Zu viert für neue Impulse sorgen
31.12.2021 WohlenPolit-Rückblick: Gleich zwei Ehepaare schafften den Sprung ins Dorfparlament
Die Einwohnerratswahlen haben ein Novum ergeben. Erstmals wurden zwei Ehepaare ins 40-köpfige Dorfparlament gewählt. Deswegen gibt es kaum Ehekrach, selbstverständlich setzen ...
Polit-Rückblick: Gleich zwei Ehepaare schafften den Sprung ins Dorfparlament
Die Einwohnerratswahlen haben ein Novum ergeben. Erstmals wurden zwei Ehepaare ins 40-köpfige Dorfparlament gewählt. Deswegen gibt es kaum Ehekrach, selbstverständlich setzen beide auf Harmonie. Peter Christen und seine Frau Claudia Hauri gehören der SVP an. Laura Pascolin und Philipp Stäger müssen den Spagat machen zwischen SP und GLP.
Daniel Marti
Sie sind mittlerweile Politprofis. Beide sind seit vier Jahren im Einwohnerrat und beide sind Mitglieder der Geschäftsprüfungs- und Finanzkommission. Peter Christen (SVP) und Laura Pascolin (SP) sind zudem dominante Personen im Dorfparlament. Ihre Wiederwahl Ende November war reine Formsache, beide wurden mit Top-Resultaten bestätigt. Christen erhielt 971 Stimmen, Pascolin war mit 1302 Stimmen sogar die am besten gewählte Frau.
Aussergewöhnlich war, dass Peter Christen und Laura Pascolin in guter Gesellschaft von ihren Ehepartnern waren und künftig auch sein werden. Denn Christens Frau (Claudia Hauri) und Pascolins Mann (Philipp Stäger) kandidierten ebenfalls fürs Dorfparlament – und wurden im ersten Anlauf prompt gewählt. Claudia Hauri kam auf 853 Stimmen, Philipp Stäger holte 898 Stimmen. Claudia Hauri rutschte auf der SVP-Liste nach, weil die beiden Männer Peter Tanner und Daniel Meier der einen Frau den Vortritt liessen. Und Philipp Stäger war ein Erfolgsfaktor der Grünliberalen, welche die Sitzzahl auf sechs Mandate verdoppelten.
Zwei gewählte Ehepaare – eine Neuheit. Für die Polit-Routiniers Christen und Pascolin wird die neue Legislatur auch familiär Neues bringen.
Wahlkampf wurde zum Wettkampf
Neu war bereits der doppelte Wahlkampf. «Der Wahlkampf der SVP Wohlen-Anglikon war sehr seriös geplant. In der Findungskommission trafen wir uns fast wöchentlich und haben Wahlstrategien definiert. Dies führte zu einer vollen Liste mit Kandidierenden aus allen Bevölkerungsschichten. 25 Prozent waren Frauen. Leider wurde keine Frau direkt in die nächste Legislatur gewählt», blickt Peter Christen zurück. Dafür ist die am besten gewählte SVP-Frau danach nachgerutscht.
«Selbstverständlich waren bei uns zu Hause das zentrale Thema die Finanzen», so Christen weiter. «Und mit Claudia haben wir nun eine wertvolle Fachkompetenz erhalten, die uns hilft, kommende Investitionen zu analysieren und zu beurteilen.»
Ganz anders verlief der Wahlkampf im Hause Pascolin und Stäger. Aus dem Wahlkampf sei sogar ein Wettkampf geworden, so Pascolin. Die Sportlereigenschaften – er als Fussballer und sie als ehemalige Eiskunstläuferin – wurden von Neuem entfacht. «Wir haben uns gegenseitig motiviert, hinterfragt und herausgefordert. Die Themen bezogen sich oft auf die Organisation der Wahlkampagne und deren Auswirkung. Politische Themen der SP und der GLP wurden regelrecht auseinandergenommen und leidenschaftlich diskutiert.» Streit gab es deswegen nie. Die Gesprächskultur sei seit den Einwohnerratswahlen «etwas dynamischer geworden, aber das macht es ja spannend», betont Pascolin. Es sei eine Herausforderung, sowohl in der Politik als auch in der Beziehung, «Kompromisse zu finden, und das können wir als Ehepartner gut – also meistens».
Das Wohl und die Finanzen von Wohlen stets im Hinterkopf
Nur, wie viele politische Gemeinsamkeiten haben die Ehepartner tatsächlich oder gibt es gravierende Differenzen? «Vorweg», stellt Peter Christen klar, «gravierende Differenzen haben wir keine, weder politisch noch privat.» Denn beiden gehe es beim politischen Tun um das Wohl von Wohlen. «Hier wollen wir uns einbringen und für Wohlen wollen wir massvoll nur das Beste – und das mit einem gesunden Blick auf die Finanzen.» Die Eheleute Christen-Hauri sind konsensfähig, «offen für Neues und wir haben Menschen gerne». Die beiden werden die Zusammenarbeit mit allen Parteien suchen, «sofern dies politisch möglich ist. Dies immer mit dem Wohl von Wohlen im Hinterkopf.»
Auch für das Paar Pascolin und Stäger steht das Gemeinwohl an oberster Stelle – «schliesslich sind wir bei Entscheidungen auch Betroffene. Wir sind uns einig, dass eine gesunde und nachhaltige Wirtschaft die Lebensqualität erhöhen kann», so Pascolin. Weiter betrachten beide die finanzielle Lage der Gemeinde Wohlen «als kritisch. Zudem streben wir nach Transparenz in der Politik und der Verwaltung.» In der Bildung und deren Infrastruktur sehen beide Verbesserungspotenzial.
Pascolin weiter: «Unsere strategischen und betriebswirtschaftlichen Stärken möchten wir in der nächsten Legislatur einbringen, um positive Impulse in der kommunalen Planung zu fördern.» Und als Ortsbürgerin und Ortsbürger wollen Laura Pascolin und Philipp Stäger die Interessen der Ortsbürgergemeinde unterstützen.
Noch tiefere Analysen
Beide Ehepaare gehen also gefestigt die Arbeit im Einwohnerrat an. «Das Familienleben wird sich nicht gross ändern», glaubt Peter Christen. «Wir politisieren seit jeher miteinander, zumal auch kontrovers. Im Grossen und Ganzen sind wir mit unseren politischen Ansichten ähnlich unterwegs, aber nicht immer.» Seine Frau Claudia sei sicher eine Spur sozialer als er. «Wir werden jetzt die Themen des Einwohnerrates gemeinsam noch tiefer analysieren können. Diskussionen und manchmal auch unterschiedliche Meinungen gehören bei uns zum Alltag.» Die Konsensfindung sei wichtig, so Christen.
Und dem Einwohnerrats-Ehepaar Laura Pascolin und Philipp Stäger ist es bewusst, «dass wir im Einwohnerrat nicht immer gleich abstimmen werden». Mit den unterschiedlichen Ansichten «können wir gut leben. Die Grundwerte sind für uns massgebend und diese beinhalten die Familie als die wichtigste gesellschaftliche Einheit.»