Freiamt in Bildern erkunden
05.08.2022 Region UnterfreiamtDie Villmergerin Ruth Weljatschek hat ihre Leidenschaft für das Urban Sketching entdeckt
Gezeichnet hat sie schon immer gerne. Seit sie einen Kurs bei Brindarica Bose besucht hat, tut sie es praktisch täglich. Die Villmergerin Ruth Weljatschek skizziert am ...
Die Villmergerin Ruth Weljatschek hat ihre Leidenschaft für das Urban Sketching entdeckt
Gezeichnet hat sie schon immer gerne. Seit sie einen Kurs bei Brindarica Bose besucht hat, tut sie es praktisch täglich. Die Villmergerin Ruth Weljatschek skizziert am liebsten Gebäude und Landschaften. Und hat zuletzt den ganzen Freiämterweg auf Papier festgehalten.
Chregi Hansen
In ihrem Haus hängen Dutzende von Bildern, alle selbst gemalt. In den Regalen an der Wand stapeln sich die Skizzenbücher und Mappen mit ihren vielen Zeichnungen. «Andere schauen abends TV, ich zeichne und male lieber», erklärt Ruth Weljatschek und lacht. Und ja, sie greife fast täglich zum Stift. «Und in den Ferien noch mehr als sonst.»
Die Leidenschaft fürs Zeichnen hat sie schon als Kind erfasst. Vielleicht mit ein Grund, dass sie später als Architektin gearbeitet hat, geht es da doch auch um Pläne und Skizzen. Aufgewachsen ist Weljatschek in der Innerschweiz, nach der Schule war sie eine Zeit lang im Ausland, um Sprachen zu lernen. Nach Villmergen kam sie der Liebe wegen. Seit 1979 wohnen sie und ihr Mann in einem Eigenheim im Talacker. Bis zur Heirat arbeitete sie in einem Architekturbüro, dann als junge Mutter baute sie anfangs zu Hause noch Modelle nach Massstab für diverse Architekturbüros. «Die Faszination für klare Formen und Strukturen war immer da», sagt sie heute. Als aber das Zeichnen und auch die Modelle immer mehr digital wurden, sattelte sie (nach der Kinderpause) um und absolvierte verschiedene Ausbildungen im Therapiebereich.
Ein Kurs gab den Ausschlag
Damit bleibt mehr Zeit für das Malen. Beziehungsweise das Zeichnen. Ein Kurs in Urban Sketching im Jahr 2016 bei der Wohlerin Brindarica Bose hat bei ihr die Leidenschaft für diesen Stil geweckt. «Sie ist eine tolle Lehrerin. Sie schafft es, die Menschen zu begeistern und sie anzuspornen», schwärmt Weljatschek. Umgekehrt lobt Bose, die vor zwei Jahren zusammen mit vier anderen Künstlern das Buch «Sketching Diaries» veröffentlicht hat, die Villmergerin. «Ruth reist viel und skizziert anhand ihrer Reisefotos. Für das Buch hat sie viele Skizzen von Wohlen beigesteuert, aber auch von anderen Gemeinden im Freiamt», so die Wohlerin, die immer noch Kurse gibt und selbst gern mit Stift und Block unterwegs ist.
Tatsächlich ist Ruth Weljatschek begeistert vom Urban Sketching. Dabei handelt es um eine globale Kunstbewegung, deren Mitglieder Orte und Szenen zeichnen, die ihnen in ihrem Alltag begegnen. Dabei benutzen sie im Normalfall keine Fotografien oder Erinnerungen als Vorlagen, sondern halten ausschliesslich die Motive zeichnerisch fest, die sie gerade jetzt sehen. Die Villmergerin ist da nicht ganz so streng. «Ich male mehrheitlich nach Fotografien», gibt sie zu. Dies aus zwei Gründen. Zum einen ist sie meist mit ihrem Mann unterwegs, und der müsste dann immer warten, bis sie eine Skizze fertig hat. «Ich weiss nicht, ob ihm das gefallen würde», lacht sie. Zum anderen zeichnet sie gerne in Ruhe. «Wenn man draussen vor Ort skizziert, wird man oft angesprochen. Ich bin aber lieber etwas im Hintergrund», erklärt sie.
Neue Techniken ausprobieren
Darum hat sie auf ihren Reisen, Wanderungen und Spaziergängen meist den Fotoapparat dabei, knipst, was sie sieht, und zeichnet es dann zu Hause ab. Ihr Antrieb ist es, ein möglichst genaues Abbild zu schaffen, in welchem das Motiv erkennbar ist. Aber immer auch die damalige Stimmung zu erfassen. «Ich will die Erinnerung an diesen Moment und an diesen Ort festhalten. Dann kann ich quasi wieder da hinreisen.» Meist skizziert sie in Schwarz-Weiss, manche Werke koloriert sie aber auch. «Ich bin immer noch am Ausprobieren und versuche, einen eigenen Stil zu entwickeln. Gleichzeitig reizt es mich, immer wieder Neues zu probieren», erzählt sie. So fertigt sie auch Bilder an von ihren Katzen, gerne in aussergewöhnlichen Posen und Momenten. Und hat auch schon die Kinder und Enkel auf Papier verewigt.
Ganz neue Gegenden entdeckt
Die Coronazeit hat sie genutzt, um mit ihrem Mann den gesamten Freiämterweg unter die Füsse zu nehmen. Ihre Eindrücke hat sie dann in vielen Bildern festgehalten, die sehr detailreich angefertigt sind. «Auf dem Weg wurde mir bewusst, in welch schöner Gegend wir wohnen. Ich habe auf jeder Etappe viel Neues entdeckt», sagt sie. Durch das nachträgliche Skizzieren sind ihr die Szenen noch präsenter als sonst schon, kann sie den Weg im Kopf nochmals zurücklegen. Sie könnte sich gut vorstellen, dass die Zeichnungen des Freiämterwegs in einem Buch veröffentlicht werden. Oder auch mal in einer Ausstellung zu sehen sind. Allerdings schreckt sie der dafür nötige organisatorische Aufwand ab. «Ich nutze meine Zeit lieber zum Zeichnen und Malen als zum Organisieren», meint sie schmunzelnd.
Für das Buch von Brindarica Bose hat sie allerdings eine Ausnahme gemacht und hat etliche Bilder beigesteuert, darunter viele Ansichten von Wohlen und Villmergen. Das Buch enthält einerseits Skizzen von Reisen ins Ausland, aber auch Bilder aus dem täglichen Leben in der Schweiz. Daran beteiligt waren alles Künstler, die sich durch die Kurse an der Migros-Klubschule in Wohlen kennengelernt haben.
Regelmässige Treffen
Inzwischen hat die Klubschule ihre Tore geschlossen, etliche Teilnehmer treffen sich aber heute immer noch im privaten Rahmen. Auch Ruth Weljatschek. «Ich mag den Austausch untereinander. Und Brindarica Bose gibt uns auch weiter Tipps, wie wir uns verbessern können. Zudem stellen wir uns auch eigene Aufgaben und vergleichen die Werke», erzählt sie. Dies auch in der Coronazeit, in der es immer wieder Challenges gab. Beispielsweise, die eigene Küche zu skizzieren. Und: Auch wenn sich die meisten Teilnehmenden an diesen Treffen kennen, so sind auch Neulinge stets willkommen. «Wir haben alle mal angefangen», sagt Weljatschek. Auch sie. Im Gegensatz zu vielen anderen hat sie aber nicht mehr aufgehört damit. «Das ist eben das, was ich gerne tue», sagt sie.