Bauen wird immer schwieriger
25.02.2022 WohlenBaustellen in den Quartieren sorgen immer mal wieder für Ärger
Plötzlich wird die Strasse zum Installationsplatz oder die Lieferwagen blockieren die Ausfahrt. Gerade in den Wohnquartieren wird es manchmal gar eng neben den Baustellen. «Der Grossteil der ...
Baustellen in den Quartieren sorgen immer mal wieder für Ärger
Plötzlich wird die Strasse zum Installationsplatz oder die Lieferwagen blockieren die Ausfahrt. Gerade in den Wohnquartieren wird es manchmal gar eng neben den Baustellen. «Der Grossteil der Bauherren hält sich an die Vorschriften», sagt Arsène Perroud.
Chregi Hansen
«Im Vergleich zur grossen Anzahl an Baustellen haben wir in Wohlen eher wenig Probleme», stellt Gemeindeammann Arsène Perroud fest. Rund 200 Baugesuche gehen jährlich ein, die Reklamationen von Anwohnern sind im Vergleich dazu sehr gering.
Wobei Perroud nicht abstreitet, dass es ab und an zu Problemen kommt. «Mit dem Wachstum und der inneren Verdichtung wird der Platz eben enger. Das führt dazu, dass manchmal der Raum für eine vernünftige Baustelleninstallation fehlt. Dann muss teilweise auf die Strasse ausgewichen werden», erklärt der Ammann. Dieses Vorgehen müsse aber im Vorfeld mit der Bauverwaltung besprochen werden. Für die Nutzung des öffentlichen Raums muss auch bezahlt werden. Solche Lösungen sollen aber die Ausnahme sein. «Grundsätzlich sollte so geplant werden, dass die Installation auf dem Bauplatz eingerichtet werden kann», macht Perroud deutlich.
Sicherheit darf nicht gefährdet sein
Trotzdem kann es vorkommen, dass gerade bei grösseren Projekten auch mal ein Kran oder auch ein Teil des Materials etwas Raum auf der Strasse belegt. Hier bittet der Ammann um eine gewisse Toleranz. Der Installationsplatz sollte ja auch nicht zu weit weg sein. «Solange der Verkehr und die Sicherheit von Velofahrern und Fussgängern nicht eingeschränkt sind, müssen solche Lösungen möglich sein», findet er. Wichtig sei, dass sich die Bauherren und die Bauleitung an die Vorgaben halten. «Es gibt teilweise Baustellen, die sich nach und nach immer weiter ausbreiten. Da schreiten wir ein.» Aber das seien wirklich Ausnahmen. Auch die BNO äussert sich zu diesem Thema. Darin heisst es: «Auf die Interessen der betroffenen Grundeigentümer ist möglichst Rücksicht zu nehmen.»
Zu einem Problem können im Laufe der Bauzeit die Lieferwagen der verschiedenen Handwerker werden. Die meisten Arbeiter möchten natürlich möglichst nahe parkieren, damit sie das Material nicht weit schleppen müssen und sie schnell beim Wagen sind, wenn sie ein bestimmtes Werkzeug benötigen. Oft haben sie auch nur einen Kurzeinsatz vor Ort.
Auch hier gelte: Es ist schon bei der Planung festzulegen, wie die Parkierung funktionieren soll. Zudem geht auch das Parkierungsreglement auf das Problem ein. So heisst es dort: «Für standortgebundenes Parkieren (Abstellen von Fahrzeugen durch Bau- und Serviceunternehmen, die auf einen Parkplatz unmittelbar beim betriebsfremden Arbeitsort angewiesen sind, vor allem für Werkstatt- und Materialfahrzeuge) stellt die Regionalpolizei auf Nachweis des Bedarfs zeitlich beschränkte Parkkarten aus.» Doch wie immer gibt es schwarze Schafe. «Auch der Güterumschlag kann teilweise zum Problem werden und ist für die Anwohner dann ärgerlich», weiss Perroud.
An den Privatstrassen ist das Eingreifen schwieriger
Doch nicht immer kann die Gemeinde dann auch reagieren. Denn Wohlen besitzt in den Wohnquartieren noch ganz viele Privatstrassen. Dieser Grund gehört nicht der Gemeinde. Darum sind ihr hier meist die Hände gebunden, da die Benutzung der Privatstrassen eine privatrechtliche Angelegenheit ist. Das Raumplanungsgesetz erfordert zudem eine hohe Verdichtung der Siedlungsgebiete. Das führt zu grösseren Bauvolumen auf gleichbleibender Fläche. «Damit sind die Auswirkungen auf die Anwohnerinnen und Anwohner grösser», sagt er.
Auch im Tiefbau werde es je länger je schwieriger, denn auch hier fehlt oft der Platz für das Material und die Maschinen. Darum muss die Gemeinde auch mal das Isler-Areal zur Verfügung stellen. Aber als Dauerlösung und für alle Baustellen sei dies nicht gedacht. «Wir wissen, dass es für die Anwohner des Isler-Areals eine Belastung darstellt. Darum soll dies eine Ausnahme bleiben.» Dies auch darum, weil ein solcher Installationsplatz mitten im Zentrum nicht ein besonders schöner Anblick ist.
Frühzeitig das Gespräch suchen mit den Anwohnern
Das stetige Wachstum bei knapper werdendem Bauland hat also seine Tücken. «Man rückt näher aufeinander, das führt teilweise zu mehr Konflikten.» Perroud will auch nicht in Abrede stellen, dass es ab und zu Probleme mit Baustellen gibt. «Aber wir können feststellen, dass es in den meisten Fällen gut läuft. Und wenn nicht, gehen wir der Sache nach.» Gerne steht auch die Bauverwaltung den Bauherren mit Rat und Tat zur Seite. Wichtigster Tipp dabei: Mit den Anwohnern das Gespräch suchen und offen informieren. Wenn man weiss, dass die Einfahrt ins eigene Grundstück mal kurzzeitig erschwert ist, dann kann man sich darauf einrichten. Auch hier würden sich die meisten Bauherrschaften vorbildlich verhalten. «Und mit der Zeit kennen wir unsere Pappenheimer», schmunzelt der Gemeindeammann.
Geduld nicht unnötig auf die Probe stellen
Und wie lange müssen die Anwohner die Auswirkungen einer Baustelle ertragen? Dazu gebe es keine klaren Regelungen, bedauert Perroud. Vorgaben gibt es, wie schnell nach der Baubewilligung gestartet werden muss. Und wie lange Unterbrüche erlaubt sind. Mehr nicht. «Aber Zeit ist Geld. Den meisten Bauherrschaften ist es ein Anliegen, möglichst schnell fertigzuwerden.» Aber es gebe auch diejenigen, die einen Umbau, eine Sanierung oder gar einen Neubau quasi in ihrer Freizeit oder am Wochenende selber realisieren. Und so die Geduld der Nachbarn auf die Probe stellen. «Solange sie die Ruhezeiten einhalten und die Unterbrüche nicht ewig dauern, können wir da nichts machen», sagt der Gemeindeammann. Aber auch hier spricht er von Ausnahmen. Und irgendwann kommt wohl jede Baustelle zu einem Ende. Und kehrt dann vielleicht wieder Ruhe ein.