STROHFÜÜR
12.09.2025 Wohlen, KolumneDa standen sie stramm vor dem Waldhaus Chüestellihau, sangen die Nationalhymne – und staunten. Gemeint sind die Teilnehmenden an der 7. Freiämter Landsgemeinde der SVP. Für sie alle ist die Landeshymne Pflicht. Wer sie nicht gänzlich auswendig kann, nimmt ein Blatt ...
Da standen sie stramm vor dem Waldhaus Chüestellihau, sangen die Nationalhymne – und staunten. Gemeint sind die Teilnehmenden an der 7. Freiämter Landsgemeinde der SVP. Für sie alle ist die Landeshymne Pflicht. Wer sie nicht gänzlich auswendig kann, nimmt ein Blatt zur Hilfe. Alles gut so. Aber warum staunten alle denn so prächtig? Es war die Stimme von Julia Frischknecht von der GLP, die Vizepräsidentin des Einwohnerrates ist ausgebildete Sängerin. Und ihr «Tritts im Morgenrot daher» stellt so ziemlich alles in den Schatten. Einfach gigantisch gut. Grandios.
Damit hat sich Julia Frischknecht, die die offiziellen Grüsse der Gemeinde Wohlen überbrachte, sogar ins Herz des obersten SVPlers gesungen. Marcel Dettling, Präsident der SVP Schweiz, rühmte sie in den höchsten Tönen. Schön und gut. Aber Dettling konnte sich einen Seitenhieb nicht verkneifen. Ob sich denn die Grünliberalen nicht doch lieber dem Singen anstatt dem Politisieren widmen wollen, meinte er während seiner Rede. Und Julia Frischknecht? Die nahms mit Humor auf. Sie solle gut zuhören bei seiner Rede, erklärte er weiter, «vielleich nehmen wir dich dann bei uns auf».
Marcel Dettling gab jedenfalls nicht den dominanten Parteichef ab. Lockerheit und ein Schuss Humor waren ihm beim Auftritt in Wohlen wichtig. Beim Thema Armee ist bei ihm allerdings fertig lustig. Die Armee sei von Links-Grün totgespart worden, wetterte er. Bei einer Debatte sei tatsächlich dieser Gallati zu ihm gekommen – und habe reklamiert. Kaum gesagt, bemerkte er den Fehler. Nein, nicht Regierungsrat Jean-Pierre Gallati, sondern Grüne-Nationalrat Glättli habe sich bei ihm beschwert. Bei der Armee der Zukunft müsse man darauf achten, dass Armeeangehörige schon mal ein freies Wochenende oder Ferien haben, forderte Glättli. Dettling reagierte schlagfertig: «Klar doch. Stellen wir uns vor, die Schweiz wird angegriffen. Und wir rufen denen entgegen: ‹Tschuldigung, mer send grad i de Ferie›.»
Man müsse immer genau hinsehen, in Bundesbern und in den Gemeinden, sagte der SVP-Boss noch. Auch auf Gemeindeebene müsse man diverse Ausgaben anschauen und «einfach stoppen, und das machen halt nur unsere Leute von der SVP». Neue Vögte brauche das Land allerdings nicht, so Dettling, «aber diesen einen Vogt in Wohlen wollen wir». Diese Wahlkampfunterstützung für den Gemeindeammann-Kandidaten Roland Vogt von oberster Stelle kam an der Freiämter Landsgemeinde natürlich bestens an. «Dettling hat uns aus dem Herzen gesprochen», lautete die einhellige Meinung.
Die Gemeinde Wohlen will beim 850-Jahr-Jubiläum gross feiern. Und grosszügig anrichten. Prima so. Für Publikationen wurden stolze 250 000 Franken ins Budget aufgenommen. Viel zu viel, das müsse man kürzen, reklamierte der Einwohnerrat, der dann die Gesamtsumme von 1,27 auf 1,1 Millionen reduzierte. Der Gemeinderat kann nun selber entscheiden, wo er wie viel einsparen will. Apropos Publikation. Der FC Wohlen gab im 2004 ein 100-Jahr-Buch heraus. Noch heute ein prächtiges Nachschlagewerk, von einem tollen Team realisiert (sorry, der Schreibende war auch dabei). Das 300-seitige Buch brachte mehr Einnahmen als Ausgaben hervor – ist nur so ein kleiner Tipp.
Daniel Marti