Alternative bieten
14.01.2022 WohlenRaphaela Hänggi besuchte die Bezirksschule und die Kantonsschule in Wohlen und wuchs in der Freiämter Gemeinde auf. Danach lebte sie eine Zeit lang in London und heute in Zürich und Berlin. Ihr Job hat sie an viele Orte der Welt gespült. Nun hat die Frau ein Start-up-Unternehmen gegründet, ...
Raphaela Hänggi besuchte die Bezirksschule und die Kantonsschule in Wohlen und wuchs in der Freiämter Gemeinde auf. Danach lebte sie eine Zeit lang in London und heute in Zürich und Berlin. Ihr Job hat sie an viele Orte der Welt gespült. Nun hat die Frau ein Start-up-Unternehmen gegründet, das umweltfreundliche Pflegeprodukte anbietet. --spr
Für Gewissen und Haar
Die Wohlerin Raphaela Hänggi gründet ein umweltfreundliches Start-up-Unternehmen
Sie lebte in London, Berlin, Zürich – und Wohlen. Raphaela Hänggi ist beruflich viel rumgekommen, hat in der Medienwelt gearbeitet und studiert aktuell Zukunftsforschung. Nun hat die 35-Jährige ein Start-up-Unternehmen gegründet, das den Fokus auf umweltfreundliche Pflegeprodukte legt.
Stefan Sprenger
Sie wollte immer in die grosse weite Welt. Sie wollte in internationalen Grossstädten zu Hause sein. Davon träumte sie als kleines Mädchen – und das hat sie heute erreicht. Raphaela Hänggi muss lachen. «Mittlerweile zieht es mich wieder zurück in die Natur, zurück zu meinen Wurzeln. Vielleicht liegt es am Älterwerden.»
Bald hat sie ihren Abschluss in Zukunftsforschung. Raphaela Hänggi studiert an der Freien Universität in Berlin und schreibt aktuell an ihrer Masterarbeit. Da drängt sich die Frage auf: Was will sie noch aus ihrer Zukunft machen? Die junge Frau sagt schmunzelnd: «Ich plane eigentlich nie weit voraus. Wenn eine Tür zu geht, geht eine andere Tür auf.»
Weiterhin enger Bezug nach Wohlen und Anglikon
Angetrieben durch Neugier und ihr offenes Wesen driftet sie von einem beruflichen Abenteuer ins nächste. Aufgewachsen ist sie in Wohlen, besuchte die Bezirksschule und die Kantonsschule. Heute lebt sie in Zürich, und zu ihrer Heimat Wohlen hat sie nach wie vor einen Bezug. Ihr Onkel Peter Hänggi ist Inhaber des Fitnesscenters in Anglikon und eine ihrer besten Freundinnen, Daniela Colacino, lebt in Wohlen.
Die Schweiz-Italienerin studierte nach der Kanti Publizistik an der Universität in Zürich. Für ein Semester ging sie nach Berlin, und als sie zurückkam, arbeitete sie erstmals in einer Festanstellung bei Ringier (2013 bis 2015). Dort hat sie den digitalen Auftritt von «SI Style» aufgebaut. Sie war Digital Director, hat die Homepage kreiert und war für journalistische Inhalte zuständig.
Danach suchte sie eine neue Herausforderung. Sie ging nach London und arbeitete als Freelancerin. 2016 wurde sie vom «Vice»-Magazin angestellt. Ihr Aufgabengebiet: «Strategien, Texte, Kreationen. Das alles für verschiedene Kunden», wie Hänggi erklärt. Für das Schweizer Fernsehen erstellte sie eine Beitragsserie mit dem Namen «Kreuz und Queer», eine Serie abseits aller Normen. Die Kurzbeschreibung: «Wir helfen der Schweiz beim grossen Coming-out. Wie liebt die junge Schweiz wirklich?». Hänggi hatte die redaktionelle Leitung. Ihre Arbeit war kein klassischer Journalismus, sondern oftmals war es Agenturarbeit und in Kooperationen mit Marken und Firmen. «Werbung im Storytelling-Bereich», wie sie es nennt. 2017/2018 war sie «Head of Content» bei Globus. Journalismus mit Werbung vereinen war ihre Aufgabe. Ob online oder in Magazinen.
Sinn für Nachhaltigkeit
Dann – vor rund drei Jahren – machte sie sich selbstständig. Sie unterstützt Unternehmen in Sachen Kommunikation und Strategie. «Für mich ist das sinnvoller. Ich kann so selber entscheiden, hinter welchem Kunden oder Produkt ich stehe und für wen ich arbeiten möchte.» Und da drückt er durch, ihr grosser Sinn für Nachhaltigkeit, für Umweltbewusstsein und für eine saubere Welt. Nur wenig später entstand die Idee von «Acla». Ein Haarpflegeprodukt, das die Umwelt nicht belastet. Ein Shampoo, wo sie von A bis Z dahinterstehen kann. «Es sollte nicht noch einmal ein Pflegeprodukt sein, das einfach auf den Markt kommt, damit es noch eine Option gibt.» Die Grundidee von «Acla»: Man will bei Dingen, die man im Alltag braucht und auf die man kaum verzichten kann (wie eben Shampoo), eine umweltfreundliche Alternative bieten.
Deshalb wird «Acla» so umweltfreundlich wie möglich produziert. Ohne Plastik, ohne Wasserverbrauch bei der Herstellung – «Acla» besteht nur aus umweltfreundlichen Inhaltsstoffen. Hänggi erklärt: «Es ist ein Shampooblock. Kurz anreiben, Haare waschen, fertig. Ein Kreislauf mit sehr kleinem Verbrauch.» Gemeinsam mit drei Freunden gründete sie im Sommer 2021 das Start-up-Unternehmen. «Wir tüftelten ein Jahr lang am perfekten Rezept. Ich glaube, wir haben es gut hingekriegt.» In einer kleinen Fabrik in Zürich wird das Shampoo von den Gründern selber produziert, in recycelten Kartons verpackt und an die Kunden geschickt. Alles von Hand.
Kurz vor Weihnachten – also vor wenigen Wochen – ging die Homepage (www.acla.ch) online. Und die ersten Feedbacks der Kunden sind «durchweg positiv», sagt Hänggi. Und der Laden brummt. Schon jetzt ist klar: Das Unternehmen benötigt in naher Zukunft eine bessere und grössere Infrastruktur.
Für Raphaela Hänggi ist der Erfolg von «Acla» ein Segen. «Es freut mich sehr, dass den Menschen die Umwelt am Herzen liegt.» Ein Problem hat die Wohlerin aber: Weil «Acla» so gut funktioniert und sie gerade mitten im Stress der Masterarbeit für ihr Zukunftsforschungsstudium steckt, hat sie quasi zwei 100-Prozent-Jobs und ist nebenbei weiterhin selbständig im Bereich Strategie und Kommunikation. Die 35-Jährige, die in Zürich und Berlin zu Hause ist, wird bald ihr Studium in Zukunftsforschung abgeschlossen haben – und will dann alles auf die Karte «Acla» setzen. «Ich hoffe, dass es auch in der nächsten Zeit so gut funktioniert wie zum Start. Aber planen für die Zukunft kann man nicht. Geht eine Türe zu, geht eine andere auf.» Ihr Shampoo kommt aber sehr gut an bei den Menschen – und da scheinen die Zukunftsaussichten rosig zu sein.