Annemarie Keusch, Redaktorin.
Moin
Wie hoch die Zahl am Ende der zwei Wochen war, weiss ich nicht. Hoch, sehr hoch. So viel sei verraten. Täglich mindestens 15-mal, also total mindestens 210-mal ...
Annemarie Keusch, Redaktorin.
Moin
Wie hoch die Zahl am Ende der zwei Wochen war, weiss ich nicht. Hoch, sehr hoch. So viel sei verraten. Täglich mindestens 15-mal, also total mindestens 210-mal «Moin». Ein kurzes, knappes Wort, das die nördliche Herzlichkeit zusammenfasst. Die Herzlichkeit, die eben wenige Buchstaben braucht, die vielleicht etwas salopp daherkommt, die auch einmal gebrummelt wird – so wie die Menschen im Norden, auf den Nordfriesischen Inseln, eben sind. Der Gruss «Moin» stamme ursprünglich aus dem Plattdeutschen, lese ich im Internet. Er könne hergeleitet werden aus dem plattdeutschen Wort moi, was «angenehm, gut, schön» bedeutet.
Angenehm, gut und schön. So lässt sich der Urlaub auf den Nordfriesischen Inseln zusammenfassen. Die Wanderung um die Odde Amrums, die nördlichste Spitze der Insel. Die Suche nach den kleinen Köpfen der Seehunde, die auf der Fährüberfahrten aus der Nordsee ragen. Der Genuss der vielen verschiedenen Fischgerichte (auf «Krabben» die eigentlich Garnelen sind, haben wir verzichtet – erst recht als wir wussten, dass deren Fang pro Kilogramm 15 Kilogramm Beifang auslöst, der nicht selten auch verletzt wieder ins Meer geworfen wird). Die weiten Spaziergänge, die windigen Velofahrten, die schönen Sonnenuntergänge, der leckere Mohnkuchen, das erfrischende Bad im Meer. Und eben das Moin.
Ob morgens in der Früh, am Mittag, nachmittags oder spätnachts. Moin geht immer. Moin sagen alle, ob per Sie (ist im Norden sowieso kaum jemand) oder per Du. Moin gilt für alle. Und das Wort wurde übrigens schon in den 80er-Jahren in den Duden aufgenommen und gilt somit als allgemein anerkannte Grussformel. Der Gruss existiert aber nicht erst seit der Aufnahme in den Duden. Tatsächlich gibt es über 200 Jahre alte Nachweise zum Bestehen. Aber erst in den 1970er-Jahren etablierte sich Moin in allen Bevölkerungsschichten in Norddeutschland.
Es steht auf T-Shirts, auf Tassen, auf Mützen – das «Moin» ist hier omnipräsent und stellvertretend für die nordfriesische Kultur. «Moinmoin» geht übrigens gar nicht. Das wäre schon zu viel und ein Indiz dafür, ein «Laferi» zu sein. Und wenn sie etwas nicht sind, die Nordfriesen, dann Plaudertaschen.