Post plant Riesenprojekt

  11.01.2022 Region Unterfreiamt

In Villmergen soll das grösste Logistikzentrum der Post entstehen. Die Schweizerische Post investiert rund 120 Millionen Franken. Das Gebäude soll 30 Meter hoch werden. Auf einer Fläche von 55 000 m2 sollen ab dem Jahr 2024 zusätzlich 90 Vollzeitstellen geschaffen werden. Eine durchweg positive Sache, ausgenommen vom (vermutlich) stark vermehrten Verkehrsaufkommen. --spr


Megaprojekt der Post

In Villmergen wird das grösste Logistikzentrum der Post geplant

Es ist ein riesiges Projekt der Post und soll im Jahr 2024 eröffnet werden. Das grösste Logistikzentrum der Schweiz soll entstehen. Die Kosten: 120 Millionen Franken. 90 Vollzeitstellen werden geschaffen. Die Lagerfläche beträgt 55 000 m2. Fragezeichen gibt es in Sachen Verkehrsaufkommen.

Stefan Sprenger

Es ist ein Megaprojekt, das entsteht. Villmergen soll im Jahr 2024 Heimat sein des grössten Logistikzentrums der Post in der Schweiz. Schon heute beschäftigt die Post an der Allmendstrasse 8 in der Industriezone in Villmergen 70 Mitarbeiter. Ab 2024 sollen zusätzlich 90 Vollzeitstellen dort geschaffen werden. Einerseits wird das bestehende Gebäude ausgebaut. Andererseits plant die Post einen Neubau, der rund 30 Meter hoch sein wird. Rund 120 Millionen Franken werden investiert. Mit 55 000 m2 wird das neue Logistikzentrum fünfmal grösser sein als das bestehende.

Aktuell liegt das Baugesuch für die Öffentlichkeit bei der Gemeinde Villmergen auf. Reto Studer, Bauverwalter der Gemeinde, äussert sich nur zaghaft zum neuen Projekt. «Es ist ein Lagergebäude wie viele andere in der Industrie in Villmergen. Nur sind die Dimensionen grösser.» Markus Werner von der Schweizerischen Post AG sagt auf Anfrage, dass man noch auf die Baubewilligung wartet. Sobald diese erfolgt ist, werde man im Juli mit dem Bau beginnen. Werner betont, dass die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Villmergen positiv sei.

Verkehrsaufkommen als heikler Punkt

Die Freiämter Gemeinde wird damit zum grössten Logistikzentrum der Post und damit zu einem der grössten Dreh- und Angelpunkte der schweizerischen Post. Eigentlich kein Problem, einziger «heikler» Punkt ist das vermehrte Verkehrsauf kommen. Werner erklärt, dass man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen kann, wie viel Mehrverkehr es in der Region geben wird. Aber: «Durch den Ausbau wird es am Standort Villmergen künftig mehr Verkehr geben. Weil das Logistikzentrum aber ausserhalb des Dorfzentrums liegt, führen die Zu- und Wegfahrten in der Regel nicht durch den Ort», so Werner. Bauverwalter Reto Studer sagt, dass das Projekt UVB-pflichtig ist, es wird also ein Umweltverträglichkeitsbericht benötigt, weil das Verkehrsaufkommen erhöht wird.

«Den Standort Villmergen deutlich ausbauen»

Der Neu- und Umbau in Villmergen hat einen guten Grund. Markus Werner erklärt auf Anfrage: «Die Post transportiert nicht nur Pakete, sondern sie ist auch im Bereich der Güterlogistik tätig. Auch das ist ein Bereich, der stetig wächst. Entsprechend stösst die Infrastruktur der Post – ähnlich wie bei den Paketen – ebenfalls in der Güterlogistik an ihre Kapazitätsgrenzen. Die Post reagiert auf diese Entwicklung: Sie plant, ihren bestehenden Standort in Villmergen deutlich auszubauen. Dort verfügt die Post bereits heute über ein Logistikzentrum, das bisher speziell auf die Lagerung von Medizinund Pharmaprodukten ausgerichtet war.»

Das Bauvorhaben ist also ein Logistikzentrum und darf nicht mit einem Paketzentrum (wie zum Beispiel in Härkingen) verwechselt werden. Die Post betreibt heute bereits verschiedene Standorte im Bereich Güterlogistik: in Dintikon, Oftringen, Pfungen, Mägenwil, Villmergen, Boncourt und Pratteln. Dazu kommen Standorte im grenznahen Ausland. Die Post hat im Rahmen ihrer Strategie «Post von morgen» angekündigt, dass sie in die Logistik investieren will. «Es handelt sich beim geplanten Neubau in Villmergen also um ein Lagergebäude, nicht um ein Paketzentrum. In Villmergen werden künftig also keine Pakete sortiert.»

Der Grossteil des 120-Millionen-Franken-Projekts werden also Lagerräume sein. «Mit dem Ausbau in Villmergen stärkt die Post die Dienstleistungen rund um die Lagerlogistik und setzt mit einer hochautomatisierten Anlage und modernen Prozessen neue Massstäbe. Sie investiert dafür 120 Millionen Franken in Villmergen. Davon profitieren auch lokale Bauunternehmer», so Werner.

20 Monate Bauzeit

Was spricht denn für den Standort Villmergen? «Die zentrale Lage im Mittelland», sagt Werner und fügt an: «Zudem handelt es sich um einen bestehenden Standort, der bereits heute für Logistikzwecke genutzt wird.» Die Post hat das Baugesuch Anfang Dezember 2021 eingereicht. «Sobald wir die Baubewilligung erhalten haben, werden wir zeitnah mit dem Bau des neuen Lagers beginnen. Das Ziel ist, die Bauarbeiten im Juli 2022 aufzunehmen. Wir gehen davon aus, dass die Bauarbeiten rund 20 Monate dauern werden. Das neue Lager möchten wir im dritten Quartal 2024 in Betrieb nehmen», so Werner.

Bis ins Jahr 2024 wird die Post im Logistikzentrum Villmergen rund 90 zusätzliche Vollzeitstellen schaffen. «Neue Stellen entstehen in erster Linie für Logistikerinnen und Logistiker. Weiter schafft die Post neue Stellen im Anlagenunterhalt, in der Administration und in der Leitung.»

Höchste Standards

Die Post wird zudem auf dem Dach des neuen Lagers eine Photovoltaik-Anlage installieren und das Gebäude mit dem Silber-Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) auszeichnen lassen. Damit entspricht der Neubau auch hinsichtlich Nachhaltigkeit höchsten Standards. Die Energiegewinnung erfolgt aus 100 Prozent erneuerbarer Energie. Die neue Photovoltaik-Anlage liefert einen Energiebedarf von 1500 MWh/a.

Das neue Projekt der Post scheint also nur ein Segen zu sein für Villmergen und die Region. Doch wie Werner sagt, gibt es bei den Logistik-Projekten der Post oft auch Gegenstimmen. Das Hauptargument ist jeweils das erhöhte Verkehrsaufkommen. Und das wird wohl auch im Freiamt zu Diskussionen führen.


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