Strohfüür
12.04.2024 Wohlen, Kolumne, MeinungenDie Ausstellung «Wiedersehen macht Freude» war ein grosser Erfolg. Endlich wurden die 358 Kunstwerke, die der Gemeinde Wohlen gehören, ins Rampenlicht gerückt. 186 davon schlummern in der Regel im Archiv – und wurden nun einer breiten Öffentlichkeit gezeigt. Gut ...
Die Ausstellung «Wiedersehen macht Freude» war ein grosser Erfolg. Endlich wurden die 358 Kunstwerke, die der Gemeinde Wohlen gehören, ins Rampenlicht gerückt. 186 davon schlummern in der Regel im Archiv – und wurden nun einer breiten Öffentlichkeit gezeigt. Gut gemacht, kann man da nur sagen und dem neuen Co-Präsidium der Kunstkommission, Verena Schütz und Robert Keller, ein grosses Kompliment machen. Die erste Ausstellung der neuen Führung ist sehr gelungen und verlangt natürlich eine Fortsetzung auf hoffentlich hohem Niveau. Und die ist natürlich garantiert: Ab 8. September findet eine weitere Ausstellung in der Bleichi statt. Im Mittelpunkt stehen dann Clown-Bilder von Giani Castiglioni. Da kommt grosse Vorfreude auf.
Eine eher überraschende Meldung kommt aus dem Haus NZZ. Die Zeitung hat zusammen mit dem Beratungsunternehmen Wüest und Partner ein Gemeinderating durchgeführt. Bei solchen Ranglisten, oft auch «Spielereien», liegt die Gemeinde Wohlen meistens in der zweiten Klassierungshälfte. Jetzt plötzlich taucht Wohlen unter den Top-Gemeinden der Region Nordostschweiz auf. Dabei geht es bei diesem Gemeinderating um möglichst hohe Lebensqualität bei tiefen Kosten. Und Wohlen belegt tatsächlich den Bronzeplatz in einer von acht Grossregionen. Die wichtigsten Faktoren sind dabei Wohnkosten (Miete), Steuern, Krankenkassenprämien, Infrastruktur und Erreichbarkeit (Pendlerkosten). Wie die Auswertung zeigt, gibt es vom Kanton Aargau bis in den Kanton Thurgau «eine Schneise der mittelländischen Glückseligkeit». In dieser Schneise sei attraktives Wohnen zu vernünftigeren Preisen möglich, schreibt die Zeitung. Im gesamten Freiamt werden übrigens ganz viele Gemeinden recht positiv bewertet – Wohlen überraschenderweise am besten. Das perfekte Wohnen in der Nordostschweiz wird jedoch der Aargauer Gemeinde Rheinfelden zugeordnet. Mit folgender Begründung: günstiges Wohnen, schöne Altstadt und Nähe zur Stadt Basel. Das hingegen kann Wohlen nicht alles bieten.
In der Wohler Restaurantwelt stehen immer wieder Wechsel an. So auch im «Freiämterhof», auf dem Mehmet Calikusu knapp 20 Jahre lang gewirtet hat. Viele schöne Geschichten hat er zu erzählen, etwa, wie er viele Stunden mit den Stammgästen am Tisch gesessen und Karten gespielt hat. Jassen – versteht sich. «Aber nicht das richtige, das ist zu kompliziert», lacht er. Seine Favoriten seien «Ciao Sepp» und «Hoseabe», wobei ihm bei Letzterem in der Jugend im FC kurrlige Einsätze beigebracht wurden: so nämlich, tatsächlich die Hose runterzulassen. Ob das am Stammtisch im «Freiämterhof» auch so war? «Nein», beteuert Calikusu. «Da lief alles gesittet zu und her. Oftmals sassen Frauen am Tisch – da muss man sich benehmen.»
Mehmet Calikusu, der Ende Juni den «Freiämterhof» verlässt, kehrt der Gastronomie den Rücken und möchte Elektromonteur lernen. Wenn es sein muss, über eine Lehrstelle. «An der Lehrstellenbörse in Aarau hat man mich ganz verdutzt angesehen, als ich erzählte, dass ich für mich da bin – und nicht für meine Tochter», lacht er. Ob er nicht Bammel hat, mit 53 einen neuen Weg einzuschlagen? «Auf keinen Fall. Um Neues zu lernen, ist man nie zu alt.» Wie recht Calikusu damit hat.
--dm/cbl