STROHFÜÜR
13.12.2024 WohlenMan hatte es erahnen oder ein wenig befürchten müssen, dass die Einwohnerratssitzung vom vergangenen Montag ein Härtetest werden könnte. Ganze viereinhalb Stunden dauerte die Sitzung des Dorfparlaments. Dominiert von der Debatte rund ums Budget 2025. Die Strapazen wurden ...
Man hatte es erahnen oder ein wenig befürchten müssen, dass die Einwohnerratssitzung vom vergangenen Montag ein Härtetest werden könnte. Ganze viereinhalb Stunden dauerte die Sitzung des Dorfparlaments. Dominiert von der Debatte rund ums Budget 2025. Die Strapazen wurden zwar von zwei Pausen ein wenig gelindert, aber als Einwohnerratspräsident Marc Läuffer um 22.30 Uhr fragte, ob denn die Mitglieder des Einwohnerrates noch voll bei Kräften seien, war die Antwort klar. Es reichte. Sitzungsabbruch nach sieben Traktanden. Vier Traktanden wurden verschoben – bis ins Jahr 2025. Die nächste Sitzung findet dann am Montag, 10. März, statt. Dann muss der Einwohnerrat erst noch ausweichen. Vom Casino in den Chappelehof. Fasnacht heisst der Grund für die Züglete.
Obwohl die Sitzung sehr lange dauerte, hatte Einwohnerratspräsident Marc Läuffer alles bestens im Griff. Bis zum Schluss forderte er Disziplin. Als dann beim letzten Traktandum plötzlich Seitenhiebe verteilt wurden, schritt er sofort ein. Der Entwicklungsrichtplan Rigacker weise viel Qualität auf, lautete eine Meinung. Qualität, die schon bei den Planungskrediten für die zwei Schulhäuser vorhanden war, aber anscheinend nicht erkannt wurde … Das Volk versenkte die Kredite an der Urne recht deutlich. Das war dem Einwohnerratspräsidenten dann zu viel. «Bitte keine ideologischen Spielereien», sagte er. «Und schon gar nicht um diese Zeit.» Gut gemacht.
Es gab natürlich bei der Steuerfuss-Auseinandersetzung auch ganz scharfe Voten. Beispielsweise sprach Renato Hübscher (SVP) Klartext. Eine Steuerfusserhöhung sei kein «finanzieller Rettungsring», wetterte er, «es ist ein Offenbarungseid, der nichts anderes bedeutet, als dass man das Versagen des Gemeinderates direkt an die Bevölkerung weiterleitet beziehungsweise man verlangt von der Bevölkerung, den Preis für das eigene Scheitern zu bezahlen. Die Menschen sollen mit ihrem hart erarbeiteten Vermögen für fehlende Führungsstärke bezahlen.» Happige Worte. In der Privatwirtschaft würde «ein Geschäftsführer angezählt werden».
Da liess einer seinen ganzen Frust am Rednerpult ab. Renato Hübscher ging dabei so ziemlich an die Schmerzgrenzen. Und er forderte bei der Finanzpolitik sogar eine Revolution. Und Gemeindeammann Arsène Perroud war bei nächster Gelegenheit nicht einmal um eine lockere Antwort verlegen. Er habe eigentlich gedacht, so Perroud, dass eine Revolution stets eine «Sache der Linken ist».
Beim lieben Geld scheiden sich die Geister. Das war schon eine Woche zuvor bei der Versammlung der Ortsbürgergemeinde der Fall. Da hatte der Gemeinderat die Aufgabe, ein Kaufangebot der Nachbarparzelle zu prüfen und einzuholen. Die Stach Investment AG will dort bauen – und ärgert damit die Ortsbürgergemeinde, die Nachbarin. Das Angebot ist krass ausgefallen: 2404 Franken pro Quadratmeter will die Stach AG. Notabene für ein Landstück an schwieriger Lage, wo sogar um ein Durchfahrtsrecht gekämpft werden muss. «Ein horrender Preis», betonte Ruedi Donat, der das Kaufsangebot vom Gemeinderat verlangt hatte. Der Preis liege jenseits von Gut und Böse und das Angebot sei ungebührlich. Richtig.
Daniel Marti