Optimum herausholen als Devise
06.09.2022 WaltenschwilNeuzuzügeranlass und Waldumgang in Waltenschwil
Gemeinsam durch den heimischen Wald spazieren und dabei viele spannende Informationen erhalten. Dies konnten die Waltenschwiler am vergangenen Samstag erleben. In diesem Rahmen wurden auch die Neuzuzüger ...
Neuzuzügeranlass und Waldumgang in Waltenschwil
Gemeinsam durch den heimischen Wald spazieren und dabei viele spannende Informationen erhalten. Dies konnten die Waltenschwiler am vergangenen Samstag erleben. In diesem Rahmen wurden auch die Neuzuzüger begrüsst und die Vereine stellten sich vor.
Sabrina Salm
Aus jedem Waldteil das Optimum herausholen. Das probiert das Forstwartteam des Forstbetriebs Wagenrain, wie Forstwartin Rahel Müller berichtet. Der Waltenschwiler Wald gehört dem Forstbetrieb Wagenrain an. Dazu gehören ebenfalls die Gemeinden Hägglingen, Dottikon, Wohlen und Bremgarten. 1000 Hektaren Wald werden im Einzugsgebiet bewirtschaftet. Rechnet man den Privatwald dazu, kommt man auf eine Fläche von 1500 Hektaren.
Rahel Müller leitete den Waldumgang und informierte die Teilnehmenden unter anderem über Totholz, Klimawandel, Borkenkäfer, Neophyten oder über Habitatbäume. An verschiedenen Stationen zeigte sie Beispiele und lieferte Wissenswertes ab.
Klimawandel beschäftigt
Vom Borkenkäfer sei die Waldfläche der Gemeinde Waltenschwil sowie von Wohlen stärker betroffen. Die Gründe dafür seien schwierig zu benennen. «Vielleicht liegt es an der Baumartzusammensetzung oder an der Höhenstufe», erklärte Müller. Bei der Höhenstufe kommt es auch auf die Baumartenwahl an. Im Revier des Forstbetriebes Wagenrain hat es deren verschiedene. Der tiefste Punkt liegt in der Fohlenweid in Bremgarten mit 370 Meter, der höchste mit 600 Metern in Hägglingen. In Waltenschwil befände man sich auf der kollinen Höhenstufe. Diese Höhenstufen werden in Zukunft in die Höhe wandern.
Der Klimawandel beschäftigt die Forstwarte aktuell sehr. «Er wird uns auch in Zukunft weiter begleiten», weiss Rahel Müller. Ein Baum wird mehrere hundert Jahre alt. «Die Bäume können nicht einfach weg. Sie sind dem Wandel ausgeliefert.» Das Problem sei, dass der heutige Wald von vor zwei bis drei Generationen davor gepflegt wurde. «Wir haben nun nur beschränkt Möglichkeiten, dies zu ändern. Wir leben mit dem was ist.» Die Fichten zum Beispiel waren bei uns aus verschiedenen Gründen verbreitet. Heute hat die Fichte massiv Mühe mit diesem Klima. Auch für die Buche ist es inzwischen viel zu trocken.
Die Forstwarte heute pflanzen anders. «Unser Wald wird in Zukunft durch noch mehr Laubbäumen geprägt.» So werden unter anderem Eichenflächen auch vom Kanton gefördert. Auch in die Winterlinde werden grosse Hoffnungen gesetzt, dass sie mit dem neuen Klima mithalten könne. «Wissen tun wir es nicht», betont Müller. Für sie als Betrieb sei es relevant, auf die Standorte der Pf lanzung zu achten. «Wir müssen gezielter Bäume setzen.» Dabei seien eben die Höhenlage, die Bodenfeuchtigkeit und die Bodensäure entscheidend.
Grosser Aufwand gegen Neophyten
Angesprochen hat Rahel Müller auf dem Umgang ebenfalls die Wichtigkeit von Totholz sowie Habitatbäume. So werden Bäume bezeichnet, die besondere Lebensräume für andere Lebewesen anbieten, beispielsweise für den Specht oder andere Vogelarten. Habitatbäume sind also eine Schlüsselkomponente der Waldbiodiversität.
Um die Waldbiodiversität ging es auch bei den Erklärungen zu den invasiven Neophyten. «Solche Pflanzen breiten sich schnell aus und sind eine Bedrohung für unsere Artenvielfalt», erklärt Rahel Müller. Dabei gehe es nicht nur um Pflanzen, sondern auch um Bäume wie Robinien oder den Götterbaum. Sie wisse, dass in Waltenschwil erst gerade eine Aktion zur Bekämpfung der Neophyten gemacht wurde. «Das ist wichtig und wir vom Forstteam schätzen diese Unterstützung der Leute und der Gemeinde sehr. Der Aufwand ist riesig und wir im Forst können nicht alles bekämpfen.» Sie greifen ein, wo es dringend notwendig ist, wie etwa bei den Jungflächen. Eine Bitte äussert Müller ebenfalls: «Wenn man die Neophyten ausreisst, dann sollte man sie an den Wegrand legen. So können sie austrocknen.» Schmeisse man sie hingegen auf die Waldstrasse, hat das Forstteam einen weiteren Aufwand. «Die Strassenräumung nimmt bei uns einen enormen Posten ein.»
Vereine stellten sich vor
Vollgepackt mit vielem Wissen und Eindrücken, konnten die Waldumgangteilnehmer am Schluss beim Waldhaus Speis und Trank geniessen.
Bereits vor dem Spaziergang durch den Waltenschwiler Wald trafen sich die Neuzuzüger zum Begrüssungsanlass. Es ist nicht das erste Mal, dass die Gemeinde die Neuzuzüger an einem Waldumgang begrüsst. Doch neu sei, dass den Waltenschwiler Vereinen eine Plattform gegeben wurde, sich den Zugezogenen vorzustellen. Alle zwei Jahre findet die Begrüssung statt. Diesmal nutzten rund 30 Neu-Waltenschwiler die Gelegenheit, sich über ihren neuen Wohnort zu informieren. «Ich glaube, diese neue Form des Neuzuzügeranlasses kam an», meint Gemeindeammann Simon Zubler. «Sowohl bei den Neuzuzügern als auch bei den Vereinen.» Allem Anschein nach war dem auch so. In diesem Tag steckte eine grosse Portion Waltenschwiler Dorfleben. Verschiedene Vereine, Gemeindeverwaltungsangestellte, das Forstteam und Bauamtsmitarbeiter halfen mit, die beiden Anlässe zu organisieren und zu gestalten.