«Weihnachten beginnt immer in Bremgarten»
04.11.2022 BremgartenWer hätte gedacht, dass bei der Weihnachtsbeleuchtung das Stromsparen im Fokus steht?
Im Dezember 1964 sind die ersten Lichtergirlanden mit 1200 «Birli» und die sechs Sterne erstmals aufgehängt worden. 2017 wurden sie ersetzt und in den Folgejahren auf weitere ...
Wer hätte gedacht, dass bei der Weihnachtsbeleuchtung das Stromsparen im Fokus steht?
Im Dezember 1964 sind die ersten Lichtergirlanden mit 1200 «Birli» und die sechs Sterne erstmals aufgehängt worden. 2017 wurden sie ersetzt und in den Folgejahren auf weitere Gassen ergänzt. Die heutigen weit über 30 000 LED-Lämpli verbrauchen keinen Fünftel der damaligen Energie.
Offiziell wusste man immer wenig über die 2017 in Pension gehende Weihnachtsbeleuchtung, die 53 Jahre lang über den wichtigsten Bremgarter Gassen hing. Stromsparen war damals kein Thema. Die Girlanden hingen wahrscheinlich mal über dem «Rennweg» in Zürich, hiess es.
«Am Montag montiert, wenn die ‹Lädeler› frei waren»
Der beste Zeitzeuge ist zweifellos Gregor Kaufmann. Er kam erstmals 1965, nur ein Jahr nach der ersten Inbetriebnahme, als einfacher Elektriker-Stift dazu. Durch Bremgarten rollte ausnehmend viel Verkehr. Immer wenn in der Marktgasse die Beleuchtung aufgehängt wurde, gab es Autostaus bis fast nach Rudolfstetten. Die Bremgarter Weihnachtsbeleuchtung – Illuminationskabel flach mit Fassungen 50 x 50 cm auseinander für Glühlampen von je 15 Watt, später auf 10 Watt reduziert – ist 1995 erweitert worden bis hinunter in die Holzbrücke auf total 650 Metern Länge. Weil Stahlkabel über den Gassen routinierte Sicherheit bieten, dauerte die Aufhängerei immer weniger lang.
Von den gut 3000 Lämplein gingen jede Saison 700 kaputt. Ihr Ersatz wurde immer schwieriger. Gregor Kaufmann liess dann schon mal 20 000 Stück herstellen – in China, wo denn sonst. Und auch die Kabelstränge rissen mehr und mehr, deren Ersatz wurde teurer und teurer. Die alten Glühbirnen wurden verboten. Ob die dann EU-weit vorgeschriebenen LED-Leuchten in Herstellung und Entsorgung – graue Energie! – nachhaltig besser wären, bezweifelte anfänglich sogar René Münger, bis heute mit der Elektro Fux AG im Christchindli-Märt-Organisationskomitee zuständig für die Weihnachtsbeleuchtung.
Konsequentes Stromsparen ist angesagt und möglich
Dieser René Münger hat Gregors Nachfolge angetreten. Er durfte sich für die neue Bremgarter Weihnachtsbeleuchtung auf dem internationalen Markt umsehen – und fand eine ausgezeichnete Lösung. Die 2017 angeschafften Lichterketten sind einen Meter weit zusammensteckbar und haben pro Laufmeter 47 Lichtpunkte. Alle Punkte sind absolut wasserdicht – Gregor Kaufmann hat das bei ernsthaften Dichtigkeitsversuchen in seiner eigenen Geschirrspülmaschine (!) festgestellt.
Bremgarten geht nun vorbildlich mit dem Stromsparen voran. Sabina Glarner, die Chefin des Christchindli-Märts, erklärt die vielen kleinen und die ganz grossen Stromsparmassnahmen. Vernünftigerweise haben sich Stadtrat und Christchindli-Märt für Sperrzeiten der Weihnachtsbeleuchtung entschieden: Sie brennt unter der Woche nur von 17 bis 22 Uhr, während dem Christchindli-Märt bis 24 Uhr, in dieser Zeit werden alle normalen Strassenlampen abgelöscht. Die Läden passen ihre Schaufenster-Beleuchtungen an, wo das technisch möglich ist. Es wird im Marktgebiet nur noch vier grosse beleuchtete Bäume geben. Die Beleuchtung Postplatz wird über den Schulhausplatz und an die Badstrasse gezügelt. Die alten Sterne an den Torbögen und Eingängen, am Casino und an der Fassade Reussbrückesaal werden durch leichte LED-Leuchten ersetzt. Noch am letzten Mittwoch hat der Stadtrat beschlossen, dass die Weihnachtsbeleuchtung in den Nebengassen erst gar nicht aufgehängt wird.
Zum Artikelschluss belastbare Zahlen: Die neue LED-Beleuchtung spart gegenüber der alten zwei Drittel Strom, wegen der beschlossenen Sperrstunden wird es nochmals viel weniger. Und konkret: Die Weihnachtsbeleuchtung in der Holzbrücke verbraucht weniger Strom in der ganzen Adventszeit als die Lampen auf der Brücke in einer Woche. --rts