Neues Leben einhauchen
20.04.2022 WohlenStart zur Sanierung des Chappelehofs
Gestern Abend fand die ordentliche GV des Vereins St. Leonhard statt. Es war eine spezielle Versammlung. Denn es war die letzte im «alten» Chappelehof. Pünktlich zum Abschluss der Traktanden erfolgte der offizielle Baustart. ...
Start zur Sanierung des Chappelehofs
Gestern Abend fand die ordentliche GV des Vereins St. Leonhard statt. Es war eine spezielle Versammlung. Denn es war die letzte im «alten» Chappelehof. Pünktlich zum Abschluss der Traktanden erfolgte der offizielle Baustart. Die Begegnungsstätte wird komplett saniert. Dem mehr als 50 Jahre alten Gebäude wird neues Leben eingehaucht. --chh
Endlich geht es los
Gestern erfolgte nach langer Planung der Baustart zur Sanierung des Chappelehofs
Der ursprüngliche Plan sah einen Baustart bereits im Jahr 2018 vor. Nach sehr langen Diskussionen und der Überarbeitung der Pläne geht es vier Jahre später jetzt tatsächlich los. Der Chappelehof erfährt eine Totalsanierung und wird so fit gemacht für die kommenden Jahrzehnte.
Chregi Hansen
Auf einen eigentlichen Spatenstich wurde verzichtet. Die Vorbereitungen zur umfassenden Sanierung laufen schon seit Tagen, gestern Abend nun erfolgte mitten während der Vereinsversammlung der offizielle Baustart (nach Redaktionsschluss, Bericht in der nächsten Ausgabe). Für rund zwei Jahre wird das ehrwürdige Gebäude nun zu einer Baustelle.
Ort der Begegnung bleiben
3,6 Millionen Franken – nur so viel kostete Mitte der 60er-Jahre der Bau. Für die Sanierung genehmigten die Vereinsmitglieder im vergangenen Dezember über 12 Millionen Franken. Die Renovierung ist also mehr als dreimal so teuer wie der Bau. Und trotzdem sind alle überzeugt, dass es gut investiertes Geld ist. Denn der Chappelehof ist mehr als ein Gebäude. Er ist ein Projekt. Ein Ort der Begegnung. Und ein Zeichen der Zeit. Entstanden in den 60er-Jahren, als sich die Kirche in einer Aufbruchstimmung befand.
Am 10. Dezember 1961 trafen sich – nach einer langen und aufwühlenden Kirchgemeindeversammlung – Bauunternehmer Otto Notter senior und der damalige Kirchgemeindepräsident Hermann Vögeli in einem Lokal und suchten nach einer Idee, wie sie der Gemeinschaft etwas Gutes tun könnten. Auf einem aufgeschnittenen Briefumschlag wurde eine erste Skizze einer Begegnungsstätte aufgezeichnet. Und eine erste Kostenschätzung. Schon damals bestand die Idee für den Bau von Wohnungen und die Eröffnung eines alkoholfreien Restaurants. Im Mai 1964 wurde das Baugesuch eingereicht, ein Jahr später erfolgte der Spatenstich, im Januar 1967 konnten die ersten Bewohner einziehen.
Spuren der Zeit sind heute unübersehbar
55 Jahre ist das her. 55 Jahre, in denen der Chappelehof seine Funktion als Begegnungsstätte bestens ausgefüllt hat. Hier wurde in dieser Zeit gelebt, gefeiert, politisiert, fein gegessen, diskutiert, getanzt, gekegelt, musiziert, eingekauft und vieles mehr. Hier bereitete sich der Chlaus auf seinen Einsatz vor, hier tagte zeitweise das Parlament, hier sorgte während vieler Jahre die Kulturbeiz für Betrieb. 55 Jahre aber auch, in denen jeweils nur das Nötigste am Haus gemacht wurde. Die Erträge durch die Alterswohnungen und Vermietungen waren eher bescheiden, die anfallenden Kosten immer grösser. Inzwischen sind die Spuren der Zeit unübersehbar geworden. Zudem erfordern neue Vorgaben und Richtlinien Anpassungen an der Gebäudehülle. Keine einfache Aufgabe, gilt der Chappelehof doch auch als architektonisches Juwel, dem man sich behutsam nähern muss.
Mehr noch als die architektonischen Herausforderungen machte aber die Finanzierung dem Verein St. Leonhard zu schaffen. Dabei schien es anfangs so einfach, existierte doch aus früheren Jahren ein Kostenverteiler zwischen dem Verein und der Kirche. Diese hätte fast die Hälfte der damals geschätzten Kosten von 14,8 Millionen Franken übernehmen sollen. Doch die Kirchenpflege sah sich ausserstande, einen solchen Betrag zu stemmen. Und stellte auch den Kostenverteiler selber infrage. Denn heute würde die Kirche nur noch einen kleinen Teil des Gebäudes nutzen. Die Kirchenpf lege stellte sich die Frage: Will man wirklich indirekt ein Restaurant, ein Konzertlokal oder auch Alterswohnungen unterstützen? Die Pläne für die Sanierung kamen ins Stocken, sogar ein möglicher Abbruch wurde plötzlich Thema. Verein und Kirche mussten sich erst über das weitere Vorgehen einig werden.
Finanzierung erweist sich als Herausforderung
Vielleicht liegt es am positiven Geist, der dem Chappelehof zugrunde liegt, dass trotz teilweise verhärteten Fronten doch noch eine Lösung gefunden wurde. Die Kirchgemeinde kam dem Verein insofern entgegen, dass sie ihm das Land überlässt – das Gebäude gehörte schon vorher dem Verein St. Leonhard. Und die Kirche unterstützt die Sanierung mit einem zinslosen Darlehen in der Höhe von einer Million Franken. Auch das Projekt selber wurde nochmals überarbeitet, die Kosten konnten noch etwas gesenkt werden. Der Verein wiederum fand weitere Geldgeber – die Finanzierung ist inzwischen gesichert, bleibt aber weiter eine grosse Herausforderung. Doch alle sind überzeugt, dass sich der Einsatz lohnt. Im Dezember stimmten die Mitglieder den Verträgen und dem Baukredit in der Höhe von 12,4 Millionen Franken einstimmig zu.
Im Gebäude wird weiterhin ganz viel möglich sein
Und nun also wird tatsächlich gebaut. Vier Jahre später zwar als geplant. Aber mit der Erkenntnis, dass der Chappelehof über viel Rückhalt in der Gemeinde verfügt. Am Konzept soll sich auch in Zukunft nichts verändern. Das Gebäude bleibt ein Ort der Begegnung. Mit bezahlbaren Wohnungen für Senioren und Seniorinnen. Einem Restaurant. Der Plattform für die Jugend. Vielen Räumen, die vielseitig genutzt werden. Der Laden bleibt erhalten, die Kegelbahn auch, der Innenhof wird verschönert. Es ist ganz vieles möglich im «neuen» Chappelehof. Vorerst aber wird er zur Baustelle. Doch darüber sind derzeit alle einfach froh.



