Es soll vorwärtsgehen – mit Geduld
30.08.2022 WohlenEinwohnerratssitzung von gestern Montagabend: Die Zukunft des Isler-Areals wurde heftig diskutiert – und vertagt
Mit zwei dringlichen Motionen ist das Isler-Areal plötzlich in den Fokus gerückt. Hat es auf einem Baufeld Platz für einheimisches Gewerbe ...
Einwohnerratssitzung von gestern Montagabend: Die Zukunft des Isler-Areals wurde heftig diskutiert – und vertagt
Mit zwei dringlichen Motionen ist das Isler-Areal plötzlich in den Fokus gerückt. Hat es auf einem Baufeld Platz für einheimisches Gewerbe oder braucht es nur einen Investor? Das waren die Fragen. Der Einwohnerrat debattierte heftig und entschied, dass es die Dringlichkeit nicht braucht.
Daniel Marti
Sollen fünf Wohler Unternehmen das kleinste Baufeld auf dem Isler-Areal im Baurecht erhalten, um auf den knapp 1000 Quadratmetern ein Kompetenzzentrum errichten zu können? Oder sollen die gesamten rund 7500 Quadratmeter an nur einen Investor gehen? Zwar wurde im Einwohnerrat «nur» über die Dringlichkeit dieser Forderungen diskutiert, aber es ging in der Debatte schon um etwas mehr.
«Die Zeit wird knapp»
Letztlich erhielt der Vorstoss, der einheimisches Gewerbe unterstützen will, immerhin 15 Ja-Stimmen (wohl gemerkt für die Dringlichkeit). Zu wenig. Die Motion, die nur einen Investor berücksichtigen will, erhielt nur Nein-Stimmen. Trotzdem: eine Mehrheit von FDP, SVP und Mitte liess durchblicken, dass ihnen die Variante mit den einheimischen Firmen irgendwie sympathisch ist. Grüne und SP waren auf Gemeinderatslinie, die Regierung sprach sich gegen beide Vorstösse aus.
Eben, es war mehr als eine Dringlichkeitsdiskussion. Natürlich spiele der Faktor Zeit eine Rolle, «denn die Zeit wird langsam knapp», betonte Meinrad Meyer (Mitte). Bei den fünf Firmen gehe es auch um 45 Arbeitsplätze, «die Abgabe im Baurecht bringt der Gemeinde Wohlen Einnahmen, und wir brauchen diesen finanziellen Zustupf. Es geht auch um die Zukunft dieser fünf Firmen, sie tun etwas Gutes für Wohlen».
Dagegen sprach Harry Lütolf von einem Vorstoss «auf Bestellung», und die fünf Firmen würden ja nur Einzelinteressen verfolgen. Die fünf Unternehmungen mit Sitz in Wohlen sind: Taro Architekten (Fabrice Müller) und Urs Müller Architekten und Planer. – KlP Ingenieure und Planer AG. Hier ist die Nachfolgeregelung erfolgreich abgeschlossen. Jules Fricker, Renato Moos und Adrian Duss haben die Firma Anfang 2022 übernommen. – Planea AG, verantwortlich zeichnen Generoso Chechele, Andreas Stierli und Agon Racipi. – Nay Engineering AG, Hannes Bigler und Daniel Scheidegger, sie mussten ihren Standort an der Wilstrasse zugunsten der Repol Wohlen verlassen.
«Der Gemeinderat hat zudem die bessere Konzeption», sagte Lütolf noch. Den Vorwurf, der Gemeinderat habe in den letzten Jahren, betreffend Isler-Areal nichts unternommen, wies Gemeindeammann Arsène Perroud zurück. «Wir sind auf Kurs, zwar nicht so schnell wie gedacht. Aber unser Ziel mit der Investorenausschreibung ist konkret.» Zudem habe der Gemeinderat bereits im Jahr 2020 beschlossen, das Isler-Areal nur einem Investor zu überlassen. Kommuniziert hat er diesen Entscheid allerdings nicht.
Ist es Vetterliwirtschaft oder Menschenverstand?
Und den fünf Firmen sei ja angeboten worden, dass sie sich auf dem Isler. Areal bei einem Investor einmieten können. Allerdings wollen die Wohler Unternehmen selber bauen.
Auch die Auswirkungen einer Züglete des Gemeindehauses auf das Isler-Areal seien abgeklärt worden, so Perroud weiter. «Es ist die Aufgabe des Gemeinderates, eine Gesamtlösung zu verfolgen und nicht Einzelinteressen», so der Gemeindeammann. In diese Richtung zielte auch Anna Keller (Grüne). Es sei sehr speziell, «wenn die fünf Firmen bevorzugt behandelt werden». Sie nannte die Motion sogar «Vetterliwirtschaft», obwohl die Idee der fünf Firmen «sehr interessant ist».
Hier griff Jonathan Nicoll (SVP) ein. «Es liegt doch in unserer Verantwortung zu überlegen, wie endlich Geld in die Gemeindekasse kommt. Und das ist sehr dringlich. Schaut doch mal in den Finanzplan, das Loch wird immer grösser.» Es gehe jetzt darum, mit Menschenverstand zu entscheiden.
Eigentlich seien ja beide Motionen falsch, erklärte Laura Pascolin (SP), welche die Motion mit dem einzelnen Investor unterschrieben hat. So wie Mitte-Präsident Lütolf. «Das Kompetenzzentrum der fünf Firmen ist eine gute Idee.» Aber die Motionen greifen laut Pascolin in die Befugnisse der Regierung ein. Auch für Matthias Angst (GLP) war die Dringlichkeit keinesfalls angezeigt. «So schnell über Bauland zu entscheiden, ist das seriös?», fragte er. Und dies bei aller Sympathie für die fünf Firmen.
«Beide Motionen verfolgen das gleiche Ziel», folgerte Sämi Keller (FDP). «Beide wollen einen Schritt vorwärtsgehen. Dafür müssen wir beiden Motionären dankbar sein.» Aber dringlich sei das nicht, das reiche dann auch noch Ende Jahr. «Der Gemeinderat will dieses Geschäft noch in diesem Jahr präsentieren. Und wir alle wollen, dass es endlich weitergeht auf dem Isler-Areal.»
Also ist weiterhin Geduld angezeigt. «Die fünf Firmen sind ein guter Investor. Wenn sie das Land bekommen, wird kein Franken Verlust entstehen», betonte Meinrad Meyer nochmals. «Wir sind auf dem Weg», versicherte Gemeindeammann Arsène Perroud. Das sei doch gut so. Tatsächlich?