SBB-Tageskarten weiter verfügbar
07.12.2021 Region BremgartenDie «Gmeind» in Niederwil verlief mehrheitlich ruhig
Eine ziemlich unaufgeregte Einwohnergemeindeversammlung erlebte Fischbach-Göslikon in der Mehrzweckhalle in Niederwil. Im Zentrum standen die Verabschiedungen von Behördenmitgliedern und ein Antrag zum ...
Die «Gmeind» in Niederwil verlief mehrheitlich ruhig
Eine ziemlich unaufgeregte Einwohnergemeindeversammlung erlebte Fischbach-Göslikon in der Mehrzweckhalle in Niederwil. Im Zentrum standen die Verabschiedungen von Behördenmitgliedern und ein Antrag zum Verzicht auf das Schalterangebot von SBB-Tageskarten.
Roger Wetli
Bereits im Vorfeld dieser Einwohnergemeindeversammlung gelangte Kritik am Budget 2022 zum Gemeinderat. Gemeindeammann Hans Peter Flückiger erklärte deshalb schon beim Vorstellen der Zahlen, wieso der Rat am Verkauf der SBB-Tageskarten festhalten möchte. «Wir fahren mit diesen zwar immer wieder ein Defizit ein, das 2020 besonders hoch war, wir sehen aber einen grossen Nutzen in diesen Karten.» Auf der Gemeindeverwaltung werden sie zu einem deutlich günstigeren Preis verkauft, als dies am Bahnschalter der Fall ist. «Damit können sich auch Leute mit wenig Geld einen Ausflug leisten. Das führt bei diesen zu einer grösseren Zufriedenheit, von der auch das Dorf profitiert.» Es sei ein weicher Faktor und ein Dienst am Bürger, der nicht zwingend kostendeckend sein müsse.
Mit diesen Argumenten war ein Anwesender nicht einverstanden. «Die SBB-Tageskarten verkauft die Gemeinde seit 2014. Jedes Jahr betrug der Verlust um 4000 Franken, 2020 war er über 10 000 Franken und auch heuer ist er hoch. Wäre das Bedürfnis nach diesen Karten gross genug, würde die Gemeinde damit Geld verdienen. Ich betrachte das Angebot deshalb als Verschwendung von Steuergeldern.» Er stellte deshalb den Antrag, diesen Posten aus dem Budget zu streichen. Eine grosse Mehrheit unterstützte aber den Gemeinderat. So unterlag der Antrag mit 35 Nein- zu 5 Ja-Stimmen bei diversen Enthaltungen. Dem Budget 2022 mit einem gleichbleibenden Steuerfuss von 99 Prozent wurde anschliessend mit grossem Mehr und wenigen Enthaltungen zugestimmt.
Gemeinderatsbesoldungen erhöht
Keine Diskussion lösten die moderaten Erhöhungen der Gemeinderatssaläre für die kommende Amtsperiode 2022/2025 aus. Die Amtsträger erhalten künftig alle 600 Franken mehr. Das sind neu beim Ammann 19 500 Franken, bei seinem Vize 12 500 Franken und bei den drei anderen Gemeinderäten 11 500 Franken. Gemeinderat Stephan Gsell zählte dazu ausführlich auf, für welche Aufgaben wie viele Stunden pro Jahr aufgewendet werden müssten, nur um danach gleich diese Zahl noch zu verdoppeln, da er die Vorbereitungsarbeiten für die erwähnten Sitzungen und Geschäfte noch nicht eingerechnet hatte. «Ein normaler Gemeinderat kommt jährlich auf rund 320 Stunden. Mit der neuen Besoldung werden wir im Rahmen der umliegenden Gemeinden liegen», war er überzeugt und präsentierte gleich eine Auflistung verschiedener Nachbar- und ähnlich grosser Dörfer.
Langjährige Mitarbeiter
Für Gsell war es die letzte Einwohnergemeindeversammlung als Gemeinderat. Acht Jahre amtete er. «Du hast dich in dieser Zeit stark entwickelt», lobte ihn Hans Peter Flückiger. «Dein Auftreten ist selbstsicherer geworden. Du bringst es auf den Punkt, bist selbstbewusst und souverän.» Der Ammann durfte auch gleich zwei langjährige Mitarbeiter verabschieden. Josef «Schnüzi» Seiler trat seine Stelle als Werkhofmitarbeiter am 15. März 1984 an. «Du bist eine Persönlichkeit, die jeder im Dorf gerne hat. Es gibt wohl nur wenige, welche Fischbach-Göslikon so gut kennen wie du. Wir lassen dich nicht gerne gehen», so Flückiger. Josef Seiler wird künftig seine Zeit als Pensionär geniessen.
Das tut auch Yvonne Mathis, Leiterin der Abteilung Finanzen. «Du hast deine Aufgaben mit Lust und Freude erledigt und warst, wenn es nötig war, auch am Wochenende im Büro anzutreffen», wusste der Ammann. «Als du vor 15 Jahren bei uns angefangen hast, lag das Gemeindevermögen bei rund 1,5 Millionen Franken. Heute ist es rund viermal höher, was sicher auch dein Mitverdienst ist.»
Hans Peter Flückiger dankte auch den Schulpflegemitgliedern für ihr grosses Engagement. «Es geht jetzt sehr viel Wissen verloren», betonte er. Dasselbe gilt auch für die vier Mitglieder der Steuerkommission, die geschlossen auf eine Wiederwahl verzichteten. Am längsten waren Markus Schaufelbühl mit 24 Jahren, Peter Lietha mit 22 Jahren und Eveline Sigenthaler mit 20 Jahren dort im Amt. 12 Jahre amtete Roland Schaufelbühl in der Finanzkommission, in der letzten Amtsperiode leitete er sie. «Es treten hier ganz viele geeignete Gemeinderatskandidaten zurück, die sich bisher nicht für das Amt begeistern konnten», bedauerte Flückiger. «Ich hoffe, dass vielleicht in vier Jahren ihr Interesse daran vorhanden ist und dann gleichzeitig ihr Umfeld dafür stimmt.»
Kanton möchte Gewässerraum erhalten
Unter «Verschiedenes» nahm der Ammann Stellung zu den Überweisungsanträgen zur Bau- und Nutzungsordnung (BNO). «Wir haben diese angeschaut. Einzelne werden wir an der nächsten «Gmeind» behandeln, für andere braucht es weitere Sitzungen», so Hans Peter Flückiger. Beim Antrag von Daniel Seiler, der beim Moosbach auf die Festlegung eines Gewässerraums verzichten möchte, da darin nur wenig Wasser fliesst, las der Ammann kommentarlos die Antwort des Kantons vor: «Die erforderliche Freihaltung aus Hochwasserschutz- und Unterhaltsgründen sowie die Freihaltung eines potenziellen Bachöffnungskorridors stellen überwiegende Interessen des öffentlichen Gewässers dar, die gegen den Verzicht auf eine Gewässerraumzone sprechen.»
Die Beschlüsse
An der Einwohnergemeindeversammlung nahmen 59 von 1069 Stimmberechtigten teil. Weitere Beschlüsse wurden gefasst: 1. Ja zum Protokoll der ausserordentlichen Gemeindeversammlung vom 8. Juni. – 2. Ja zum Protokoll der ordentlichen Einwohnergemeindeversammlung vom 24. Juni. – 3.1 Ja zur Abrechnung der Erweiterung der ARA Stetten zur ARA Reuss mit Ausbau der Kläranlage. – 3.2 Ja zur Abrechnung der GEP-Massnahmen. – 4. Ja zur Gemeinderatsbesoldung für die Amtsperiode 2022/2025. – 5. Ja zu den Satzungsänderungen des Schulverbandes Reusstal. – 6. Ja zum Budget 2022. --rwi