«Es ist eine dankbare Aufgabe»
25.01.2022 WohlenMaria Gisi leitete fast 20 Jahre lang den Mittagstisch der Pro Senectute – jetzt gab sie ihr Amt weiter
Zu ihrer Aufgabe kam sie per Zufall. Doch sie hat die Arbeit immer gern und mit grossem Engagement gemacht. Nun tritt Maria Gisi etwas kürzer. Und wird den ...
Maria Gisi leitete fast 20 Jahre lang den Mittagstisch der Pro Senectute – jetzt gab sie ihr Amt weiter
Zu ihrer Aufgabe kam sie per Zufall. Doch sie hat die Arbeit immer gern und mit grossem Engagement gemacht. Nun tritt Maria Gisi etwas kürzer. Und wird den Mittagstisch nur noch als Gast besuchen.
Chregi Hansen
Eigentlich mag sie es nicht, selber im Mittelpunkt zu stehen. «Muss das sein?», fragt Maria Gisi, als sie um ein Treffen angefragt wird. «Muss das wirklich sein?», fragt sie, als es später um ein Foto geht. Überhaupt: Es sei doch gar keine so grosse Leistung. Zudem habe sie viele Jahre auf die Unterstützung von Trudy Eichenberger zählen können. «Ich habe das nicht allein gemacht, wir waren immer ein Duo, schreiben Sie das», macht Maria Gisi deutlich.
Dennoch: Dass jemand fast 20 Jahre lang die Organisation des Mittagstischs unter sich hat, das ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Dabei hatte die Wohlerin keinen Bezug zu diesem Anlass, als sie damals die Leitung übernahm. «Ich war eben gerade pensioniert worden, als ich von der Pro Senectute angefragt wurde. Von einer Freundin wusste ich zwar, was das war. Selber war ich bis anhin nie dabei», erinnert sich Maria Gisi. Damals seien die Essen noch besser besucht gewesen, bis zu 100 Personen kamen zusammen. «Heute sind es im Schnitt um die 40 Leute», berichtet die abtretende Leiterin.
Während der Pandemie den persönlichen Kontakt bewahrt
Das habe eben auch viel damit zu tun, dass auch die älteren Menschen heute einen vollen Terminkalender hätten. Aber auch damit, dass manche nicht zu den Älteren gehören wollen. «Früher sprach man immer von Senioren und Seniorinnen, heute ist der Begriff fast verpönt», lacht Gisi. Dabei sei es doch normal, dass man älter werde. Und die monatlichen Treffen seien eine tolle Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen und bestehende aufzufrischen und zu vertiefen. «Viele der Teilnehmenden schätzen diese Essen sehr. Das haben wir vor allem in der Coronazeit gemerkt, als sie einige Zeit nicht stattfinden konnten. Die Treffen haben gefehlt, umso mehr haben Trudy und ich uns bemüht, telefonisch Kontakt zu behalten und auch mal vorbeizugehen», erzählt Maria Gisi.
Vorlesen, Singen, Spass haben
Im Schnitt 12-mal pro Jahr fand der Mittagstisch statt. 2018 konnten Gisi und Eichenberger gesamthaft 427 Teilnehmende begrüssen, 2019 429. Das Leitungsduo hat es sich zur Aufgabe gemacht, jeweils für einen gemütlichen Rahmen zu sorgen. Dazu gehörten etwa die persönliche Begrüssung, die Glückwünsche an die Geburtstagskinder, das Vorlesen von Texten und Gedichten, aber auch das gemeinsame Singen. «Das klang manchmal ganz furchtbar. Aber es hat trotzdem Spass gemacht», lacht Gisi. Und natürlich mussten sich die beiden im Vorfeld um die Anmeldungen kümmern und um die Absprache mit den Wirten. Nachdem früher mehrere Restaurants berücksichtigt wurden, findet der Mittagstisch seit vielen Jahren stets im «Rössli» statt. «Hier sind wir gut aufgehoben. Sowohl von den Räumlichkeiten her wie auch von der Bedienung und dem Essen», lobt Maria Gisi. Die früheren Pächter Madeleine und Herbert Brun wie auch das jetzige Team um Anita und Hanspeter Wohler kümmern sich bestens um die Gäste.
Gute Unterstützung erhalten
Neben den monatlichen Treffen haben sich Gisi und Eichenberger auch um eine jährliche Reise gekümmert und eine Weihnachtsfeier organisiert mit der HPS. Leider konnten diese Anlässe zuletzt nicht stattfinden. Geschätzt hat Maria Gisi auch den Austausch mit anderen bei der Herbsttagung der Pro Senectute oder die jährliche Einladung zu einem Mitarbeiteressen. Überhaupt: Das Team der Beratungsstelle in Wohlen mache eine tollen Job, «wir wurden immer gut unterstützt». Im Laufe der Jahre sind durch den Mittagstisch auch Freundschaften entstanden. «Wenn jemand länger nicht mehr gekommen ist, haben wir uns erkundigt, was los ist. Man schaut füreinander», erklärt die abtretende Leiterin.
Das Lob von der Beratungsstelle
Sie habe die Leitung jedenfalls immer gerne gemacht. «Es ist eine dankbare Aufgabe. Ich habe gespürt, dass das Engagement geschätzt wird.» Nun aber ist Schluss. Maria Gisi konnte letztes Jahr ihren 80. Geburtstag feiern. «Ich habe das lange genug gemacht. Es ist Zeit, dass jemand Jüngeres kommt, frischen Wind reinbringt», ist sie überzeugt. Die Pro Senectute lässt sie aber nur ungern ziehen. «Maria Gisi hat ihre Aufgabe sehr gerne gemacht und sie war eine äusserst zuverlässige Mitarbeiterin nach der ‹alten› Schule, welche immer darauf achtete, alles pünktlich und korrekt abzugeben», lobt Stellenleiterin Franziska Schuler. «Sie hat eine absolut liebenswerte Art und einen tollen Humor. Sie hat immer wieder flotte Sprüche auf Lager, ist ehrlich und auch direkt. Ich freue mich sehr, dass sie weiterhin am Mittagstisch teilnehmen wird. So werden die Teilnehmenden sie auch nicht missen müssen», so Schuler weiter.
«Der Abschied ist mir schon etwas schwergefallen. Aber ich werde ja in Zukunft einfach als Gast an den Essen teilnehmen», versichert die scheidende Leiterin. Aber vielleicht nicht jedes Mal. Denn Maria Gisi ist noch immer sehr aktiv. Schon als Mitglied des SAC war sie viel in den Bergen unterwegs, und auch heute liebt sie Ausflüge. Zudem arbeitet sie weiterhin in der Brockenstube mit. Auf der faulen Haut liegen, das ist nichts für sie. Und sie ist überzeugt, dass der Mittagstisch auch in Zukunft in guten Händen ist. «Das lief vor meinem Einsteigen gut und wird es auch in Zukunft», lacht sie zum Schluss.