Fragerunde zu Sanktionen, Neutralität der Schweiz, Wissensstand in Russland, Gefahr für andere Staaten
Die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer nutzten die Fragerunde vielfältig. Er habe zu Beginn des Krieges gedacht, der grosse Teil der Russen halte seinen ...
Fragerunde zu Sanktionen, Neutralität der Schweiz, Wissensstand in Russland, Gefahr für andere Staaten
Die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer nutzten die Fragerunde vielfältig. Er habe zu Beginn des Krieges gedacht, der grosse Teil der Russen halte seinen Diktator für verrückt. Das sei aber nicht eingetroffen, so David Nauer. «Putins Gleichgültigkeit ist erschütternd, und viele Menschen folgen ihm.» Ob Boykotte und Sanktionen etwas bringen? «Sie haben grössere Folgen für die Wirtschaft, Russland wird dadurch destabilisiert, aber nur langsam.»
Viele Russen wissen, was läuft
Und ob sich die Schweiz mit den Sanktionen zu stark «einmischt» und die Neutralität aufs Spiel setzt, wollte eine junge Besucherin wissen. «Die totale Neutralität lässt uns zurückhaltend sein», antwortete der Russland-Experte, «aber die Schweiz ist sehr eng mit Europa verbunden, und das Unrecht von Russland ist doch sehr gross.» Letztlich sei das eine innenpolitische Frage. Die Erwartungen betreffend Volksprotest sind dagegen kaum realistisch. Viele Russen wissen laut Nauer, was genau abläuft in diesem schrecklichen Konflikt. Sie kennen die Kriegsverbrechen, die Gräueltaten, das Unrecht. Vieles sei zur Glaubensfrage verkommen. «Russland lebt in einem moralischen Dilemma», so David Nauer, der auch nicht grosse Hoffnungen hat, dass alles ohne Putin viel besser werden würde. «Ein Nachfolger könnte auch ein Kriegstreiber sein, aber vielleicht könnte es ohne Putin zumindest eine leichte Entspannung geben.»
Plötzlich zwei mit Realitätsverlust?
Auch die Frage, ob sich allenfalls weitere Nachbarstaaten vor einem russischen Angriff fürchten müssten, beantwortet er leicht optimistisch: «Solange jemand in den USA regiert, der zu Europa steht, müssen sich Polen und das Baltikum wohl keine Sorgen machen.» Was aber passieren werde, wenn Ende 2024 in den USA wieder der Mann mit der orangen Frisur gewählt werde, «dann weiss man heute nicht, was dem in den Sinn kommen wird». Ein Putin mit Realitätsverlust und ein USA-Präsident, der kaum verlässlich und auch vom Realitätsverlust bedroht ist, das könnte dann der Welt noch weniger schöne Aussichten bescheren. Wohl eher noch mehr Angst. --dm