Felix Bingesser, ehemaliger Sportchef beim «Blick», wohnt in Waltenschwil.
Thunfische statt Wahlfische
Wann kommen die Maulwürfe aus dem Boden? Bei Frost im Winter und bei extremer ...
Felix Bingesser, ehemaliger Sportchef beim «Blick», wohnt in Waltenschwil.
Thunfische statt Wahlfische
Wann kommen die Maulwürfe aus dem Boden? Bei Frost im Winter und bei extremer Trockenheit im Sommer. Und alle vier Jahre bei den Wahlen.
Dann hangeln sich die Politiker, die sich lange versteckt haben, in den Feldern rechts und links der Strassen wie die Maulwürfe an den Holzpfählen empor. Und lächeln uns, im Bemühen zuversichtlich und energetisch zupackend zu wirken, meist ziemlich verkrampft entgegen. Die Felder werden wieder zu Wiesen der Hoffnung. Da weiden bekanntlich auch viele Narren.
Jedenfalls ist in diesem Freiluft-Fotoalbum von der herbstzeitlosen Hausfrau über den ungestümen Jungstudenten bis hin zu Pippi Langstrumpf und James Bond alles vertreten. Letzterer will sogar relativ unbescheiden alle Probleme lösen. Was hat er denn bis jetzt gemacht? Probleme geschaffen?
Wahlplakate gibt es seit den 50er-Jahren. Und zu meinem Erstaunen soll dieses kuriose Kabinett der Eitelkeiten und leeren Versprechungen offenbar auch 2024 noch eine Wirkung haben. Es scheint, als habe die Digitalisierung an der Grenze zum Freiamt haltgemacht.
Als Stimmbürger haben wir die Qual der Wahl. Und Wahlen sind ja vergleichbar mit einem Besuch in der Pizzeria. Man studiert die Speisekarte, staunt über die unzähligen Varianten, die es gibt. Und kann sich kaum entscheiden. Aber lange über der Karte zu brüten, bringt nichts. Denn es spielt gar keine grosse Rolle. Am Ende hat man einen mit Tomaten bestrichenen Klumpen Teig auf dem Teller.
Es ist wie bei den Wahlplakaten. Es tönt alles wunderbar. Auf dem Teller aber folgt dann die Ernüchterung. Entscheidet man sich für die grüne Variante, ist ein wenig mehr Rucola drauf. Da drohen dann aber schnell mal unangenehme Blähungen. Die Variante mit den Speckwürfeli auf der anderen Seite kann in einem Stammtischbierbauch enden. Und würzen muss man ja sowieso selber.
Wenn wir schon bei der Bildsprache sind, dann betrachten wir die Wahlen noch aus der Sicht eines Meeresbiologen. Wahlfische gibt es wie Sand am Meer. Aber man bräuchte Leute, die was tun. Also Thunfische. Die sind gefährdeter als die Walfische. Die Bestände der Thunfische sind in den letzten Jahren um bis zu 90 Prozent geschrumpft.