«Überall für alle»
14.06.2022 WohlenSpitex Freiamt feiert Jubiläum
Die Spitex Freiamt hat ein stressiges Jahr hinter sich. Über 31 000 Besuche wurden im letzten Jahr in den Gemeinden Waltenschwil und Wohlen absolviert. Als grosse Belohnung konnte nun das 125-Jahr-Jubiläum gefeiert werden. Als ...
Spitex Freiamt feiert Jubiläum
Die Spitex Freiamt hat ein stressiges Jahr hinter sich. Über 31 000 Besuche wurden im letzten Jahr in den Gemeinden Waltenschwil und Wohlen absolviert. Als grosse Belohnung konnte nun das 125-Jahr-Jubiläum gefeiert werden. Als Überraschung gab es für Präsident Pascal Gregor eine grosse Torte mit dem passenden Schriftzug «Überall für alle». --dm
Gutes Vorbild und Vorreiter
125 Jahre Spitex Freiamt: Regierungsrat Jean-Pierre Gallati als erster Gratulant
Zu einem grossen Jubiläum gehört der richtige Festredner. Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati gab sich die Ehre. Der Regierungsrat aus Wohlen war praktisch der erste Gratulant zum 125-Jahr-Jubiläum der Spitex Freiamt. Und zuletzt gab es noch eine grosse Torte als symbolisches Jubiläumsgeschenk.
Daniel Marti
Die grosse Überraschung folgte am Schluss. Quer durch den ganzen Saal im Restaurant «Hans und Heidi» der Integra wurde eine riesige Torte geschoben. Samt zischenden kleinen Leuchtkerzen. Und Präsident Pascal Gregor freute sich natürlich. 125 Jahre Spitex Freiamt bieten mehrere Gründe, um sich zu freuen, zurückzuschauen und zu feiern. Für den Rückblick war Geschäftsführerin Christine Kaspar Frei (siehe Artikel unten) verantwortlich.
Durch den Abend führte dann Pascal Gregor. Dieser war sichtlich stolz, mit Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati den einheimischen Regierungsrat begrüssen zu dürfen. Gregor betonte die Offenheit und Transparenz des Wohler Regierungsrates. «Und während der Coronakrise hat er Unglaubliches geleistet», so Gregor.
Gallati: «Die Gesundheitskette hat funktioniert»
Der Präsident der Spitex Freiamt verteilte damit ein grosses Lob an Regierungsrat Jean-Pierre Gallati – und dieser gab die Komplimente postwendend zurück. «Vor allem sie, die Mitarbeitenden der Spitex, arbeiteten während der Coronakrise an der Front.» Und es sei spannend, zu erfahren, was sie alles erlebten.
Gallati selber sprach den ersten Coronaverdachtsfall im Kanton Aargau an. Im Westen sei es gewesen. Und zwei Notfallärzte weigerten sich tatsächlich, die Tests vorzunehmen. Sie hatten Angst. «Das waren wohl keine Aargauer Ärzte», so Gallati. Sie stammten offenbar aus den Nachbarskantonen, mutmasste er. «Die Unsicherheit war enorm gross.» Anfänglich wusste eben niemand, wie man mit Corona umgehen soll. «Auch darum haben alle im Kanton Aargau hervorragende Leistungen erbracht.» Ärzte, Spitäler, Psychiatrien, Spitex. «Die Gesundheitskette hat immer funktioniert.» Zudem sei die Spitex, natürlich auch die Spitex Freiamt, grundsätzlich eine Art Vorreiter. 31 000 Hausbesuche bei knapp 300 Klienten wurden im letzten Jahr geleistet.
Zu Hause sei es den Klienten wohler, dort geht es ihnen besser, das weiss auch der Gesundheitsdirektor. Das Gesundheitswesen hat allerdings noch eine andere Seite: die stetig steigenden Kosten. Vor allem die Ergänzungsleistungen belasten die Kassen von Bund und Kanton. «Das ist eine enorme Belastung, die jedes Jahr weiter ansteigt», so Gallati. Und die Trends zeigen weiter nach oben.
Im Kanton Aargau betreute die Spitex im Jahr 2011 rund 11 000 Klienten. «Innert zehn Jahren hat sich die Zahl mehr als verdoppelt», und die Prognosen gehen im Kanton Aargau Richtung 40 000 bis 50 000. Das sei halt die Entwicklung, so der Regierungsrat. «Immer mehr Menschen sind deutlich über 80 Jahre alt», und viele davon müssen irgendwann Langzeitpflege in Anspruch nehmen. Und darum müssen in Zukunft die Kräfte konzentriert werden. Dass der Vorstand der Spitex Freiamt in die Richtung von Fusionen denkt, begrüsst der Gesundheitsdirektor. «Die Spitex Freiamt schaut vorwärts», das sei positiv. «Und das Gesundheitswesen soll auch in Zukunft bezahlbar bleiben», sagte Jean-Pierre Gallati, und auch hier sei die Spitex Freiamt «ein gutes Vorbild für andere».
Die sozialen Kontakte stärken
So richtig kennenlernen musste Einwohnerratspräsident Cyrille Meier zuerst die Spitex Freiamt. Erst habe er an seine Grosseltern gedacht, und nach gründlicher Information lernte er «das umfassende Angebot» recht schnell zu schätzen. Denn die Spitex unterstützt auch die Jungen. «Und 31 000 Besuche im Jahr, das ist eine eindrückliche Zahl für die beiden Gemeinden Wohlen und Waltenschwil.» Die Spitex sei der verlängerte Arm jedes Spitals, so Meier weiter. Zu Hause in gewohnter Umgebung Pflege zu erhalten, das reduziert die Kosten. «Die Spitex stärkt auch die sozialen Kontakte», vor allem bei älteren Menschen sei das umso wichtiger.
Gleichzeitig ist die Spitex Freiamt auch Arbeitgeberin und die bietet Ausbildung und Weiterbildung an. «So ist man für die Zukunft gewappnet.» Denn in Zukunft gilt es die demografischen Herausforderungen zu meistern. Cyrille Meier abschliessend: «Der Anteil der älteren Menschen steigt, deshalb ist die Spitex Freiamt so wichtig für die Gesellschaft und darum müssen wir diesem Verein Sorge tragen.»
Segensreiche Tat
125 Jahre nach der Gründung ist die Spitex Freiamt wichtiger denn je. Ihre grosse Bedeutung wurde bereits beim 100-Jahr-Jubiläum erkannt. Der damalige Wohler Gemeindeammann Ernst Häner schrieb in der Festschrift von der «immensen Leistung, die im Stillen vollbracht wird». Und mit grosser Genugtuung dürfe man die Gründung als «segensreiche Tat» bezeichnen.
Ernst Häner damals: Der Krankenpflegeverein erfüllt «anspruchsvolle Aufgaben im Dienste der Allgemeinheit». Diese Feststellung hat ein Vierteljahrhundert danach noch ihre Gültigkeit.
«Weitsichtige Pioniere»
Rückblick der Geschäftsführerin
Am 13. Dezember 1896 war es, als im «Sternen» in Wohlen der Krankenpflegeverein gegründet wurde. Gründer war Roman Bruggisser, der zugleich erster Präsident war. Die Vizepräsidenten kamen aus Bremgarten und Villmergen. «Das waren weitsichtige Pioniere», sagte Christine Kaspar Frei, aktuelle Geschäftsführerin der Spitex Freiamt. Danach sei ein «eindrücklicher und nachhaltiger Weg» verfolgt worden. Und dies, obwohl sich nach drei Jahren Bremgarten vom Verein wieder verabschiedete. Heute ist die Spitex Freiamt eine Non-Profit-Organisation mit öffentlichem Auftrag für die Gemeinden Wohlen mit Anglikon und Waltenschwil, in einem Einzugsgebiet von rund 20 000 Einwohnerinnen und Einwohnern.
Geschäftsführerin Christine Kaspar gab Einblicke in ein paar entscheidende Ereignisse. Anfänglich zählte der Verein 355 Mitglieder. Bereits 1912 gab sich der Verein neue Statuten. Und die Frauen erhielten auf Anhieb das Stimmrecht. Erstaunlich.
Die erste Krise folgte in den Jahren des Zweiten Weltkrieges, da war vor allem die Zahlungsmoral schlecht. Spätestens mit der Gründung der Brockenstube im Jahr 1966 konnte ein wesentlicher Schritt bei den Finanzen getätigt werden. 21 Frauen leisteten Freiwilligenarbeit und die offenen Rechnungen konnten im Nu beglichen werden.
Und im Jahr 1978 erfolgte der Anschluss der Gemeinde Waltenschwil. 1991 wurden die neuen Büros am Sorenbühlweg eröffnet, im Jahr 2003 erfolgte aus Platzgründen der Umzug an den heutigen Sitz an der Bahnhofstrasse. Und im Jahr 2014 wurde die Organisation in Spitex Freiamt umbenannt. «Nur wer die Vergangenheit kennt, kann seine Zukunft prägen», sagte Geschäftsführerin Christine Kaspar noch. --dm



