«Ungestört kreativ»
31.12.2021 Region UnterfreiamtSina gehört seit Jahrzehnten zu den beliebtesten Sängerinnen der Schweiz. Im Interview versucht die Prix-Walo-Gewinnerin den Erfolg einzuordnen. Die in Fahrwangen wohnhafte Künstlerin erzählt, wieso sie oft in Villmergen ist, was sie vom Wohler Soulsänger Seven hält ...
Sina gehört seit Jahrzehnten zu den beliebtesten Sängerinnen der Schweiz. Im Interview versucht die Prix-Walo-Gewinnerin den Erfolg einzuordnen. Die in Fahrwangen wohnhafte Künstlerin erzählt, wieso sie oft in Villmergen ist, was sie vom Wohler Soulsänger Seven hält und warum sie die Gelateria in Muri mag. --spr
«An Ideen mangelt es nicht»
Die Heimat im Wallis, das Zuhause im Freiamt: Interview mit Sängerin Sina
Schweizer Mundartsängerin, Liedermacherin und Ikone einer ganzen Generation: Sina gehört seit Jahrzehnten fest zur nationalen Musikszene. Im Interview erzählt die erfolgreiche Künstlerin, was sie am Freiamt schätzt, was sie vom Wohler Soulsänger Seven hält – und was ihr der kürzlich gewonnene «Prix Walo» bedeutet.
Stefan Sprenger
Grüezi Sina. Zuerst: Herzliche Gratulation. Sie haben vor wenigen Wochen wieder einmal einen Prix Walo abgeräumt. Was bedeutet Ihnen dieser Preis?
Sina: Danke vielmals. Als 18-Jährige habe ich mich für den kleinen Prix Walo qualifiziert, das war mein erster Auftritt ausserhalb des Wallis und eine grosse Sache. Seit damals ist viel passiert und diesen dritten Prix Walo empfinde ich als eine Wertschätzung und Bestätigung meiner Arbeit.
Sie haben sich gegen viele namhafte Künstler durchgesetzt. Wie erklären Sie sich, dass Sie nach wie vor so viel Beliebtheit geniessen in der Schweizer Musikszene?
Wir sind ein kleiner Markt, da unterstützt man sich eher, als dass man sich Steine in den Weg legt. Wenn jemand etwas erreicht hat, freut man sich darüber, weil man weiss, wie schwierig es ist, über Jahre erfolgreich zu bleiben. Vielleicht hilft es auch, dass ich den schönsten Dialekt der Schweiz spreche (lacht).
Haben Sie ein Geheimrezept, wie man erfolgreich Musik macht?
Ein allgemeines Rezept gibt es nicht. Authentizität und eine gewisse Bodenhaftigkeit helfen aber sicher, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen und sich nicht zu verbiegen. Wichtig sind sicher auch Hartnäckigkeit und der Glaube an sich selbst.
Auch die Geschwister Baldenweg (Filmmusik) haben einen Prix Walo gewonnen. Die Eltern von ihnen wohnen – wie Sie – auch in der Gemeinde Fahrwangen. Hatten Sie Kontakt zu den Eltern?
Ihre Eltern Pfurri und Marie-Claire treffe ich zwischendurch im Dorf. Es sind immer schöne Begegnungen.
Bleiben wir in der Region. Kennen Sie den Wohler Soulsänger Seven? Wie finden Sie seine Musik?
Seven bringt einfach alles mit, um erfolgreich zu sein in diesem Beruf. Seine Stimme, Musikalität, seine Vision, an der er seit Jahren arbeitet. Ich bewundere ihn für diese Zielgerichtetheit. Dann ist er ein Mensch, den man gern um sich hat.
Sie leben schon seit vielen Jahren in Fahrwangen. Was hat Sie hierher verschlagen? Und was schätzen Sie an der Gemeinde?
Die Liebe hat mich hierher verschlagen, wie so oft (lacht). Ich schätze die Gegend, das Freiamt, das Seetal. Wenn ich durch den Wald Richtung See laufe, dann komme ich zur Ruhe. Unser Studio ist am Dorfrand und ich kann dort ungestört kreativ sein.
Haben Sie von der Gemeinde Fahrwangen etwas gehört nach der Prix-Walo-Verleihung?
Ja, Patrick Fischer, der Gemeindeammann, und sein Team haben mir gratuliert, was mich sehr gefreut hat.
Haben Sie auch sonst einen Bezug zum Freiamt?
In Villmergen ist mein Mann aufgewachsen, zu seiner Schwester und Familie, die dort lebt, haben wir regelmässig Kontakt. In Muri schätze ich das Kino Mansarde, die Gelateria beim Kloster und in Bremgarten drehe ich zwischendurch eine Runde um die fünf Weiher. Ich fühl mich sehr wohl im Freiamt.
Was ist gerade aktuell bei Ihnen?
Ich habe meine Triotour vor Weihnachten beendet und bin dankbar, dass wir die 30 Konzerte trotz einigen Widrigkeiten zu Ende spielen können. Im März geht es schon ins Studio für die Aufnahmen vom nächsten Album. Und dann hoffe ich, dass für uns alle, aber vor allem auch für die Kultur, so schnell wie möglich wieder etwas Normalität herrschen wird. Das letzte Jahr hat viel Kraft gekostet.
Wie erleben Sie die Coronazeit – als Künstlerin und als Mensch?
In den letzten fast zwei Jahren habe ich, wie viele andere, verschiedene Phasen durchlebt. Als Sängerin ist diese Lungenkrankheit eine Bedrohung, das Auf und Ab über die letzten Monate zehrt an der Energie und Inspiration. Als kommunikativer Mensch haben mir die Begegnungen mit anderen gefehlt. Diese Distanziertheit, auch wenn im Moment nötig, entspricht mir nicht. Dann gibt es aber auch die andere Seite. Ruhe zum Überdenken, was mir wirklich wichtig ist. Aber auch neue Ideen und Songs, die mich ins neue Jahr begleiten werden.
Was wollen Sie in Ihrer Karriere noch erreichen?
An Ideen mangelt es mir nicht. Im Gegenteil, ich finde es eher schwierig, mich auf eine Sache zu beschränken. Wichtig ist mir die Verbindung zur Musik. Solange sie mich berührt und inspiriert, werde ich meine Projekte umsetzen. 10-Jahres-Pläne mache ich keine. Nur schon der eine Termin im Jahreskalender 2024 irritiert mich.
Was brauchen Sie in Ihrem Leben, um vollständig glücklich zu sein?
Ich bin mir bewusst, dass ich ein sehr selbstbestimmtes Leben führen kann. Das ist für mich schon Grund genug, glücklich und dankbar zu sein. Daneben brauche ich meine Familie, meine Freunde und die wohltuende Natur.
Die Weihnachtszeit in diesem Jahr war aufgrund der Situation erneut eher speziell. Wie haben Sie die Feiertage verbracht?
Es gibt noch einiges aufzuräumen und die Tour abzuschliessen bis zum Ende des Jahres. Weihnachten feierte ich dieses Jahr endlich wieder im Wallis mit der Familie. Dann hat mir einer unserer Veranstalter das Rezept seines fantastischen Tiramisu geschickt. Das will ich unbedingt noch ausprobieren.