Büros, wo Feuerwehrautos standen
04.11.2022 WaltenschwilAn der «Gmeind» in Waltenschwil wird über einen knapp 2,5-Millionen-Franken-Kredit entschieden
Die Verwaltung hat zu wenig Platz. Gleichzeitig steht das Untergeschoss, wo vor dem Umzug ins «FeuerWerk» die Feuerwehr untergebracht war, leer. Nun ...
An der «Gmeind» in Waltenschwil wird über einen knapp 2,5-Millionen-Franken-Kredit entschieden
Die Verwaltung hat zu wenig Platz. Gleichzeitig steht das Untergeschoss, wo vor dem Umzug ins «FeuerWerk» die Feuerwehr untergebracht war, leer. Nun sollen diese Hallen zu Verwaltungsräumlichkeiten umgebaut werden. Am 23. November entscheidet das Stimmvolk an der «Gmeind».
Annemarie Keusch
Wenn man sich im Gemeinderatszimmer umschaut, sieht man den Sanierungsbedarf nicht. «Das ist eben nicht ganz einfach. Von aussen und auch in den Räumen sieht alles noch schön und frisch aus», sagt Gemeindeammann Simon Zubler. Das heisst aber nicht, dass nichts getan werden muss. «Das Gebäude erfüllt weder die Bedingungen des Gleichstellungsgesetzes, noch jene der Erdbebensicherheit noch die energetischen Anforderungen», weiss Zubler. Rollstuhlgängig ist das Gemeindehaus nur im Erdgeschoss. Ihm ist klar, dass diese noch nicht erfüllten Anforderungen geltend gemacht werden, «wenn wir die Renovation mit mehr als nur einem Pinsel angehen».
Kommt hinzu, dass die Verwaltung mittlerweile über zu wenig Platz verfügt. «Ursprünglich bestand das Obergeschoss nur aus Sitzungszimmern. Ein grösseres und ein kleines sind übrig geblieben. Alle anderen Räume mussten in Büros umfunktioniert werden.» Die Reserven seien aufgebraucht. Den erhöhten Bedarf zeigen auch die nackten Zahlen. Als das damals noch einstöckige Gemeindehaus 1968 gebaut wurde, zählte das Dorf 1100 Einwohner. Mittlerweile sind es über 3000. «Auch wenn das Gemeindehaus 1992 aufgestockt wurde – es reicht schlicht nicht mehr», sagt Zubler.
Anforderungen steigen
Kommt hinzu, dass das Untergeschoss des Gemeindehauses seit drei Jahren und dem Auszug der Feuerwehr leer steht. «Uns steht nutzbarer Platz zur Verfügung», sagt der Gemeindeammann. Die Anforderungen an die Gemeinde-Infrastruktur seien in den letzten Jahren gestiegen – etwa, was die Dienstleistungen, die Diskretion oder die Sicherheit betrifft. «Jetzt ist am Schalter keine Diskretion gewährleistet. Die wartenden Personen hören alle Gespräche mit», nennt Zubler ein Beispiel. Dass eine Gemeindeverwaltung in Sachen energetischer Sanierung und Einhaltung des Gleichstellungsgesetzes eine Vorbildfunktion einnehmen soll, steht für ihn ausser Diskussion. «Wenn wir diese Anforderungen erfüllen wollen, würde uns dies rund eineinhalb Millionen Franken kosten.»
Entsprechend mache es Sinn, im gleichen Atemzug die Erweiterung um das einstige Feuerwehrmagazin hinzuzunehmen. «Der reine Ausbau beschränkt sich auf Kosten von 900 000 Franken», betont Zubler. Total sind es 2,475 Millionen Franken.
Kein Interesse von Freiämter Architekten
Die Pläne zeigen, dass geplant ist, im ganzen Gebäude die Fenster zugunsten besserer Dämmwerte zu ersetzen. Dach und Fassade werden besser gedämmt. Ein Lift über die neu drei Stockwerke eingebaut. Neu wäre der Haupteingang im untersten Geschoss. Geplant ist, dass dort die Kanzlei ihre Büros bezieht, samt neuen Diskretionsschaltern. Zentral entsteht zudem ein Archivraum und auch ein Sitzungszimmer ist geplant. Im bisherigen Erdgeschoss und neu ersten Obergeschoss gibt es räumlich keine Veränderungen. Und trotzdem erhalten die Abteilungen Finanzen und Steuern mehr Platz. Im zweiten Obergeschoss bleibt das Betreibungsamt, ebenfalls mit Diskretionsschalter, und wie ursprünglich gedacht stünden wieder drei Sitzungszimmer in verschiedenen Grössen zur Verfügung.
Ammann Simon Zubler ist vom Projekt der Jung + Schmitt Architekten AG aus Zürich überzeugt. «Es überzeugt vom Konzept her, aber auch, was die Kosten betrifft.» Warum der Auftrag an ein Zürcher Unternehmen ging? Gemeindeschreiber Frank Koch erklärt: «Auf die Ausschreibung meldeten sich 40 Unternehmen, die die Pläne anforderten. Ein Projekt eingereicht haben aber nur zwei, ein Büro aus Basel und eines aus Zürich. Wir hätten den Auftrag gerne einem Freiämter Architekten vergeben, nur meldete sich keiner.» Über die Gründe könne man nur spekulieren. «Vielleicht ist es einfach weniger attraktiv, Fenster zu ersetzen, als ein neues Haus zu bauen», mutmasst Koch.
Achtmonatige Bauphase von Januar bis August 2024
Die Platzverhältnisse, die nicht erfüllten Anforderungen bezüglich energetischer Sanierung, Gleichstellung und Erdbebensicherheit – für Simon Zubler ist klar, dass es die Sanierung und Erweiterung des Gemeindehauses braucht. «Auch privat würde man die Fenster nach 30 Jahren auswechseln.» Das Zeitprogramm sieht vor, dass im Januar 2024 mit den Bauarbeiten gestartet würde. Im August 2024 sollen diese abgeschlossen sein. «Die Sanierung und Erweiterung erfolgt bei laufendem Betrieb. Es ist angedacht, dass wir im neuen Erdgeschoss starten und die Abteilungen dann vorneweg zügeln können», sagt Zubler. Und auch ein zweites Traktandum betrifft dieses Projekt.
Der Gemeinderat plant, für die Umsetzung eine Vorfinanzierung zu bilden. «Wenn wir die möglichen Ertragsüberschüsse von 2022, 2023 und vielleicht auch 2024 in einer Vorfinanzierung äufnen, belasten die Abschreibungen nachher die laufende Rechnung weniger. Es ist eine rein buchhalterische Massnahme», erklärt Zubler. Auch bei anderen Projekten hat der Gemeinderat dies so gehandhabt. «Es hat sich bewährt.»
Die Traktanden
Die Ortsbürgergemeindeversammlung findet am Montag, 21. November, 20 Uhr, im Bannegg-Saal statt. Das sind die Traktanden: 1. Protokoll. – 2. Budget. – 3. Verschiedenes.
Zwei Tage später, am Mittwoch, 23. November, findet die Einwohnergemeindeversammlung statt. Sie beginnt um 20 Uhr in der Bannegg-Halle mit diesen Traktanden: 1. Protokoll. – 2. Verpflichtungskredit von 2 475 000 Franken für die Erweiterung und Sanierung des Gemeindehauses. – 3. Bildung einer Vorfinanzierung für die Erweiterung und Sanierung des Gemeindehauses. – 4. Anpassung der bestehenden Leistungsvereinbarung mit dem Trägerverein Bünzpark betreffend Garantieleistungen gegenüber den finanzierenden Instituten. – 5. Budget mit einem unveränderten Steuerfuss von 106 Prozent. – 6. Verschiedenes. --ake