Eine Ausstellung an zwei Orten
30.08.2022 WohlenStrohmuseum im Park kooperiert mit dem Haus zur Glocke in Steckborn
Das Strohmuseum im Park in Wohlen und das Haus zur Glocke in Steckborn schliessen sich für das Ausstellungsprojekt «Neu aufgespult: Spitzenklöppeln und Gegenwartskunst im Dialog» ...
Strohmuseum im Park kooperiert mit dem Haus zur Glocke in Steckborn
Das Strohmuseum im Park in Wohlen und das Haus zur Glocke in Steckborn schliessen sich für das Ausstellungsprojekt «Neu aufgespult: Spitzenklöppeln und Gegenwartskunst im Dialog» zusammen.
Gedanklicher Ausgangspunkt der Kooperation bildet die wichtige Rolle der Spitzenklöppelei in der Vergangenheit der beiden Ortschaften sowie deren diesbezüglichen Handelsbeziehungen. Die beiden Ausstellungshäuser haben dafür sieben zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler eingeladen, in Auseinandersetzung mit der Klöppelei Werke zu produzieren.
Die Referenz auf ein Kunsthandwerk ist eine gängige Praxis im aktuellen Kunstschaffen. Textilien, verarbeitet in verschiedenen Methoden, sind wichtige Ausdrucksmaterialien. Traditionelle Techniken wie Sticken, Häkeln, Weben oder Klöppeln erhalten so einen neuen Stellenwert. Vor diesem Hintergrund präsentieren Judit Villiger (Leiterin Haus zur Glocke), Gabriele Lutz (freie Kuratorin und Kunstpublizistin) und Petra Giezendanner (Leiterin Strohmuseum im Park) die Doppelausstellung «Neu aufgespult: Spitzenklöppeln und Gegenwartskunst im Dialog», die vom 24. September bis 22. Oktober im Haus zur Glocke in Steckborn und vom 2. Oktober bis 19. März 2023 im Strohmuseum im Park in Wohlen zu sehen ist.
Exporte nach Wohlen
Grundlage des Ausstellungsprojekts bildet die historische Verbundenheit von Wohlen und Steckborn (Kanton Thurgau) durch das Spitzenklöppeln: In Steckborn entstand im frühen 19. Jahrhundert eine Klöppelindustrie, die in Heimarbeit betrieben wurde. Das Städtlein am Untersee gehörte neben Lauterbrunnen (Kanton Bern) zu den wenigen Orten, wo Spitzen geklöppelt wurden. Ab den 1840er-Jahren exportierte es insbesondere aus Rosshaar geklöppelte Spitzen nach Wohlen, dem Zentrum der Freiämter Hutgeflechtindustrie. Dort wurden die feinen Gewebe mit Stroh ausgeschmückt und als Hutgeflechte oder als Hutdekorationselemente in die Welt exportiert.
Mit der Doppelausstellung möchten die Kuratorinnen auf die Geschichte der beiden Orte verweisen wie auch einen Dialog eröffnen zwischen der Gegenwartskunst und der Spitzenklöppelei. Dafür haben sie sieben Kunstschaffende eingeladen, für die Ausstellungsorte Werke zu produzieren, die sich mit der Klöppelei auseinandersetzen. Dabei war ihnen wichtig, dass das Handwerk nicht imitiert, sondern vielmehr eine Fokussierung auf spezifische, das Klöppeln auszeichnende Aspekte vorgenommen wird.
Verschiedene Facetten beleuchtet
Die entstandenen Werke zeichnen sich so durch eine Vielfalt unterschiedlicher Reflexionen und Annäherungen an das Thema aus: Sie setzen sich mit Struktur, Serialität und Reproduktion auseinander; sie befassen sich mit Care-Arbeit, also mit kaum bezahlter Familien-, Betreuungs- oder Heimarbeit; sie hinterfragen die Differenz zwischen Kunst und historischem Handwerk oder sie regen zu einer Annäherung an die Gefühlswelt von Klöpplerinnen an.
Die Kunstschaffenden greifen dabei auf klassische Medien wie die Zeichnung zurück, sie arbeiten mit traditionell kunstfremden Materialien wie Haaren oder sie nutzen gefundene Klöppelbriefe und alte Klöppeleien als Grundlage.
Das Ausstellungsprojekt rückt so verschiedenste Facetten des alten Kunsthandwerks ins Zentrum der Betrachtung. Es überführt dieses in die Gegenwart und gibt ihm auf diese Weise seine einstige Wertschätzung zurück. --zg
Ausstellungsdaten
Die Ausstellungsdaten sind wie folgt gelegt: Im Strohmuseum im Park findet die Ausstellung vom 2. Oktober 2022 bis 19. März 2023 statt, im Haus zur Glocke läuft diese vom 24. September 2022 bis 22. Oktober 2022.
Die Kunstschaffenden im Strohmuseum im Park sind Annalise Hess und Margrit Linder. Im Haus zur Glocke stellen Brigitte Buchholz, Eveline Cantieni, Sandra Capaul, Bianca Dugaro und Ernst Thoma aus. --zg