Heidi Ehrensperger, Bremgarten.
Wie sauber wollen wir es haben?
Kürzlich kreuzte ich einen Menschen, der mit Visier, Pamir und Arbeitskleidung geschützt, die Gasse mit dem Laubbläser leerblies. ...
Heidi Ehrensperger, Bremgarten.
Wie sauber wollen wir es haben?
Kürzlich kreuzte ich einen Menschen, der mit Visier, Pamir und Arbeitskleidung geschützt, die Gasse mit dem Laubbläser leerblies. Wir schauten uns an – und schon spürte ich einen Schmerz an Gesicht und Hand. Am einen Finger blutete es leicht, im Gesicht hatte ich Glück, das ging am Auge vorbei. Wozu braucht es diese Dinger, die auch alle Insekten töten? Ein Laubbläserverkäufer formuliert es so: «Ein tolles Gerät, super effizient, super hilfreich, doch leider völlig missverstanden.» Duden meint: «Laubbläser, der, maskulin, wird im Gartenbau verwendet». Ein Synonym wäre Nervensäge, das steht aber nicht im Duden. Laut Bundesamt für Umwelt sollte man «nie in Richtung von Personen blasen, nicht immer Vollgas geben und den Einsatz sinnvoll planen». Die Stadt Graz hat den Laubbläser verboten. Zürich erlaubt ihn nur für drei Monate im Jahr. Könnte man auf die Kulturtechnik des Wischens zurückgreifen? Nicht das auf dem Handy, sondern «fürbe», wie man das in St. Gallen nennt. Also kehren, reinigen mit einem Besen. Es gibt handwerklich schön gefertigte Besen, in Formen, die so gut sind, dass sie unverändert mehrere Jahrhunderte überdauern: Strassenbesen, Stallbesen (aus Reisig, daraus wurde der «Reisbesen»), Saalbesen (Haarbesen), Strohbesen etc. – und sie alle haben sogar einen eigenen Raum: die Besenkammer. Oder mindestens einen Besenkasten.
Vielleicht denken sie, das sei ja romantisch, über Besen nachzudenken, ich hätte wohl noch keinen in der Hand gehabt? Weit gefehlt. Auch jetzt wische ich die Küche lieber mit dem Haarbesen, als dass ich den Staubsauger hervorhole. Und als Kind musste ich mit dem Reisbesen am Samstag den grossen Hausplatz kehren – und bis zum Läuten der Kirche um 17 Uhr damit fertig sein. Meine Blasen am Daumen waren es bis dahin auch.
Die Ortschaft Besenbüren im Freiamt hat nichts mit Besen zu tun. Die drei Bürstenhölzli-Fabriken, die es in Bremgarten noch im 20. Jahrhundert gab, hingegen schon.
«In die Ecke, Besen! Besen! Seids gewesen. Denn als Geister ruft euch nur, zu seinem Zwecke, erst hervor der alte Meister.» So wurden in Goethes «Zauberlehrling» die Monster ruhiggestellt. An ihrer Stelle lärmen jetzt Laubbläser.