dass der Gemeinderat die Beteiligung in Muri abgelehnt habe, ohne die Bevölkerung danach zu fragen. «Wenn die Mehrheit dagegen ist, dann passt das für mich», betont Martina Futterlieb. Sie verstehe, dass es gerade für die ältere Bevölkerung nicht problemlos ist, wenn die Entsorgung nicht mehr im Dorf möglich ist. «Aber auch jetzt ist die Sammelstelle nicht mitten im Dorf und nicht alle erreichen sie gut zu Fuss.» Für sie sei es viel effizienter, das Entsorgen mit einem Einkauf in Muri zu verbinden. Aber Martina Futterlieb betont: «Mit der Tatsache, dass nun die Bevölkerung mitreden kann, haben wir unser Ziel erreicht.»
Ja zu Muri wäre Nein zu eigener Sammelstelle
Gemeindeammann Mario Räber wehrt sich. «Wir haben uns an das Abfallreglement der Gemeinde zu halten. Darin ist ausdrücklich enthalten, dass die Kosten dafür selber tragen muss, wer den Abfall auswärts entsorgt.» Dieses Reglement sei aktuell in der Überarbeitung. «Eine eigenmächtige Missachtung oder punktuelle Anpassung des Reglements erschien dem Gemeinderat als unverhältnismässig.» Und Räber betont auch, dass das Gesprächsangebot des Gemeinderats an die Petitionäre zur Klärung bis heute nicht angenommen worden sei. Der Gemeinderat stellt aber am Politapéro klar, dass er nicht grundsätzlich dagegen sei, die Angebote in Muri zu nutzen und dafür zu zahlen. «Wenn die Bevölkerung das will, dann haben wir kein Problem damit.» Die Folge wäre dann einfach, dass die Sammelstelle in Besenbüren geschlossen würde – nur Hauskehricht und Grüngut blieben übrig. «Andere Gemeinden sind diesen Weg gegangen», weiss Räber.
Der Gemeinderat will dafür aber die Meinung der Bevölkerung einholen. Wie schon beim Thema Schulraum tut er dies mit einem Online-Dialog. Räber appelliert: «Bringt eure Ideen ein, präferiert Varianten, redet mit.» Die Umfrage-Ergebnisse würden zeigen, in welche Richtung es gehe. «Entschieden wird dann wie immer an der ‹Gmeind›.»
Das Recycling-Paradies in Muri ist einer der Knackpunkte. Auch weil an diesem Abend im vollen Waldhaus auch viele Voten dafür kamen, dass es einfacher, bequemer und ökologischer sei, das Glas, PET oder die Batterien direkt im Dorf zu entsorgen. Andere plädierten dafür, dass es sinnvoll sei, dies etwa mit einem Einkauf oder dem Arbeitsweg zu verbinden, und bevorzugen darum das Recycling-Paradies. Aber die Sammelstelle und die Entsorgung von Glas, PET, Dosen, Batterien und vielem mehr ist nicht der einzige Knackpunkt. Diskussionen löst auch das Grüngut aus.
Transport und Verarbeitung von Grüngut sind teuer
Bisher bringt die Bevölkerung dieses zur Sammelstelle. Und zwar grosse Mengen davon. 190 Kilogramm pro Person, viel mehr als im Durchschnitt aller ländlichen Gemeinden. Das Grüngut wird aktuell im Murimoos verarbeitet, Transport und Verarbeitung kosten jährlich 31 000 Franken – im Vergleich zu Preis und Menge bei Kehricht relativ viel. Varianten für Veränderungen gäbe es viele, allen voran die Sammlung, wie sie in 90 Prozent der Mittellandgemeinden praktiziert wird. Das würde aber voraussetzen, dass alle Haushalte einen geeigneten Platz für einen Container haben, zudem müssten alle Strassen vom Sammelwagen erreicht werden können. Auch ein Reinigungsdienst für die Grüncontainer wäre möglich. «Auch hier wollen wir eure Meinung abholen», appelliert Gemeinderat Peter Ammann an die Bevölkerung.
Ein entsprechender Online-Dialog läuft seit letzter Woche. Hier kann die Bevölkerung Varianten vergleichen, neue Ideen einbringen. Zum Grüngut, zur Papiersammlung, zum Recycling-Paradies – zu allen Aspekten der Entsorgung.