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09.08.2022 WohlenBrockenstube Wohlen unter neuer Führung
Es gibt sie seit 1966. Und sie wird seit der Gründung ehrenamtlich geführt. Dies mit dem Ziel, mit den erzielten Einnahmen verschiedene Institutionen zu unterstützen. Die Brockenstube Wohlen ist in dieser Zeit selber zu ...
Brockenstube Wohlen unter neuer Führung
Es gibt sie seit 1966. Und sie wird seit der Gründung ehrenamtlich geführt. Dies mit dem Ziel, mit den erzielten Einnahmen verschiedene Institutionen zu unterstützen. Die Brockenstube Wohlen ist in dieser Zeit selber zu einer Institution geworden. Man kennt und schätzt sie.
Doch die Verantwortlichen wollen sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Sie haben sich daran gemacht, sich noch attraktiver zu präsentieren. Um so noch mehr Leute auf sich aufmerksam zu machen. --chh
Neues Leben für alte Dinge
Die Brockenstube in Wohlen hat mit Marianne Tannheimer eine neue Präsidentin
Brockenhäuser gibt es einige in Wohlen. Aber nur eine richtige Brockenstube. Seit 1966 helfen engagierte Frauen mit, dass gebrauchte Waren einen neuen Abnehmer finden. Und mit den Einnahmen werden ganz viele Organisationen unterstützt.
Chregi Hansen
Sie sprüht vor Ideen. Und sie packt tatkräftig mit an. Marianne Tannheimer übernahm diesen Frühling das Präsidium des Vereins Brockenstube. Und sie ist Fan der Brocki. «Wir erhalten immer wieder ganz viel Lob für unsere Waren und die Art, wie wir sie ausstellen», kann sie berichten.
Tatsächlich hat sich das Ladenlokal, das sich in zwei Containern am Bünzweg befindet, in letzter Zeit stark gewandelt. Wirkte der Raum früher überladen und etwas unübersichtlich, teilweise etwas verstaubt gar, so wird heute viel Wert auf die Präsentation gelegt. So sind beispielsweise im Eingangsbereich Tische mit ständig wechselnden, saisonalen Angeboten aufgestellt. Anderes wie beispielsweise die grosse Auswahl an Gedecken wird passend auf Tischen drapiert. Auch in den Buchregalen herrscht Ordnung nach Genre. «Wir haben eine Bibliothekarin im Team, die hat sich des Themas angenommen», schmunzelt die Präsidentin. Überhaupt würden die verschiedenen Ressortleiterinnen einen ganz tollen Job machen und sich immer wieder überlegen, wie sie ihren Warenbereich noch besser präsentieren können.
In Zukunft Verzicht auf schwere Möbel
Ganz allgemein wirken die Reihen heute luftiger, übersichtlicher. Sind die Artikel stimmig angeordnet und so ausgestellt, dass sie zum Kauf motivieren. Das geht natürlich nicht, ohne anderes aus dem Angebot zu nehmen. «Grosse Möbel beispielsweise nehmen wir keine mehr an», sagt Marianne Tannheimer. Das hat nicht nur mit dem fehlenden Platz zu tun, sondern auch mit der Tatsache, dass im Team nur Frauen mitarbeiten. Und diese Möbel teilweise sehr schwer sind. Zudem sind sie gar nicht so gefragt, stehen oft lange herum. «Die meisten kaufen sie in einem Möbelhaus. Oder dann suchen sie in Antiquitätenladen nach ganz bestimmten Stücken», weiss die Präsidentin aus Erfahrung.
Mit den Umstellungen kämpft die Brockenstube gegen ein zu Unrecht verstaubtes Image an. Denn im Wohler Geschäft kann man viele kleine Schätze für wenig Geld finden. «Gerade in der heutigen Zeit, in der es um Nachhaltigkeit geht, können die Brockenstuben einen wichtigen Beitrag leisten», ist Tannheimer überzeugt. Gerade viele Junge würden jetzt bewusst in der Brocki einkaufen und dazu beitragen, dass viele Artikel länger im Einsatz sind. «Und für Junge, die ihre erste Wohnung einrichten, können wir ganz viel bieten. Hier kann man sich mit dem ganzen Hausrat eindecken. Man muss sich nicht immer alles neu kaufen», sagt die Präsidentin.
Pro Jahr rund 50 000 Franken spenden
Vieles lasse sich neu nutzen. Zum Beispiel die vielen Blumentöpfe, die man doch gleich zusammen mit einem Strauss verschenken kann. Wer hingegen ein grösseres Fest hat, kann sich für wenig Geld mit schönen Gläsern ausrüsten und auf Plastik verzichten. Oder wieso nicht die Kleider hier besorgen? Aber natürlich werden auch Artikel für den täglichen Bedarf erworben. «Unter unseren Kunden sind auch viele Ausländerfamilien, die über nicht so viel Geld verfügen. Sie sind froh um unser Angebot», weiss Tannheimer. Viele würden sich dann auch bedanken, dass es die Brockenstube gibt.
Möglich macht dies das Engagement von vielen freiwilligen Helferinnen. Das Team besteht aus 40 Frauen an der Front und drei Männern, die im Hintergrund gewisse Arbeiten verrichten. Im Unterschied zu anderen Brockenhäusern arbeitet man hier am Bünzweg nicht für den eigenen Vorteil. «Wir leisten alle Fronarbeit, werden nicht entschädigt. Wir leisten uns einzig ein gemeinsames Essen pro Jahr», berichtet die Präsidentin. Ein kleiner Teil der Einnahmen wird für die neue Ausstattung der Brockenstube genutzt, etwa neue Regale oder moderneres Licht mit LED-Lampen. Der allergrösste Teil aber wird gespendet – pro Jahr kommen im Schnitt 50 000 Franken zusammen. Geld, mit dem der Verein Gutes tut. Etwa für den Mittagstisch, das Hospiz, für notleidende Familien. Zudem besucht man Bewohner des Altersheims und bringt Geschenke vorbei. Und natürlich erhält die Spitex Geld, und zwar jeweils den grössten Brocken.
Und das hat mit der Geschichte des Vereins zu tun. Gegründet wurde die Brockenstube 1966 durch den Krankenpf legeverein, den Vorläufer der heutigen Spitex. «Der Verein brauchte damals Geld. Also kam Präsidentin Berta Stäger auf die Idee, eine Brockenstube zu gründen und so zusätzliche Einnahmen zu erzielen», weiss die Präsidentin dank den alten Protokollen. Die Leistung der damaligen Frauen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, mussten sie doch in der Anfangszeit gleich mehrfach umziehen. Doch das Ziel der zusätzlichen Einnahmen wurde von Anfang an erreicht. Bereits am ersten Verkaufstag wurden 119.60 Franken eingenommen, wie im Protokoll fein säuberlich verzeichnet ist.
Seit 1978 am Bünzweg
1978 erhielt die Brockenstube von der Gemeinde das Land am Bünzweg im Baurecht zur Verfügung gestellt und baute dort einen ersten Container, der sich aber bald schon als zu klein erwies. Also musste 1980 ein zweiter her. Vier Jahre später der grosse Schock. Das Ladenlokal wurde Opfer eines Brandes. Die Brockenstube kam kurzzeitig im Streba-Gebäude unter, bevor man 1985 Neueröffnung feiern konnte. Ein Jahr später wurde schliesslich ein gemeinnütziger Verein gegründet, nachdem man bisher Teil des Krankenpflegevereins gewesen war. «Wir konnten in all den Jahren viel Gutes tun. Und seit dem Bestehen weit über eine Million Franken an Institutionen spenden», freut sich Tannheimer. Ein grosser Erfolg, der nur möglich ist dank einem engagierten Team. «Die Arbeit macht Freude, und wir haben es gut miteinander», weiss die Präsidentin zu berichten.
Neu auch am Wochenmarkt
Diesen Sommer wagten die Frauen nochmals etwas Neues. Einmal im Monat führt die Brockenstube einen Stand am Wohler Wochenmarkt, am Samstag, 13. August, ist es wieder so weit. Der Stand dient in erster Linie als Werbeplattform. «Es geht gar nicht darum, möglichst viel zu verkaufen. Aber viele wissen gar nicht, dass es uns gibt», konnte Tannheimer feststellen. Um den Bekanntheitsgrad zu erhöhen, nehme man den zusätzlichen Aufwand gerne auf sich. Und schon mehr als einmal kam es vor, dass Kunden vom Markt am Nachmittag dann bereits im Laden standen. Ziel also erreicht.
Die Brockenstube am Bünzweg 5 hat folgende Öffnungszeiten: Donnerstag, 14 bis 18 Uhr; Samstag, 13 bis 16 Uhr. Annahme von Artikeln jeweils bis eine halbe Stunde vor Schluss.