Caroline Doka, freischaffende Journalistin, in Wohlen aufgewachsen, lebt heut in der Nähe von Basel.
Sommerglück
Stille in den Gärten ringsumher. Stille auch in meinem Büro. Kaum E-Mails, ...
Caroline Doka, freischaffende Journalistin, in Wohlen aufgewachsen, lebt heut in der Nähe von Basel.
Sommerglück
Stille in den Gärten ringsumher. Stille auch in meinem Büro. Kaum E-Mails, niemand will etwas von mir, auch meine Schulworkshops für psychische Gesundheit haben Pause. Sommerferien. Ganz in Ruhe kann ich vor mich hinarbeiten, vom frühen Morgen bis in die Nacht. Ich liebe diese Zeit, wenn die Menschen sich irgendwo auf der Welt vom Alltag erholen und ich abtauchen kann in meine Arbeit. Diesmal in ein Buchprojekt über den Hersteller der ersten Schweizer Briefmarke. Das Jubiläum ist bald. Was kann mir Besseres passieren als die Stille eines Sommers?
Wenn der Tag erwacht, laufe ich hinterm Haus den Hügel hoch. Meditative Ruhe. Im Wald kein Mensch. Nur ein Reh an immer derselben Stelle. Bald sind wir vertraut. Was sein Tag wohl bringt? Ich laufe weiter, halte zuoberst kurz inne, blicke über die Hügel und Wälder und kehre zurück. Erfüllt von diesem Schönen – und oft mit den nächsten Sätzen für mein Buch im Kopf. Sie fallen mir einfach so zu.
Wie danach die Zeit verfliegt. Ich stecke tief in Recherchen und im Schreiben. Es wird Mittag. Es wird Abend. Es wird Nacht. Ich merke es kaum. Der Sommer zieht an meinem Fenster vorbei. Für mich findet er in den frühen Morgenstunden statt.
Dann gönne ich mir ein paar Tage auf dem Rennrad. Passfahren in den Bergen. Am Stilfserjoch viele weitere Veloverrückte. Kurve um Kurve radle ich die 48 Kehren bergauf. Bei einer Pause plaudert ein Mitstreiter mit mir, verschwitzt und strahlend vor Glück. Seit Jahren träume er vom Stilfserjoch, nun ist es so weit. Ein Foto mit dem Unbekannten, dann fahre ich weiter, Kehre um Kehre. Auf dem Pass im Getümmel der Gipfelhelden wieder mein Unbekannter, jetzt vollends euphorisiert. Die Freude springt auch ihm aus jeder Pore. Ein gemeinsames Foto mit Gipfelglück und Passschild, dann fährt jeder in sein Leben zurück.
Ich zu meinem Projekt. Die Welt vor meinem Fenster dreht sich weiter, ich bin wie in einem Tunnel und komme gut voran. Morgens lade ich die Batterien im Wald, begegne meinem Reh, dann tauche ich in die Welt des Buches ein. Manchmal trete ich gedankenverloren vors Haus, ganz erstaunt über die Sonne, das Grün, den Sommer. Im Wasserfass blüht eine Seerose. Kleine Dinge machen mein Sommerglück. Und davon gibt es ganz viele.