Peter Füglistaler, ehemaliger Direktor Bundesamt für Verkehr, in Wohlen aufgewachsen.
Am vierten Montag im November findet in Bern der Zibelemärit statt. Die Bauern aus dem Umland bringen traditionell ihre Zibelezöpf in die ...
Peter Füglistaler, ehemaliger Direktor Bundesamt für Verkehr, in Wohlen aufgewachsen.
Am vierten Montag im November findet in Bern der Zibelemärit statt. Die Bauern aus dem Umland bringen traditionell ihre Zibelezöpf in die Stadt. Los geht es unchristlich früh um sechs Uhr morgens und die richtigen Bernerinnen und Berner strömen durch die Gassen, um die schönsten Zöpfe zu suchen, zu vergleichen und zu kaufen. Gegen die Kälte (und dieses Jahr gegen den strömenden Regen) hilft Glühwein und Käsekuchen. Erfahrene Zugezogene gehen am späteren Nachmittag in die Stadt, da hat es weniger Leute und die Zibelezöpf sind billiger.
Der Zibelemärit ist ein Symbol für das Zusammenleben von Stadt und Land. Der Sage nach geht der Märit auf das Jahr 1405 zurück. Nach dem Stadtbrand sollen die Freiburger den Bernern geholfen haben und als Dank durften sie im Herbst ihre Produkte in der Stadt anbieten. Wer die Rivalität zwischen Berner und Freiburgern kennt, die sich heute noch bei Eishockey-Spielen zeigt, weiss, dass nicht nur der Röstigraben dafür übersprungen werden musste.
In der Stadt Bern habe ich den Eindruck, dass das Land viel näher und einflussreicher ist als im Freiamt. Die Berner und Bernerinnen sind sich bewusst, dass sie in einem Agrar- und Bergkanton leben, was sich jährlich an der BEA ausdrückt. Die landwirtschaftlichen Hallen freuen sich über Zuspruch, auch wenn die wenigsten Besucher einen Muni oder ein Pferd kaufen wollen.
Wenn man die Zusammensetzung der Berner Gemeindeparlamente anschaut, so sieht dies nach einer starken Polarisierung des Kantons aus: In den (wenigen) städtischen Gebieten stimmen drei Viertel Mitte bis links, wenige Kilometer weiter ist es genau umgekehrt: Hier dominieren die Bürgerlichen mit einer klaren Vormacht der SVP.
Eine solch ländlicher Gemeinde- und Einwohnerrat ist nun auch in Wohlen Realität. Die Chly-Pariser könnten von den Bernern lernen, dass sich trotz der unterschiedlichen politischen Ausrichtung alle als Bernerinnen und Berner fühlen. Sie ziehen am Zibelemärit morgens früh durch die Gassen und stehen bei Fussball- und Eishockey-Spielen geschlossen zusammen, um das Beste für die Region zu erreichen. Das wünsche ich auch Wohlen.