BRIEF AUS FLORIDA
22.08.2023 Kelleramt, Kolumne, Jonen, MeinungenJoe Huber, Fort Myers.
Fussball in Amerika
Der Transfer von Fussball-Messias Lionel Messi nach Miami anstatt nach Mekka hat voll eingeschlagen und wird den Fussball – oder Soccer, wie ihn die Amis als ...
Joe Huber, Fort Myers.
Fussball in Amerika
Der Transfer von Fussball-Messias Lionel Messi nach Miami anstatt nach Mekka hat voll eingeschlagen und wird den Fussball – oder Soccer, wie ihn die Amis als einziges englischsprachiges Land der Welt nennen – hierzulande ohne jeglichen Zweifel komplett aufmischen.
Diese Sportart, die in meinem Gastland auch heute noch auf der Beliebtheits- und Popularitätsskala deutlich hinter Football, Baseball, Basketball und Eishockey hinterherhinkt, erlebte ihren ersten bescheidenen Aufschwung 1994, als die WM hier stattfand und die Amerikaner eigentlich zum ersten Mal hörten, dass dies – je nach Ansicht – der grösste Sportanlass der Welt ist. Und weil es eben noch überhaupt nicht populär war, kriegte ich damals ohne Weiteres Tickets – im übrigen zu ganz normalen Preisen – für alle Spiele, die in New York stattfanden, inklusive eines der 2 Halbfinals. Und ich erinnere mich an eines der Spiele, welches wir Schweizer in einer Bar im TV schauten, und der einzige anwesende Amerikaner sagte, das sei doch allerhand, wie diese Burschen 90 Minuten lang rennen, da könnten sich die bierbäuchigen Baseballer doch ein Stück davon abschneiden.
Messi muss in Miami auch keine andere Sprache lernen – vor allem nicht arabisch –, denn dort kommt man mit Spanisch problemlos durch und wenn ich ab und zu dort bin, habe ich jeweils den Eindruck, dass eigentlich Englisch hier eine Fremdsprache ist. Es ist das Zentrum der vielen Latinos in Amerika, die natürlich auch alle fussballverrückt sind. Sein Transfer wird dem hiesigen Fussball auch in finanzieller Hinsicht zu neuen, bisher unbekannten Dimensionen verhelfen.
Es ist bekannt, dass der iPhone-Hersteller Apple auch am Verhandlungstisch mit Messi war, denn die haben 2,5 Milliarden Dollar an den lokalen Fussballverband bezahlt – und als Gegenleistung die 10-Jahres-Streamingrechte für alle Livespiele, die dann natürlich exklusiv auf Apple TV zu sehen sind, erhalten. Und der Konsument, sprich Fussballfan, muss logischerweise dafür bezahlen – nicht wenig, wie man liest. Und von diesen astronomischen Umsätzen wird der Fussballgott Messi auch seinen schönen Anteil erhalten, was ihn dann wahrscheinlich relativ nahe an die von den Saudis gebotene Summe bringt.
Diese Gehälter und Transfersummen speziell im Fussball und im Spitzensport generell haben von mir aus gesehen aber nun wirklich obszöne Grössenordnungen erreicht. Bei allem Respekt für die von den Athleten erbrachten Leistungen, aber keine Person kann derart viel Geld wert sein. Dagegen sehen ja die überzahlten Firmen-CEOs, welche ständig vom Volk verhöhnt werden, fast als arme Kirchenmäuse aus, aber interessanterweise meckert niemand über die exzessiven Sportler-Entschädigungen. Auch die mittlerweile extrem hohen Eintrittspreise an die Fussballspiele scheinen bis jetzt niemanden so richtig zu stören.
Vielleicht erst dann, wenn die von allen Finanzgurus vorausgesagte Rezession kommt.
Der in Jonen aufgewachsene Joe Huber wohnt seit 1986 in den USA. Lange Zeit in New York, nun in Fort Myers, Florida. Regelmässig berichtet er von seinem Leben und hält seine Gedanken als Auslandschweizer fest.