Letztes Restaurant im Dorf kämpft
27.05.2022 AristauIn der «Krone» bleiben die Gäste trotz Besitzerwechsel und Umbau rar
Seit 2009 ist Florim Abazi erfolgreich in der Sicherheitsbranche tätig. Im Herbst 2019 entschloss er sich, in die «Krone» in Aristau zu investieren. Rund eine halbe Million ...
In der «Krone» bleiben die Gäste trotz Besitzerwechsel und Umbau rar
Seit 2009 ist Florim Abazi erfolgreich in der Sicherheitsbranche tätig. Im Herbst 2019 entschloss er sich, in die «Krone» in Aristau zu investieren. Rund eine halbe Million Franken steckte er in die Renovierung und hoffte auf einen erfolgreichen Neustart. Doch dieser blieb bislang aus.
Susanne Schild
«Ich hatte ein sehr gutes Bauchgefühl beim Kauf der ‹Krone›», sagt der 46-jährige Florim Abazi. Seit 2009 behauptet er sich in der schwierigen und hart umkämpften Sicherheitsbranche. Durch professionelles und zuverlässiges Engagement wuchs sein Unternehmen ständig. Mit der Gastronomie hatte er bislang nichts am Hut. «Die PrimeSecurity GmbH läuft gut. Deshalb habe ich mich entschieden, in Immobilien zu investieren.» Als er erfuhr, dass die «Krone» verkauft werden sollte, war er nach der Besichtigung vom Potenzial des Objekts überzeugt und investierte. «Obwohl damals alles in einem sehr schlechten Zustand war, hatte es mir die ‹Krone› von Anfang an angetan.»
Containerweise altes Mobiliar entsorgt
Im Herbst 2019 kaufte er das Restaurant. «Zu diesem Zeitpunkt konnte noch keiner ahnen, dass wir nur ein halbes Jahr später mit einer Pandemie konfrontiert sein würden.» Optimal sei zudem gewesen, dass die zwei Wohnungen, die sich ebenfalls im Gebäude befinden, vermietet waren und bis jetzt auch vermietet sind. «Die Wohnungen sind meine Sicherheit, um wenigstens die Hypothek tilgen zu können», sagt der Besitzer. Daher habe er auch keinen Druck gehabt. Containerweise musste altes Mobiliar entsorgt werden. Die Sanitäranlagen und die Elektrik wurden im gesamten Gebäude erneuert, ebenso wie die Böden. Neben dem Restaurant gibt es im Gasthaus Krone noch 15 Gästezimmer. Acht davon wurden komplett renoviert. Sieben erhielten neues Mobiliar. «Mit der Zimmerauslastung bin ich zufrieden, das läuft gut», sagt Abazi.
Halbe Million Franken investiert
Im Oktober letzten Jahres war der Umbau abgeschlossen. Die «Krone» erstrahlt seitdem in neuem Glanz und ist kaum wiederzuerkennen. Die Wände frisch gestrichen, neue Böden, neues Inventar und neue Möbel. Insgesamt verfügt das Restaurant über 150 Sitzplätze. «Wir können mehrere Veranstaltungen gleichzeitig ausrichten, ohne dass sie sich gegenseitig in die Quere kommen. Die Räumlichkeiten sind beispielsweise ideal für Generalversammlungen.»
Auch die grosse Aussenterrasse mit neuem Mobiliar und herrlichem Blick auf die Alpen wurde komplett renoviert. Sie bietet Platz für rund 100 Gäste. Zusätzlich ist ein separater Sitzungsraum für 16 Personen entstanden. Das Nebengebäude, in dem die Pizzeria untergebracht ist, ist ebenfalls erneuert worden. Insgesamt hat Abazi rund eine halbe Million Franken in die Renovierungsarbeiten investiert.
Ein Pizzabäcker mit Weltrekord
Florim Abazi entschied sich beim Küchenkonzept für die Kombination von italienischer und gutbürgerlicher Schweizer Küche. «Unser Cordon bleu ist wirklich etwas ganz Spezielles», sagt Abazi. Hier zeige der Küchenchef Logan Thamo sein Können. Seit Januar leitet Xenia Schneider das Restaurant. «Sie ist sehr motiviert und will mithelfen, dass das Restaurant zum Laufen gebracht wird», sagt Abazi. Mit dem Pizzaiolo-Manager Angelo Piccoli, einem alten Freund von Abazi, hat er, wie er selbst sagt, einen «Glücksgriff» gemacht. «Wir haben zwar zwei separate Küchen, doch gegessen kann überall alles werden», sagt der Besitzer. Das hatte den Vorteil, dass wenigstens die Pizzeria während des Lockdowns unabhängig von der Schliessung des Restaurants weiterbetrieben werden konnte. Angelo Piccoli hat das Handwerk des Pizzabackens in Italien gelernt. «Unser Teig ist speziell. Ich arbeite nur mit wenig Hefe und gebe dem Teig 72 Stunden Zeit zum Aufgehen. Auch der Mozzarella kommt aus der Schweiz», sagt der Profi. «Bei der Auswahl unserer Zutaten achten wir insgesamt sehr auf Regionalität», ergänzt Abazi. Angelo Piccoli hält sogar einen Weltrekord im Pizzabacken. 2016 hat er zusammen mit 42 Pizzaiolos in fünf Öfen innerhalb von zwölf Stunden 5836 Pizzen an einem Feiertag in seinem Heimatdorf in Italien gebacken. «Damit schafften wir den Guiness-Weltrekord-Eintrag», sagt er stolz. «Das ganze Dorf hat an diesem Tag unsere Pizzen gegessen.»
Frist bis Ende Jahr
«Wir sind eine hochmotivierte und kompetente Crew», sagt der Besitzer. Auch die Rückmeldungen der Gäste seien durchwegs positiv. Doch trotz allem laufe das Restaurant nur schleppend. «Leider kämpft die ‹Krone› immer noch mit dem schlechten Ruf des letzten Pächters und den schlechten Bewertungen im Internet», sagt Abazi. Er hofft nun, dass möglichst viele Gäste kommen und sich selbst davon überzeugen, was aus der «Krone» entstanden ist.
Florim Abazi hat sich eine Frist bis Jahresende gesetzt. «Wenn sich bis dahin die Personalkosten nicht decken, werde ich das Restaurant schliessen müssen.» Auch viele Aristauerinnen und Aristauer stehen hinter dem neuen Besitzer und fänden es schade, wenn das einzige und letzte Restaurant im Dorf wieder schliessen müsste.

