Beeindruckende Ära
18.03.2022 WohlenPatrick Amstutz, der Kämpfer für die Eishalle
Erst war er Kassier der Genossenschaft Eisbahn, dann machte er den Job des Verwaltungsratspräsidenten der Sportpark Bünzmatt AG. Zusammen kamen 27 Jahre. Und in dieser Zeit hat Patrick Amstutz sehr vieles ...
Patrick Amstutz, der Kämpfer für die Eishalle
Erst war er Kassier der Genossenschaft Eisbahn, dann machte er den Job des Verwaltungsratspräsidenten der Sportpark Bünzmatt AG. Zusammen kamen 27 Jahre. Und in dieser Zeit hat Patrick Amstutz sehr vieles mitgeprägt bei der alten Kunsteisbahn und der neuen Eishalle. Nun endet diese beeindruckende Ära. Der scheidende VR-Präsident zieht eine positive Bilanz. Der 49-Jährige blickt voller Genugtuung und Freude auf die neue Eishalle, die vor dreieinhalb Jahren eröffnet wurde. --dm
Der Macher und Teamplayer
Die Amtszeit von Patrick Amstutz als Verwaltungsratspräsident der Sportpark Bünzmatt AG geht zu Ende
Beharrlich hat er mit Pragmatismus und mit Herzblut ein Ziel verfolgt: Die alte Eisbahn erst weiterentwickeln und dann eine neue Eishalle realisieren. Patrick Amstutz brauchte dabei Geduld und Durchhaltewillen. Das erreichte Resultat ist eine coole Anlage. Nun ist seine Mission zu Ende.
Daniel Marti
Er war mit viel Herz und Motivation dabei. Er entwickelte die alte Kunsteisbahn stetig weiter und er war treibende Kraft für die neue Eishalle. Er plante mit, erstellte Businesspläne und verfolgte seine Ziele konsequent. Patrick Amstutz konnte dabei auch mal unbequem sein, die Fakten und die Wahrheit ungeschönt auf den Tisch legen. Als Vorstandsmitglied der Genossenschaft Eisbahn und als Präsident des Verwaltungsrates der Sportpark Bünzmatt AG war er auch Teamplayer. Letztlich war und ist Patrick Amstutz ein Macher. Davon profitierten die alte und die neue Anlage – und auch die Gemeinde Wohlen. Seine Treue ist beispielhaft, trotzdem endet sie diesen Monat.
Ohne grosse Gedanken ins Abenteuer
Angefangen hat die Eisbahnkarriere von Patrick Amstutz im Jahr 1995. Eigentlich mit einer ganz normalen Übergabe. Der Job des Kassiers der Genossenschaft Eisbahn war seit der Gründung bei der SBG, der damaligen Bank mit Filiale in Wohlen. Hansjörg Leuppi gab sein Mandat weiter an Patrick Amstutz. Der junge Mann könne das, lautete die einhellige Meinung. Und der damals 22-Jährige übernahm den Job ohne grosse Gedanken. Die damalige Kunsteisbahn müsse eben so gut wie möglich betrieben werden, dachte er sich. Und wollte so seinen Beitrag leisten. Ehrensache.
Und Amstutz ist hängen geblieben. Die Kunsteisbahn war für ihn stets mehr als eine Sportstätte. Begegnungsort. Event-Anlage. Treffpunkt der Bevölkerung. Und eben auch die einzige Eisbahn in der ganzen Region. «Schon bei meiner ersten Vorstandssitzung ging es um die Verbesserung der Infrastruktur, um die Überdachung der Anlage», blickt er zurück.
Die Kunsteisbahn, eröffnet 1976, wurde rasch zu einer Art Mittelpunkt für ihn. Erst ging es um die Entwicklung der Anlage, dann um den Werterhalt, bis eine neue Eishalle spruchreif wurde. Dann folgten Planung und Projektierung. Und im Oktober 2018 konnte die neue Eishalle eingeweiht werden, mit Patrick Amstutz als Verwaltungsratspräsident der Sportpark Bünzmatt AG. Und Ende März wird nun sein Engagement für die Sportstätte der Vergangenheit angehören, die Nachfolger für ihn sowie Matthias Jauslin und Matthias Fricker werden am Montag im Einwohnerrat gewählt.
Erfolgsgeschichte mit Menschen verstand und Vertrauen
27 Jahre lang setzte sich Amstutz für «seine Anlagen» ein. Eine beeindruckende Leistung. «Ich hatte immer ein super Team. Wir konnten mit Pragmatismus und mit Herzblut neue Ideen einbringen», nennt er die Gründe für seine grosse Treue, die über ein Vierteljahrhundert gehalten hat. Und sein Team habe fast immer etwas mehr anpacken können, als allgemein erwartet wurde. Die alte Anlage sei gut vermarktet worden, eine professionelle Agentur entwickelte ein Konzept. «So konnten wir die Umsätze nachhaltig steigern und neue Geschäftsfelder kreieren, wie das Plauschhockey oder die Firmenevents.»
Obwohl die Kunsteisbahn in die Jahre kam, hielt der Vorwärtstrend stetig an. Mit dem Baracken-Restaurant und der Garderobenerweiterung konnte im Jahr 2004 eine Kapazitätssteigerung realisiert werden. Und die Zahlen beim öffentlichen Eislauf zeigten nur in eine Richtung: nach oben.
«Die alte Kunsteisbahn», blickt Amstutz zurück, «war eine Erfolgsgeschichte, wir hatten enormen Rückhalt im Gemeinderat. Der hat uns machen lassen, da gab es keine unnötigen Papiere, aber dafür guten Menschenverstand und viel Vertrauen.» Es bestand eine einfache Regelung zwischen Gemeinde und Genossenschaft: Die Gemeinde kam für die Entlöhnung des Personals auf, den Rest regelte der Vorstand der Genossenschaft. Und dort gab es erst noch eine verschworene Truppe auf der alten KEB: Urs Meier, Garry Hufschmid und Patrick Amstutz waren die Macher. «Wir hatten einfach einen guten Spirit.» Und ein klares Ziel vor Augen. Pro Eissaison konnten 50 000 Franken Reserven erarbeitet werden. «Mit total 1,1 Millionen Franken erreichte die Genossenschaft ihr Ziel für den Anteil an der neuen Eishalle.» Diese Rechnung präsentiert Amstutz mit Stolz.
Schwieriger politischer Prozess
In seiner Amtszeit als einer der Macher der Eisanlage erlebte Amstutz drei Epochen: die alte Anlage, die Vorbereitung auf die neue Eishalle und den Betrieb der neuen Anlage (siehe Artikel unten).
Die Zustände auf der Eisbahn waren bereits zur Jahrhundertwende nicht mehr optimal, aber erst war die Realisation des Sportzentrums Niedermatten an der Reihe. «Das war legitim und ein grosser Brocken.» Danach seien die Vorschläge für eine Verbesserung der Eisbahn-Infrastruktur «politisch dahingedümpelt». Es brauchte viel Geduld, bis Konkretes vorlag. Erst als die damaligen Gemeinderatsmitglieder Matthias Jauslin und Ammann Walter Dubler die Sache an die Hand nahmen, ging es vorwärts. «Sie waren die treibenden Kräfte.» Es musste in der Folge manche Hürde genommen werden: die Verknüpfung von Badi und Eisbahn, Architektenwettbewerb, Preispolitik mit der politischen Marke von 20 Millionen Franken, dies, obwohl der Kostenvoranschlag für die Erneuerung von beiden Anlagenteilen bis hin zu 27 bis 29 Millionen Franken ging. «Dieses politisch motivierte Kostendach war nicht gut und hinderlich.» Letztlich war der Weg zur definitiven Projektierung der neuen Anlage eine Zangengeburt. «Es war halt ein schwieriger politischer Prozess, aber das gibt es an anderen Orten auch», relativiert Amstutz.
Zu enges Korsett
Letztlich lohnte sich der grosse Aufwand inklusive Preis von gegen 29 Millionen Franken. «Die neue Anlage ist grossartig und zusammen mit dem Sportzentrum Niedermatten sogar einmalig», freut sich der VR-Präsident noch heute. Und Vergleiche in der Schweiz gebe es kaum. «Das ist cool, das ist genial. Ja, es hat sich gelohnt.»
Trotzdem: Bei der Realisation des Schüwo-Parks fingen die Probleme an. Die Baukommission sei ein Witz gewesen, die drei Vertreter der Gemeinde haben die zwei ehemaligen Vorstandsmitglieder der Genossenschafts stets überstimmt. «Wir waren unterlegen mit unserem Willen für ein Kostendach. Eine Kostenoptimierung aus privatwirtschaftlicher Optik war unmöglich. Einige Ausgaben hätten eingespart werden können. Die Kreditabrechnung ist daher zusammengebastelt, die Kommunikation unprofessionell», fasst Amstutz seine Kritik zusammen.
So bahnte sich sein Rücktritt irgendwie an. Und mit der Eigentümerstrategie des Gemeinderates konnte der Verwaltungsrat rein gar nichts anfangen. Daher gab es da auch keine Unterschrift unter das Dokument. «Der Betrieb ist durchreguliert und in einem engen Korsett.» Aber Patrick Amstutz braucht Gestaltungsfreiheiten und unternehmerisches Denken. «Ich bin kein Verwalter.»
Der Unverstandene mit Visionen
Die Vermutung wurde immer stärker: Patrick Amstutz, der Unverstandene? «Ja, so ist es. Überregulierung ist nicht mein Ding, mir fehlen die unternehmerischen Freiheiten.» Er möchte Visionen leben, Strategien kreieren. «Aber im Gemeinderat hat es keinen einzigen Unternehmer.» Auch darum fühlte er sich immer stärker unverstanden. Und darum der Rücktritt auf Ende März.
Trotz allem: Patrick Amstutz beteuert, dass er nicht mit Frust geht. «Im Gegenteil. Ich bin zufrieden, wir haben als Team sehr viel erreicht.» Seine persönliche Bilanz sei sehr positiv. Nun fehle ein wenig die Energie, um weitere Ziele anzustreben. «Darum ist jetzt Zeit für neue Leute.»
Einige Visionen, die er bereits aufgleiste, verrät er. Der Verwaltungsrat wollte die Zusammenarbeit mit den Sportvereinen im Sportzentrum Niedermatten aktiv fördern. «Das hätte in die Eigentümerstrategie gehört», betont er, «aber der Gemeinderat wollte das nicht. Das bedeutet doch Stillstand.» Anstatt Fortschritt und Problemlösung. Alle Parteien haben am selben Ort die gleichen Probleme zu lösen: Administration, Unterhalt, Gastronomie. Das hätte die Sportpark Bünzmatt AG zusammen mit den Niedermatten-Vereinen anpacken können.
An guten Ideen fehlt es Patrick Amstutz sowieso nicht. «Weitere Optimierungsmöglichkeiten wären reizvoll gewesen», sagt der 49-Jährige. Eventuell eine Unterkunft, um Trainingslager durchzuführen. Oder ein Wellnessbereich.
Viel einfliessen lassen
Mit dem Loslassen wird der Familienvater keine Probleme haben. Ihm werde auch ohne den VR-Job nichts fehlen. Amstutz wird sich mehr Zeit nehmen können für die Familie und für seinen Job. Er ist diplomierter Wirtschaftsprüfer. Angestellt bei PricewaterhouseCoopers (PwC), berät er Unternehmen bei Fusionen und Übernahmen. Rein schon mit seinem beruflichen Know-how konnte er viel Wissen in die alte Kunsteisbahn und den neuen Schüwo-Park einfliessen lassen. Und seine wertvolle Arbeit ist mit der neuen Eishalle und der sanierten Badi sichtbar. Das freut auch ihn. «Von meiner ersten Sitzung bis zur Eröffnung der neuen Eishalle hat es zwar 23 Jahre gedauert, aber die neue Anlage macht Freude. Alle profitieren, die Bevölkerung, die Schulen, die Vereine, die Freizeitsportler.» Zudem sei beim Schüwo-Park eine neue Minigolfanlage realisiert worden, «seit 25 Jahren der erste Neubau in der Schweiz», betont er.
27 Jahre lang stand Patrick Amstutz für die Genossenschaft und die Sportpark Bünzmatt AG im Einsatz. «Es hat Spass gemacht, es war spannend und eine Zeit voller Motivation», sagt er zum Abschluss. Motivation, um für Wohlen ein Vorzeigewerk zu realisieren. Und dies ist eindrücklich gelungen – auch dank Patrick Amstutz.
Eishalle stabil, Badi mit Baustellen
Ein wichtiges Ziel erreicht: Der Betrieb im Schüwo-Park funktioniert
Nach der Realisation des Schüwo-Parks musste als erste Aufgabe der Betrieb gesichert werden. «Der Betrieb läuft, es funktioniert», kann der scheidende Verwaltungsratspräsident ein zufriedenstellendes Fazit ziehen. Allerdings sei auch vieles von den Betriebsbeiträgen der Gemeinde abhängig. «Für die Eishalle reicht der Beitrag, für die Badi eben nicht.»
Der Winter sei zudem besser planbar als der Badibetrieb im Sommer. Beim öffentlichen Eislauf konnten beispielsweise im Dezember 2021 und Januar 2022 die besten Monate seit der Eröffnung verzeichnet werden. Der Betrieb der Eishalle sei stabil, «in der Badi hat es Baustellen, die noch behoben werden müssen», sagt Amstutz. Der Unterhalt der parkähnlichen Badi-Anlage ist umfassend, das Littering ist ein Problem. Auf hohem Niveau müsse der Badibetrieb «weiter optimiert» werden. Zudem plädiert Amstutz für höhere Eintrittspreise. «Der Gast bekommt doch in der Badi viel mehr geboten als noch vor der Sanierung.» Aber der Verwaltungsrat könne nicht einmal den Eintrittspreis der Badi erhöhen, «obwohl das eigentlich unbedingt nötig ist», sagt Amstutz noch.
Ein grosses Fragezeichen steht hinter der Auslastung der Eishalle im Sommer. Der Betrieb steht dann praktisch still, und das rund um eine hervorragende Infrastruktur. Für den Sommer 2020 waren beispielsweise rund zehn Anlässe geplant, dann kam Corona. Die Flaute blieb auch ein Jahr später.
Fragezeichen bei Sommerevents
Nun stellt sich gemäss Amstutz eine andere Frage: «Wer organisiert das, wer holt Veranstalter in die Halle?» Dies war die Aufgabe des Geschäftsleiters. Nur gab es in diesem Winter einen einschneidenden Wechsel, weg vom Geschäftsleiter hin zu einem Betriebsleiter, «und der wird künftig keine Zeit haben, um Organisatoren für Sommeranlässe in die Halle zu holen», vermutet Amstutz. «Die Voraussetzungen sind gut, eine Nutzung im Sommer ist machbar.» Aber eine Umsetzung wird bei der aktuellen Konstellation wohl recht schwierig. Mit der gültigen Eigentümerstrategie sei vieles erschwert, die unternehmerische Freiheit weitgehend blockiert.
Und dem Verwaltungsrat sind gemäss Amstutz zu oft die Hände gebunden. Aber jammern mag er auch beim Betrieb nicht mehr. «Mit viel Arbeit wurde das Ziel erreicht», betont er, «der Betrieb konnte raufgefahren werden.» Und er könne sich mittlerweile an vielen kleinen Sachen freuen, so Patrick Amstutz abschliessend. --dm