Grosse Investition
Die Gemeinde Villmergen beantragt an der «Gmeind» für die Realisierung eines modernen Batterieenergiespeichersystems einen Kredit über 3,58 Millionen Franken.
Flexibler reagieren können
...Grosse Investition
Die Gemeinde Villmergen beantragt an der «Gmeind» für die Realisierung eines modernen Batterieenergiespeichersystems einen Kredit über 3,58 Millionen Franken.
Flexibler reagieren können
Traktanden der Gemeindeversammlung Villmergen vom 12. Juni
Die Zahl der Solaranlagen in der Gemeinde nimmt rasant zu. Diese positive Entwicklung bringt Herausforderungen mit sich. Um das eigene Netz zu stabilisieren und besser auf die Preisschwankungen reagieren zu können, wollen die Gemeindewerke ein Batterieenergiespeichersystem in Betrieb nehmen.
Chregi Hansen
Zum Nulltarif gibt es diese Lösung nicht. Satte 3,58 Millionen Franken kostet die Realisierung eines solchen Batterieenergiespeichers BESS. Doch diese Investition lohnt sich, sind Gemeinderat und Gemeindewerke überzeugt. Je nach Entwicklung der Strompreise kann die Anlage nach 5 bis 9 Jahren amortisiert werden.
Zuverlässigkeit erhöhen
Die finanziellen Überlegungen hinter dem Projekt sind das eine. Es gibt auch andere Gründe, welche die Investition sinnvoll machen. So, wie viele Private heute beim Bau einer eigenen Solaranlage auf dem Dach auch gleich einen Speicher im Keller installieren, so wollen auch die Gemeindewerke in Zukunft zeitlich flexibler werden. Die Zahl der Solaranlagen auf dem Gemeindegebiet ist in den vergangenen Jahren fast schon explodiert. Waren es vor fünf Jahren noch knapp 50 Anlagen mit einer Leistung von rund 3000 kWp, so waren es im vergangenen Jahr schon rund 250 Anlagen und hat sich die Leistung mehr als verdreifacht. Das Problem dabei: Die Menge des selbst produzierten Stroms ist stark abhängig von Tageszeit und Wetterbedingungen.
Einfach ausgedrückt: Der Strom steht nicht immer dann zur Verfügung, wenn er gebraucht wird. Einfaches Beispiel: Viele Unternehmen im Industriegebiet haben grosse Anlagen auf ihren Dächern installiert. Den Grossteil der produzierten Energie nutzen sie gleich selber. Aber was, wenn nicht gearbeitet wird, beispielsweise an den Wochenenden? Und was, wenn der Himmel nass und trüb ist und die Solarzellen keinen Strom liefern? Die Erzeugung und der Verbrauch müssen ständig ausgeglichen sein. Daher ist die Speicherung von überschüssiger Energie unerlässlich und ein wichtiger Baustein. Nur so ist es möglich, die Produktion von elektrischer Energie kurzfristig an die aktuelle Nachfrage anzupassen. Die macht das lokale Netz stabiler und verbessert die Zuverlässigkeit der Villmerger Energieversorgung entscheidend.
Baurechtsvertrag über 25 Jahre abschliessen
Die Gemeindewerke haben eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben und kommen zum Schluss, dass sich die Realisierung eines Batterieenergiespeichersystems lohnt. Als geeignete Grösse wurde eine Leistung von 3500 Kilowatt (kW) und eine Kapazität von 7000 Kilowattstunden (kWh) errechnet. Mit dieser Speicherkapazität könnten rund 600 Haushalte für einen Tag mit Strom versorgt werden. Auch ein geeigneter Standort für die Anlage wurde bereits gefunden. Die Behr Bircher Cellpack BBC ist bereit, einen 300 Quadratmeter grossen Teil ihres Grundstücks im Baurecht zur Verfügung zu stellen. Der Baurechtsvertrag läuft über 25 Jahre mit Option auf Verlängerung, der Baurechtszins beläuft sich auf 8000 Franken pro Jahr.
Die Kosten für das Speichersystem selber belaufen auf 3,58 Millionen Franken. Finanziert wird es zu 100 Prozent aus dem Vermögen der Spezialfinanzierung des Elektrizitätswerks. Der Einsatz des BESS kann sehr flexibel gestaltet werden und sich den Markt- und Umweltsituation anpassen. Berechnungen haben ergeben, dass sich pro Jahr Erträge in der Höhe von rund 570 000 Franken erzielen lassen. Gemeinderat und Gemeindewerke sprechen sich daher klar für die Realisierung aus.
Zustand der Kanalisation untersuchen
Ein weiterer Verpflichtungskredit über 751 000 Franken betrifft das Villmerger Abwasser. Aktuell ist die Gemeinde daran, einen neuen generellen Entwässerungsplan zu erstellen, da die alten Pläne schon rund 20 Jahre alt sind. Bisher wurde das Abwasserkataster überprüft und wurden private Sammelleitungen auf ihren Zustand überprüft. Jetzt soll auch noch der Zustand der Gemeindekanalisation und der Entwässerungsanlagen kontrolliert werden. Der Kredit wird benötigt für die geplante Zustandsaufnahme. Mit den Arbeiten soll dieses Jahr gestartet werden.
Noch einmal Thema BNO
Und einmal mehr, aber vermutlich zum letzten Mal, ist die Revision der BNO ein Thema. Diese wurde zwar im September 2021 genehmigt, einige Punkte mussten aber aufgrund verschiedener Anträge nochmals überprüft werden. Fünf der sechs Punkte konnten inzwischen bereinigt werden, sie wurden an der letzten «Gmeind» genehmigt. Nur in Bezug auf die Unterschutzstellung des Lindenhofs in Hilfikon konnte bislang keine Einigung erzielt werden. Der Kanton drängt drauf, das Gebäude unter Schutz zu stellen, der Eigentümer und mit ihm die Mehrheit der Stimmbürger ist dagegen.
Der Gemeinderat kann die fachlichen Überlegungen des Gutachters, welche den Schutzstatus dringend empfiehlt, gut nachvollziehen. Nachdem die Gemeindeversammlung bereits zweimal Nein gesagt hat, wertet er den Volkswillen aber höher. Und schlägt darum selber vor, das Gebäude nicht unter kommunalen Substanzschutz zu stellen.
Die Traktanden
An der Gemeindeversammlung vom 12. Juni (19.30 Uhr, Mehrzweckhalle) werden folgende Geschäfte behandelt: 1. Protokoll. – 2. Rechenschaftsbericht. – 3. Rechnung inklusive Bilanz und Investitionsrechnung. – 4. Kreditabrechnung Schulzimmersanierungen in der Schulanlage Hof. – 5. Verpflichtungskredit von 751 300 Franken für die Zustandsaufnahmen der Gemeindekanalisation und der Versickerungsanlagen im Zusammenhang mit dem Generellen Entwässerungsplan 2. Generation. – 6. Realisierung eines Batterieenergiespeicher-systems (BESS) im Baurecht auf der Parzelle 3830 der Behr Bircher Cellpack BBC AG: a) Verpflichtungskredit über 3,578 Millionen Franken für die Realisierung; b) Baurechtsvertrag für 25 Jahre mit der Behr Bircher Cellpack BBC AG. – 7. Teiländerung Nutzungsplanung Siedlung und Kulturland. – 8. Gemeindeverband Feuerwehr Rieten-berg: a) Totalrevision der Satzungen der Feuerwehr Rietenberg; b) Totalrevision des Gebührenreglements. – 9. Verschiedenes und Umfrage.