STROHFÜÜR
05.12.2025 Wohlen, KolumneZum Glück treten in Wohlen bei den Einwohnerratswahlen nur sieben Parteien respektive Gruppierungen an und nicht neun wie bei den letzten Grossratswahlen oder gar 52 wie vorletztes Jahr bei den Wahlen in den Nationalrat. Schon mit sieben ist es schwierig genug, dass alle einen Ort finden ...
Zum Glück treten in Wohlen bei den Einwohnerratswahlen nur sieben Parteien respektive Gruppierungen an und nicht neun wie bei den letzten Grossratswahlen oder gar 52 wie vorletztes Jahr bei den Wahlen in den Nationalrat. Schon mit sieben ist es schwierig genug, dass alle einen Ort finden für ihre Wahlfeier. Am Sonntag gibt es in Wohlen nicht viele offene Lokale, die sich für einen solchen Anlass einigen. Und so kam es, dass sich drei Parteien (GLP, SP und Grüne) am gleichen Ort trafen. Zwar waren vor vier Jahren schon drei Parteien im Chappelehof, aber da verteilt in verschiedene Säle. Jetzt drängten sich die Kandidaten und Sympathisanten alle im kleinen Restaurant Leo zusammen. Für sie war es ein einzig grosses Fest, schliesslich arbeiten ihre Parteien eng zusammen. Für den anwesenden Zeitungsredaktor war es hingegen eine Tortur. In diesem Gedränge und Lärm ein vernünftiges Gespräch zu führen oder schöne Bilder zu machen, das war eine Herausforderung. Und darum die Bitte: Sucht euch doch in vier Jahren wieder alle einen eigenen Raum. Wir kommen euch trotzdem alle besuchen.
Keine Probleme mit dem Gedränge hatte Rolf Küng. Im Gegenteil. Er ist einerseits Co-Präsident der Grünen. Aber anderseits ist seine Frau Monika Präsidentin des Vereins Leo und er somit Teil des Gastgeberteams. Darum begrüsste er in seiner Ansprache gleich alle Anwesenden – egal welcher Parteifarbe. Weil dies so gut geklappt hat, hielten nachher alle Parteien ihre Ansprachen vor dem gesamten inneren Ring. Anders wäre es in dem Gedränge nicht gegangen.
Das Gedränge im «Leo» ist allerdings nur bedingt schuld an einem Fehler, der es trotz Gegenlesen am Dienstag ins Blatt geschafft hat. War doch zu lesen, dass Olivier Parvex im ersten Wahlgang nur drei Stimmen gefehlt haben für den Einzug in den Gemeinderat. Das ist natürlich Quatsch. Zwar haben ihm damals nur drei Stimmen gefehlt zum absoluten Mehr, aber auch mit diesen wäre er am Schluss nur auf Platz 6 gelegen und als Überzähliger ausgeschieden. Nun hat es Parvex in der Ersatzwahl doch noch in die Regierung geschafft. Und unseren Fehler hat er zwar bemerkt, aber es hat ihn nicht gestört. «Wegen mir müsst ihr das nicht korrigieren», erklärt er. Wegen ihm nicht, aber wegen uns. Wenn wir Fehler machen, dann stehen wir dazu. Darum nochmals sorry.
Einer hielt sich während der Feier im «Leo» im Hintergrund. Der noch amtierende Gemeindeammann Arsène Perroud. Und doch wurde er speziell erwähnt. «Trotz seiner Abwahl hat er uns im Wahlkampf sehr stark unterstützt, das ist nicht selbstverständlich, dafür hat er einen grossen Dank verdient», sagte SP-Präsidentin Laura Pascolin in ihrer Rede. Der grosse Applaus danach war der Beweis, dass sie mit dieser Meinung nicht allein dasteht.
An einem solchen Wahlsonntag gibt es nicht nur Gewinner. Sondern auch solche, die eigentlich froh sind, dass sie es nicht geschafft haben. So ging es etwa Seraina Arnet von der SP. Vom Listenplatz 18 gestartet, landete sie auf Platz 7 und damit auf dem zweiten Ersatzplatz. Dabei ist sie so engagiert, sie hätte eigentlich gar keine Zeit, erzählt Schwester Martina, die im Gegensatz dazu gewählt wurde. Glück gehabt, kann man da nur sagen.
Chregi Hansen
