Strohfüür
26.11.2021 WohlenAm Montagmorgen pünktlich um 8 Uhr. Also am Tag nach den Einwohnerratswahlen. Da wurden die Resultate an die Eigangstür des (alten) Gemeindehauses gehängt. So ist es geschehen bei der ersten Wahl des Dorfparlaments in Wohlen. Der erste Wahl eines Einwohnerrates fand am ...
Am Montagmorgen pünktlich um 8 Uhr. Also am Tag nach den Einwohnerratswahlen. Da wurden die Resultate an die Eigangstür des (alten) Gemeindehauses gehängt. So ist es geschehen bei der ersten Wahl des Dorfparlaments in Wohlen. Der erste Wahl eines Einwohnerrates fand am Sonntag, 5. Dezember 1965 statt. Am Montagmorgen, 6. Dezember 1965, wurden die Ergebnisse und die Sitzverteilung bekannt gemacht. Es wurde kräftig gezählt – und es brauchte wahrlich viel Geduld.
Auf jeden Fall benötigte es vor 56 Jahren viel mehr Geduld, als übermorgen Sonntag zu erwarten ist. Wann dürfen die Resultate übermorgen Sonntag erwartet werden? Nicht vor 14 Uhr, sagt die Kommunikationsstelle der Gemeinde. Es wird gegen 16 Uhr, lässt das Wahlbüro ausrichten.
Die Versammlung der katholischen Kirchgemeinde fand in der Kirche statt. Die ist gross genug, damit die 92 Stimmberechtigen genügend Abstand einhalten konnten. Fast 100 Menschen waren also in der Kirche, nicht ganz zwei Prozent aller Stimmberechtigten. Für die Diskussionen waren zwei Mikrofone vorgesehen. Aber, wer wollte, durfte nach vorne ans Rednerpult, gleich neben dem Altar. Einer, der die Möglichkeit nutzte bei der Diskussion rund ums Domherr-Meyer-Haus, war Harry Lütolf. Der Einwohnerrat und Präsident von Die Mitte gab offen zu, dass es ihn dorthin gezogen hat. «Ich wollte schon lange mal hier stehen», erklärte er. Vielleicht möchte er ganz offziell Pfarrer Solomon Obasi einmal Unterstützung leisten. Denn es werden praktisch laufend Ministranten gesucht.
Es mag vielleicht auch einen anderen Grund haben, warum Harry Lütolf die Nähe zum Altar suchte. Denn am Sonntag sind Einwohnerratswahlen. Lütolf möchte wohl für seine Partei und für sich für diesen speziellen Wahltag Gottes Segen – dann schaut ganz sicher ein gutes Ergebnis heraus.
Gottes Segen erhalten auch die zehn Samichläuse, bevor sie dann am 5. Dezember aus der Kirche treten. Falls sie es denn dürfen. «Wir haben die Bewilligung des Kantons. Angehängt 20 Seiten Sicherheitsvorschriften. Ganz am Schluss steht, man behalte sich vor, den Auszug kurzfristig noch abzusagen», erklärt Chlausvater Röfe Wüst. Das wäre für ihn der Super-GAU. «Abgesehen von den vielen enttäuschten Kindern haben wir dann all die Manderinli und Nüssli schon gekauft. Dann hätten wir tagelang zu futtern daran», fügt er an. Doch so weit soll es hoffentlich nicht kommen.
Das Samichlaus-Brauchtum feiert in diesem Jahr in Wohlen sein 80-Jahr-Jubiläum. Darum steht auf dem Sternenplatz schon das Chlaushüüsli. Bisher wurde es – erstmals in der Geschichte – im Vorfeld als Fonduehüüsli genutzt. Eine Erfolgsgeschichte. «Mit Ausnahme des letzten sind schon alle Tage ausverkauft, an denen es geöffnet ist», kann Marco Spano vom OK vermelden. Zwei Wochenenden lang wird nun das Häuschen für seinen eigentlichen Zweck genutzt, für die Begegnung mit dem Samichlaus. Diese Woche wurde es umdekoriert. Spano kann beruhigen. Der penetrante Käseduft hat sich bereits verflüchtigt. «Dafür sind die Wände dann zu wenig dicht», lacht er.
--chh / dm
