Mehr Sicherheit für die Kleinen
28.06.2022 HägglingenDas Stimmvolk gab grünes Licht für die Sanierung der Geissmann-Ackermann-Strasse
83 Stimmbürgerinnen und Stimmbürger waren gekommen, um der letzten «Gmeind» in der «alten» Mehrzweckhalle beizuwohnen, bevor in den Sommerferien die ...
Das Stimmvolk gab grünes Licht für die Sanierung der Geissmann-Ackermann-Strasse
83 Stimmbürgerinnen und Stimmbürger waren gekommen, um der letzten «Gmeind» in der «alten» Mehrzweckhalle beizuwohnen, bevor in den Sommerferien die Renovation startet. Mit einer anderen grossen Sanierung, derjenigen der Geissmann-Ackermann-Strasse, wartete ein gewichtiges Traktandum auf das Stimmvolk.
Der marode Zustand der zentral gelegenen Quartierstrasse gibt seit vielen Jahren zu reden. Schon lange sollte sie saniert werden, doch immer wieder kam etwas dazwischen. Sei es, weil eine angrenzende Überbauung nicht zustande kam, bei der man hätte Synergien nutzen können, oder weil andere grosse Investitionen im Dorf Vorrang hatten. Mittlerweile war die Dringlichkeit der Sanierung nicht mehr von der Hand zu weisen, zumal sich der Kindergarten und das Altersheim an dieser Strasse befinden und der Verkehr und mit ihm auch die leidigen Elterntaxis nicht weniger werden.
Das Projekt, das der Gemeinderat nun vorlegte, beinhaltet eine Verbreiterung der Strasse, damit Postautos und PWs kreuzen können, den Einbau eines Trottoirs, das bislang fehlte, zwei Fussgängerquerungen, eine behindertengerechte Bushaltestelle inklusive Wartehäuschen sowie im gleichen Zuge die Erneuerung der Werkleitungen auf diesem Strassenabschnitt.
In Wohlen funktioniert das mit einer 30er-Zone wunderbar
Für das Projekt muss einiges an Land erworben werden. Viele Eigentümer und Anwohner machten ihrem Unmut, wie zuvor schon mit diversen Leserbriefen in den lokalen Medien, nochmals Luft. Sie seien anlässlich der vorangegangenen Infoveranstaltung vom fertigen Projekt überfahren worden. Mit Sanierung habe dies nichts zu tun, vielmehr sei dies ein massiver Ausbau des gesamten Abschnitts, aus dem eine unnötige Rennstrecke gemacht werde, lautete die Kritik.
Schliesslich handle es sich nicht um eine Durchgangsstrasse, sondern lediglich um die Erschliessung der Liegenschaften. Hier fahre tagsüber höchstens mal einer zum Einkaufen weg. «Dass Postautos und PWs nicht kreuzen können, davon habe ich noch nie etwas gehört», polterte ein Anwohner. «Die Strasse ist übersichtlich, man sieht sich von Weitem und wartet halt schnell.»
In Wohlen gäbe es diverse solche Strassen, dies sei mit 20er- und 30er-Zonen gelöst und funktioniere dort wunderbar. Eine Anwohnerin regte sich über die luxuriöse Bushaltestelle auf. «Ich stehe viermal pro Tag an der Haltestelle und habe noch nie einen Altersheim-Bewohner im Rollstuhl gesehen, der dort einsteigen wollte.» Die betagten Leute würden anders transportiert werden.
Es geht nicht um eine Raserstrecke
Gemeinderat Peter Wyss, der als Ressortvorsteher das Projekt vorstellte, entschuldigte sich: «Dass man sich an der Infoveranstaltung überfahren fühlte, war uns nicht bewusst. Wir sind heute hier, um Anliegen und offene Fragen zu klären.» Es gehe hier um die Verbesserung des Ist-Zustandes und nicht um den Bau einer Raserstrecke. Der Gemeinderat gehe nicht davon aus, dass die Quartierstrasse eine attraktive Abkürzung für Autofahrer werde. Für den Bau des Gehsteigs ist eine Verbreiterung der Strasse unumgänglich. «Mit 1,80 Meter sind wir schon an der unteren Grenze der vorgeschriebenen Trottoirbreite.»
Franz Schaad, der seine erste Gemeindeversammlung als neuer Ammann leitete, fügte an: «Der Gemeinderat wird auf keinen Fall hinter einer Sanierung ohne Trottoir stehen. Die Sicherheit der Kindergartenkinder hat oberste Priorität.» Was die «luxuriöse» Bushaltestelle betrifft, erklärte Peter Wyss: «Hier können wir gar nicht anders, die behindertengerechte Bauweise ist heute gesetzlich vorgeschrieben.»
46 Ja zu 27 Nein
Noch wollten sich einige Stimmbürgerinnen und Stimmbürger nicht zufriedengeben und monierten, das Trottoir gaukle den Kindern eine falsche Sicherheit vor; man solle das viele Steuergeld sparen und eine schmalere Variante mit Tempo-30-Zone in Erwägung ziehen. Ein entsprechender Rückweisungsantrag wurde gestellt. Doch vom Tempo 30 wollte Ammann Schaad nichts wissen. «Das Thema hatten wir letztes Jahr. Ich darf daran erinnern, dass es vom Stimmvolk abgelehnt wurde», winkte er ab. Der Rückweisungsantrag wurde abgelehnt und dem Antrag des Gemeinderates mit einem Verpf lichtungskredit von 1 852 000 Franken (davon 836 000 Franken zulasten der Einwohnergemeinde) mit 46 Ja- zu 27 Nein-Stimmen und 6Enthaltungen zugestimmt.
Nach Abschluss von Landkauf und Bewilligungen sollen die Arbeiten im Juni 2024 starten und bis Ende Oktober 2024 beendet sein. --sp