Mehr Moderne ist gefragt
04.11.2022 WaltenschwilDie Kirchgemeinde Waltenschwil lancierte eine Umfrage – jetzt sind die Resultate da
«Es ist erfreulich.» Diesen Satz sagt Kirchenpflegeleiterin Martina Wiederkehr mehrmals. Etwa, dass 111 Leute aus dem Dorf die Umfrage ausfüllten. Oder dass der von der ...
Die Kirchgemeinde Waltenschwil lancierte eine Umfrage – jetzt sind die Resultate da
«Es ist erfreulich.» Diesen Satz sagt Kirchenpflegeleiterin Martina Wiederkehr mehrmals. Etwa, dass 111 Leute aus dem Dorf die Umfrage ausfüllten. Oder dass der von der Kirchgemeinde Waltenschwil eingeschlagene Weg in die richtige Richtung gehe. Aber es gab auch Kritik und Änderungswünsche, die nun umgesetzt werden sollen.
Annemarie Keusch
Mit 50 Rückmeldungen wären sie zufrieden gewesen. «Dass über hundert Rückmeldungen kamen, ist sehr erfreulich», sagt Martina Wiederkehr, Kirchenpf legeleiterin in Waltenschwil. Es zeige, dass das Interesse an der örtlichen Kirche da ist. «Wenn die Kirchgemeinde und ihre Aktivitäten allen egal wären, wäre der Rücklauf wohl nicht so gross gewesen.» Welche Gottesdienste besucht werden, welche Anlässe beliebt sind, was die Antwortenden mit der Kirche verbinden – abgefragt wurden ganz viele Themen. «Grundsätzlich kann man sagen, dass wir darin bestätigt wurden, auf einem guten Weg zu sein», sagt Martina Wiederkehr.
Besonders freut sie, dass die Vielfalt an Möglichkeiten, die Gemeinschaft zu leben, im Dorf geschätzt wird. «Unsere verschiedenen Gruppen leisten hierbei viel Arbeit. Es ist schön, dass dies im Dorf auch wahrgenommen und honoriert wird.» Es motiviere, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen, die Kirchgemeinde als lebhafte Gemeinde weiterzuentwickeln. «Unser Ziel ist es, noch mehr Leuten zu zeigen, dass die Kirche weit mehr ist als der Wochenend-Gottesdienst.»
Pfarreiseelsorger ist offen
Aber Martina Wiederkehr und ihr Team machten die Umfrage nicht, um gebauchpinselt zu werden. «Es kamen auch negative Punkte, zum Glück.» Dinge, die geändert werden sollen. «Es ist schön, dass einige Leute diese Möglichkeit genutzt haben, Wünsche und Ideen zu platzieren. Wir nehmen diese gerne an und schauen, ob und wie es umgesetzt werden kann.» Was mehrmals genannt wurde, ist der Wunsch nach mehr Moderne und weniger starren Strukturen im Gottesdienst. «Moderne und vielfältigere Musik, aber auch Predigten mit mehr Alltagsbezug waren hierbei die Stichworte», sagt Wiederkehr. Gerade was die Musik betreffe, sei dies grundsätzlich gut umsetzbar. «Grundsätzlich ist die Struktur eines Gottesdienstes aber gegeben. In speziellen Gottesdiensten, etwa Familiengottesdiensten, wird diese aufgebrochen. Es wäre eine Möglichkeit, dies öfters zu tun.»
Dem grundsätzlich offen gegenüber steht Pfarreiseelsorger Guido Ducret. «Chöre, Gospel, andere Instrumente, wir werden schauen, was möglich ist», sagt er. Aber er fügt auch an, dass nicht alle Wünsche umgesetzt werden können. «Es wird weiterhin bewährte Gottesdienste geben, diese haben auch ihr Publikum. Aber wir geben uns Mühe, eine grössere Vielfalt hineinzubringen.» Ein Tiersegnungsgottesdienst ist beispielsweise losgelöst von der Umfrage ins Leben gerufen worden. Nächste Woche findet in der Kirche ein Kinoabend statt. Ducret ist auch offen dafür, Gottesdienste nicht nur in der Kirche zu feiern, sondern auch an anderen Orten, in der Natur, wie es gewünscht wurde. «Wir haben mit den Gottesdiensten in der Grotte und dem Gottesdienst an Fronleichnam
Büelisacker bereits ein solches Angebot, das aber noch ausgebaut werden könnte.» Ducret sagt aber auch, dass es für ihn nicht einfach sei, den Spagat zwischen Ansprüchen aus der Kirchgemeinde Waltenschwil und dem Pastoralraum Unteres Freiamt zu meistern. «Früher war ein Seelsorger zu hundert Prozent für ein Dorf zuständig. Das ist jetzt anders.»
Eine Gratwanderung
Die Rückmeldungen zeigten auch, dass mehr Präsenz des Seelsorgers in der Gemeinde gefragt ist. «Das ist nicht ganz einfach. Unser Seelsorger muss zuerst wissen, dass jemand eine Operation hatte oder krank ist», weiss auch Martina Wiederkehr. Grundsätzlich sei er immer bereit für Gespräche, für Kontakt. «Das ist nicht neu. Wir stellen allgemein fest, dass es einiges schon gibt, was sich die Leute wünschen. Nicht alle kennen aber unser ganzes Angebot.» Zum Beispiel habe jemand geschrieben, dass sie auch gerne einmal Stille hätte in der Kirche, nur Kerzen, vielleicht Musik. «Das bieten wir bereits an.» Besser zu kommunizieren, sei darum ein weiterer Ansatz. «Mir schwebt vor, mit einem attraktiv gestalteten Flyer unsere Anlässe mehr zu bewerben.»
111 Rückmeldungen, 111 Meinungen. «Alle Wünsche zu erfüllen, das geht nicht», sagt Martina Wiederkehr. Es sei eine Gratwanderung. «Es ist nicht einfach zu beurteilen, wie viel Veränderung möglich ist und akzeptiert wird.» Und trotzdem, die Leute sollen merken, dass sich aufgrund der Umfrage Dinge verändern. «Wir werden unser Angebot noch vielfältiger machen. Es soll für alle etwas geben, das ihnen guttut.» Die Tiersegnung ist ein Beispiel, Besichtigungen des Kirchturms und der Glocke ein anderes. Dafür würden nun die nächsten Schritte ausgearbeitet. «Wir werden nicht alles komplett umkrempeln, aber ergänzen.»