Freiämter Lachs mit Zukunft
30.09.2022 WohlenNachhaltige Lachszucht in Wohlen: Neuerdings kann der ganze Fisch verwertet werden
Mit viel Leidenschaft für das Produkt führen Belinda und Simon Kunz eine Lachszucht auf kleinstem Raum. Mit Qualität und Nachhaltigkeit durch optimale Verwertung können ...
Nachhaltige Lachszucht in Wohlen: Neuerdings kann der ganze Fisch verwertet werden
Mit viel Leidenschaft für das Produkt führen Belinda und Simon Kunz eine Lachszucht auf kleinstem Raum. Mit Qualität und Nachhaltigkeit durch optimale Verwertung können sie mit dem eigenen Lachs in vielerlei Hinsicht punkten.
Monica Rast
Das Gebäude der Firma von Belinda und Simon Kunz, die WG Technik GmbH, steht gleich neben dem Fressnapf in Wohlen. Doch das ehemalige Schuhgeschäft birgt in seinem Inneren etwas ganz Spezielles. Mit grosser Leidenschaft werden auf kleinem Raum im hinteren Gebäudeteil Lachse gezüchtet.
Früher lohnte sich die Seefischerei noch auf Schweizer Seen. Diese Zeiten sind vorbei. Mit seiner Anlage zeigt Kunz auf, dass sich eine Fischzucht auf kleinen Raum realisieren lässt und dabei die Nachhaltigkeit nicht zu kurz kommt.
Mit Nachhaltigkeit punkten
Durch die genetische Vielfältigkeit wachsen die Lachse unterschiedlich schnell. Rund 15 Prozent erreichen nach sieben Monaten das Endgewicht von rund 550 Gramm und sind bereit zur Tötung. Dies geschieht gleich vor Ort, um Stress zu vermeiden. Anschliessend werden sie in Birrwil, wo die ganze Infrastruktur vorhanden ist, weiter verarbeitet. Das Angebot beinhaltet sowohl frischen wie geräucherten und graved Lachs. «Filet sind beliebter als ganzer Fisch», erklärt Belinda Kunz, «der Schweizer getraut sich nicht so an den ganzen Fisch.»
Alles wird verwertet
Die ganze Weiterverarbeitung geschieht ebenfalls in Birrwil und Simon Kunz legt persönlich Hand an. Ob traditionell über Buchenspäne geräuchert oder klassisch nordisch gebeizt mit Dill und Wacholder, das Ehepaar Kunz kann voll und ganz hinter ihrem Produkt stehen. Nur gerade mal 50 Prozent können vom Kirschlachs gegessen werden. Die anderen 50 Prozent wie Kopf, Flossen, Geräte sind Abfall. Da sie diesen laut Gesetz nicht für ihre eigenen Fische zu Fischmehl verarbeiten dürfen, wurde dieser bisher entsorgt. Doch nun wurde die perfekte Lösung gefunden. Ändu Peter produziert Barf-Würste für Hunde. «Für uns die beste Variante, um den ganzen Fisch zu verarbeiten», freut sich das Ehepaar. Peter verarbeitet den Abfall für seine Barf-Würste und kann somit sein Angebot um die Geschmacksrichtung Fisch erweitern. Erstmals werden diese anlässlich des Tags der offenen Tür von Freiämter Lachse präsentiert.
Fitte Fische
Kunz ist darauf bedacht, dass seine Lachse wenig Fett ansetzen. Durch immer wiederkehrende Strudel müssen sich die Tiere vermehrt bewegen und gegen den Strom schwimmen und bauen so Muskeln auf. Was sich positiv auf das Endprodukt auswirkt. Da Lachse Räuber sind und vor der eigenen Art keinen Halt machen,n werden die grössten Fische immer wieder aussortiert. Dadurch vermindert sich der Stress im Schwarm, was sich ebenfalls auf eine gute Qualität auswirkt.
Die Lachse haben Zeit zu wachsen. Während die ersten Fische im letzten Jahr knapp fünf Gramm wogen, als diese in Wohlen ankamen, waren sie dieses Jahr um einiges leichter. «Wir haben sie früher bekommen, damit an Weihnachten genügend Lachs für den Verkauf vorhanden ist», erzählt Kunz die Absicht dahinter. Mit einem ausgeklügelten System, mit dem Potenzial nachhaltig zu produzieren, hat die Fischzucht von Kunz eine Zukunft. In der eigens von der Firma geplanten Anlage läuft das Wasser pro Stunde fünfmal komplett durchs Becken. Die Feststoffe werden aussortiert und in einem Biofilter werden die Ausscheidungen der Fische entzogen. «So muss nur rund 1,5 Prozent Frischwasser pro Tag ins System zugeführt werden», erklärt der Fischzüchter.
Die Fischzucht ist nur ein Nebenzweig
Das Ehepaar ist stolz auf ihre einzigartige Fischzucht. Denn vom Ei bis zum verarbeiteten Fisch stammt alles aus der Schweiz. Die kleinen Fische stammen aus einer Zucht im Ybrig-Gebiet mit frischem Quellwasser und wachsen anschliessend in Wohlen heran. Die Fütterung ist eine Herausforderung. «Es geht nicht rein vegetarisch», erklärt der Fischzüchter, dem wichtig ist, dass das Futter kein Soja enthält, da dieser praktisch nicht in Europa produziert wird. Lachse sind Räuber und brauchen einen gewissen Anteil an Fischmehl. Sein verwendetes Futter ist zertifiziert und Kunz weiss, was er seinen Tieren verfüttert. Das ist auch der Grund, warum er Lachse züchtet: «Ich möchte einen gesunden Fisch essen.»
Die Fischzucht macht nur ein kleiner Teil des Geschäfts aus, das hauptsächlich Pools, Teiche und Biotope aller Art plant und realisiert. «Ich muss aufpassen, dass ich meine Lachszucht nicht zu ernst nehme», meint Simon Kunz lachend.
Tag der offenen Tür
Morgen Samstag, 1. Oktober, von 9 bis 15 Uhr findet bei der Firma WG Technik GmbH, Bullenbergstrasse 6, ein Tag der offenen Tür statt. Natürlich darf der einzige Freiämter Lachs dabei nicht fehlen. Neben einer Führung durch die Zuchtanlage kann der Lachs, ob geräuchert oder über dem Feuer gebraten, vor Ort degustiert werden.