Gemeinsam gegen Gewalt
03.10.2025 Wohlen, JugendOffene Jugendarbeit organisierte einen Gewaltpräventionstag
Auf Wunsch einer Gruppe Jugendlicher führt die Jugendarbeit Wohlen mit den umliegenden Jugendarbeitsstellen einen Gewaltpräventionstag durch. Dabei waren das Demolieren und das Besprayen von ...
Offene Jugendarbeit organisierte einen Gewaltpräventionstag
Auf Wunsch einer Gruppe Jugendlicher führt die Jugendarbeit Wohlen mit den umliegenden Jugendarbeitsstellen einen Gewaltpräventionstag durch. Dabei waren das Demolieren und das Besprayen von «Schrottautos» der Höhepunkt.
Monica Rast
Tröpfchenweise trudeln Jugendliche auf dem Oerlikon-Metco-Areal ein. Einige mit Velos, andere kamen mit Elektroroller oder nutzen bequem den Bus, wie eine Gruppe aus Bremgarten. «Der Zeitpunkt ist ein wenig ungünstig», meint Julia Seeholzer von der Offenen Jugendarbeit Wohlen. «Eigentlich hätte der Anlass im Sommer stattfinden sollen. Doch da spielte das Wetter nicht mit und jetzt am Verschiebedatum haben die Ferien begonnen.»
Nichtsdestotrotz wollen die Organisatoren den Event durchführen und erste Erfahrungen sammeln. Zumal die Möglichkeit im Raum steht, einen weiteren solchen Anlass zu planen, falls der Wunsch vonseiten der Jugendlichen bestehen würde.
Die ursprüngliche Idee zu dem Gewaltpräventionstag stammt von den Jugendlichen selber. Eine kleine Gruppe aus Wohlen kam mit dem Wunsch auf die Mitarbeitenden der Jugendarbeit zu. Dabei wollten sie auch weitere Personen miteinbeziehen.
In der Vorbereitungsphase zu diesem Event entstand eine positive Zusammenarbeit zwischen den Jugendlichen und den Jugendarbeitsstellen aus Merenschwand, Muri, Villmergen und Dottikon.
Kontrollierter Abbau negativer Emotionen und Frust
Im Fokus steht dabei nicht die Konfrontation oder Zerstörung, sondern der kontrollierte Abbau negativer Emotionen wie Wut oder Frust.
Unter Aussicht der Jugendarbeitenden dürfen sich Jugendliche mit Hammer, Baseballschläger. Brecheisen oder Golfschläger an zwei Autos austoben. Einmal ohne Konsequenzen drauflos schlagen, Spiegel zertrümmern. Autoscheiben einschlagen, Scheibenwischer abbrechen oder die Lichter zerschlagen. Und ganz nebenbei dürfen die Fahrzeuge mit Spraydosen besprüht werden. Alles ganz legal.
Gut geschützt werden immer zwei Jugendliche auf den abgesperrten Platz gelassen, während sich die nächsten schon einkleiden und auf ihren «Einsatz» warten.
Das «Autoschrotten» ist sicherlich das Highlight des Tages. Doch auch die anwesenden Blaulichtorganisationen bekommen eine Portion Aufmerksamkeit.
Blaulichtorganisationen geben Einblicke in ihr Schaffen
Neben den Autos und einem aufgestellten Boxautomaten stehen auch die Feuerwehr und ein Rettungswagen auf dem Areal. Sie möchten den Jugendlichen ihre Arbeit etwas näherbringen.
Stefan Suter von der Firma asteam unterstützt gerne solche Projekte mit Jugendlichen. «Ich möchte den Jugendlichen aufzeigen, dass jemand das Ganze aufräumen muss, wenn sie einen ‹Seich› machen. Gleichzeitig das Bewusstsein fördern, damit sie gewisse Sachen unterlassen.»
So dürfen sie sich unter fachkundiger Anleitung von Suter mit einem Feuerlöscher an einen brennenden Topf wagen oder versuchen eine Tür aufzubrechen. «Hier hilft rohe Gewalt überhaupt nicht», erklärt Suter, «es braucht die richtige Technik.» Diese Erkenntnis ist beim gelungenen Türaufbrechen den Jugendlichen ins Gesicht geschrieben.
Ein besonderes Anliegen liegt Stefan Suter im Gespräch mit den Jugendlichen am Herzen: «Keine Gewalt gegen Retter.» Vor allem der Verkehrsdienst der Feuerwehr wird bei einem Einsatz angefeindet. «Den Vogel zeigen, hupen oder ausrufen sind schon Tagesordnung», meint Suter. Härter trifft es den Rettungsdienst, welcher sich regelmässig mit körperlicher Gewalt auseinandersetzen muss. «Das muss nicht sein», betont der Angehörige der Feuerwehr.
Auch der Rettungswagen wird von den Anwesenden mit grossem Interesse inspiziert. Des Weiteren liegen auf einem Tisch verschiedene Karten auf, welche die einzelnen Drogen und ihre Auswirkungen beschreiben. Nicht wenige davon fördern bei Einnahme das Gewaltpotenzial. Eine kleine Schulung, wie man eine Wunde versorgt und sich einen Wundverband oder Druckverband anlegt, rundet das Ganze ab.
Offen für alle
«Ich finde den Anlass eine megacoole Sache», meint Seeholzer. Diese Aussage hört man auch immer wieder bei den Jugendlichen. Wenn sie nicht gerade bei den Posten beschäftigt sind, sitzen sie in Gruppen zusammen oder nutzen die Gelegenheit, sich im Beizli zu stärken.
Die Message hinter dem Ganzen: Jugendliche dürfen hier ihre Emotionen rauslassen, dürfen etwas zerstören und legal besprayen. Ein weiterer positiver Aspekt – die Jugendlichen lernen andere Jugendliche ausserhalb ihrer Gemeinde kennen. «Leider sind die zwei Jungs aus dem Initiantenteam nicht anwesend», erklärt Julia Seeholzer. «Sie sind enttäuscht, dass sie nicht dabei sein können, und hätten gerne Auskunft gegeben. Sie haben sich sogar vorbereitet. Doch manchmal klappt nicht alles.»
Für die Anwesenden ist der Event auf jeden Fall gelungen. Und dies, nur weil sich andere Jugendliche Gedanken zu einem Problem gemacht und etwas dagegen unternommen haben. Hut ab vor so viel Einsatz, um einen anderen Weg aufzuzeigen.