Allen Grund zum Feiern
27.02.2024 WohlenWeil Dazugehören wichtig ist
Neuwahl in den Selbstvertretungsrat der Integra Wohlen – spezieller Event am 24. Mai
Von Inklusion wird hier nicht nur gesprochen, sie wird gelebt. Als wichtiges Instrument dient dabei der ...
Weil Dazugehören wichtig ist
Neuwahl in den Selbstvertretungsrat der Integra Wohlen – spezieller Event am 24. Mai
Von Inklusion wird hier nicht nur gesprochen, sie wird gelebt. Als wichtiges Instrument dient dabei der Selbstvertretungsrat.
Chregi Hansen
Es sind manchmal die ganz kleinen Dinge, die leicht untergehen. Etwa die Beschriftung der Toiletten im Integra-Hauptgebäude. «Sie war nicht für alle Klienten eindeutig, sodass sie Gefahr liefen, die falsche Toilette zu benutzen. Auf Vorschlag des Selbstvertretungsrates wurde diese angepasst», erklärt Patrick Stocker.
Er ist einer der beiden Vertreter aus dem Bereich Arbeit. Und der Einzige, der nach einer ersten Legislaturperiode erneut gewählt wurde. Die anderen haben aus verschiedenen Gründen auf eine Wiederwahl verzichtet. Vor vier Jahren wurde der Rat gegründet. Und ist aus dem Alltag der Integra nicht mehr wegzudenken. Das Interesse am Mitmachen ist riesig: 18 Personen haben für die fünf Sitze kandidiert.
Zeigen, was man tut
Das freut auch Geschäftsführer Jonas Meier. Er sieht den Selbstvertretungsrat als eine Art Gewerkschaft für die vielen Klienten der Integra. «Es ist wichtig, dass sie teilhaben können an der Entwicklung und bei bestimmten Fragen mitbestimmen dürfen», sagt er. Für ihn ist Inklusion ein zentrales Thema. Darum organisiert die Integra am 24. Mai einen speziellen Aktionstag, an welchem die Institution zeigt, was sie in diesem Bereich alles leistet. Und das ist ganz schön viel.
Der Selbstvertretungsrat der Integra startet in seine zweite Amtsperiode
Seit vier Jahren haben die Klienten der Integra eine neue Möglichkeit der Mitbestimmung. Der alte Selbstvertretungsrat zieht eine erfolgreiche Bilanz. Inzwischen interessieren sich auch andere Institutionen für dieses Modell. Und die Integra selbst will die Inklusion noch mehr fördern.
Chregi Hansen
In den letzten Wochen war die ganze Integra vom Wahlfieber gepackt. Auf Plakaten warben die 18 Kandidaten und Kandidatinnen für den Selbstvertretungsrat um die Gunst der Wähler. Jetzt aber soll das grosse Geheimnis gelüftet werden: Wer darf die Interessen der Klienten in den kommenden drei Jahren vertreten?
Doch Fabienne Steinmann und Adriano Meyer, die zusammen mit Pascal Stutz den Rat in seiner Arbeit unterstützen, sorgen für zusätzliche Spannung. Sie sind die Einzigen, die das Resultat schon kennen – sogar Geschäftsführer Jonas Meier tappt noch im Dunkeln. Doch sie lassen sich Zeit, verabschieden erst die bisherigen Mitglieder: Doris Meier, Andrea Walter, Patrick Stocker, Michel Oeschger und Nicole Steimer. «Sie hatten damals keinen einfachen Start», sagt Meyer im Rückblick auf die erste Amtsperiode. «Kaum hatten wir unsere erste Sitzung abgehalten, kam Corona und mussten wir fast alles auf Eis legen.» Deswegen wurde die normalerweise dreijährige Amtszeit um ein Jahr verlängert.
Vorbild für andere
Trotz den anfänglichen Problemen zieht der erste Selbstvertretungsrat eine positive Bilanz, konnte er doch einige Erfolge erreichen. So fand auf Initiative des Rates eine Impfaktion in der Integra selbst statt, wurde eine Uhr im Ruhezimmer aufgehängt, sind die WCs besser beschildert oder gibt es in der Kantine ein Transportwägeli für Klienten, die ihr Tablar nicht selbst tragen können. Intern wurde der «runde Tisch» eingeführt, an dem Klienten dem Rat ihre Anliegen melden können und der fleissig genutzt wird. Zudem konnten sich die Mitglieder mehrfach öffentlich präsentieren, etwa am Tag der offenen Tür oder auch an Fachtagungen. «Andere Institutionen haben sich nach unseren Erfahrungen erkundigt und möchten nun auch einen solchen Rat einführen», erklärt Meyer.
Zusammen mit Steinmann und Stutz hat er den Rat in diesen vier Jahren begleitet. «Es war spannend, zu sehen, welche Fortschritte die Mitglieder gemacht haben», sagt er. Zweimal monatlich hat sich der Rat getroffen. «Unsere Aufgabe war es, darauf zu schauen, dass das Niveau angepasst ist, damit immer alle mitreden konnten», berichtet Steinmann. Auch Geschäftsführer Jonas Meier ist begeistert von der Arbeit des Rates. «Ihr übernehmt Verantwortung, das hat Lob verdient», sagt er an der Wahlfeier. Für die Geschäftsleitung sei der Selbstvertretungsrat ein wichtiger Partner. Und er macht allen Mut, die nicht gewählt wurden. «Es gibt genügend andere Möglichkeiten, euch zu engagieren», so Meier.
Tolle Wahlbeteiligung
Dann endlich ist es so weit, lüften Meyer und Steinmann das grosse Geheimnis. 18 Kandidaten und Kandidatinnen sind angetreten, fünf Sitze sind zu vergeben. «Es sind sagenhafte 212 Wahlzettel eingegangen, da kann sich das Schweizer Stimmvolk etwas abschauen von euch», erklärt Meyer stolz. Und teilweise war der Ausgang sehr knapp. «Aber am schönsten ist es, dass alle von euch Stimmen erhalten haben. Ihr könnt stolz sein auf euer Ergebnis», fügt Steinmann an. Gewählt sind Jessica Gisler als Vertreterin der Kreativwerkstatt, Alain Brugger und Livia Kundert als Vertreter des Wohnbereichs und Patrick Stocker und Myriam Walter als Vertreter aus dem Arbeitsbereich. Stocker ist damit der einzige Bisherige, alle anderen haben auf eine Wiederwahl verzichtet. Mit 99 Stimmen machte er ein Glanzresultat. «Das macht mich schon etwas stolz», gibt er zu.
Arbeit gibt es auch in Zukunft genug. Denn die Integra will in Sachen Inklusion weiter am Ball bleiben. «Der Selbstvertretungsrat bietet den Klienten eine Möglichkeit der Teilhabe und ist für uns ein wichtiges Instrument», betont der Geschäftsführer. Er verweist auf die Behindertenrechtskonvention, welche auch die Schweiz unterzeichnet hat. Diese umfasst Lebensbereiche wie Barrierefreiheit, persönliche Mobilität, Gesundheit, Bildung, Beschäftigung und Rehabilitation, aber eben auch Teilhabe am politischen Leben, Gleichberechtigung und Nichtdiskriminierung. «Dem wollen wir hier bei uns nachkommen», so Meier.
Beteiligung an den «Nationalen Aktionstagen Behindertenrechte»
So sind in den letzten Jahren viele neue Angebote entstanden. Von einer Band über eine Theatergruppe bis hin zu einem Fussballteam. An einem besonderen Event am 24. Mai will die Integra auch der Öffentlichkeit zeigen, was sie alles leistet. Dabei auch deutlich machen, worum es bei der Inklusion geht. Und wo es allenfalls noch mangelt. Darum sind an diesem Nachmittag verschiedene Workshops geplant. Etwa ein Rundgang mit dem Gemeindeammann zu Orten, die noch Verbesserungspotenzial haben. Auch die verschiedenen Gruppen sollen sich an diesem Tag vorstellen.
Der Event ist Teil der «Nationalen Aktionstage Behindertenrechte». Genau zehn Jahre nach der Unterzeichnung der UNO-Behindertenrechtskonvention finden in der ganzen Schweiz Anlässe statt, die einen Beitrag zur Umsetzung der Konvention leisten. Für Jonas Meier ist klar, dass die Integra hier mitmacht. «Wir haben schon viel erreicht. Es geht aber darum, dass wir das auch der Öffentlichkeit zeigen», sagt er. So freut sich die Fussballmannschaft Fortuna Integra, bestehend aus Klienten und Personalangehörigen, über neue Gegner. Oder die Band oder die Theatergruppe über weitere Engagements. Letztere wird diesen Frühling im Sternensaal auftreten. «Nicht wir haben den Sternensaal dafür gebucht, sie haben uns gebucht. Das ist der wichtige Unterschied», freut sich Jonas Meier. Auf diesen soll auch der Aktionstag aufmerksam machen. Und am Schluss sollen alle gemeinsam feiern. «Das können wir», betont der Geschäftsführer.