Kampfansage der Nummer eins
30.11.2021 WohlenEinwohnerratswahlen: Die SVP verliert einen Sitz (neu 10) und bleibt stärkste Kraft
Die Nummer eins bleibt stärkste Partei. Mit zehn Sitzen stellt die Volkspartei ein Viertel des Dorfparlaments. Dennoch ist die SVP nicht ganz zufrieden mit dem Wahlergebnis. Vier ...
Einwohnerratswahlen: Die SVP verliert einen Sitz (neu 10) und bleibt stärkste Kraft
Die Nummer eins bleibt stärkste Partei. Mit zehn Sitzen stellt die Volkspartei ein Viertel des Dorfparlaments. Dennoch ist die SVP nicht ganz zufrieden mit dem Wahlergebnis. Vier Bisherige wurden abgewählt, drei Neue versprechen frischen Wind.
Daniel Marti
«Man kann das nicht schönreden. Mit einem Sitzverlust zählen wir zu den Verlierern dieser Wahl», sagt Parteipräsident Roland Büchi. «Dennoch haben wir uns recht gut geschlagen», ergänzt Fraktionspräsident Peter Christen. Und er stellte sogar fest, «dass wir als Partei gestärkt in die nächste Legislatur gehen».
Elf Sitze wollte die SVP verteidigen, vielleicht sogar leicht zulegen. Herausgekommen ist ein Sitzverlust. Wobei der elfte Sitz vor vier Jahren nur haarscharf gewonnen wurde, nun ging die damalige Rundungskorrektur nach unten. «Das ist alles eine Sache der Tagesform», meint Christen weiter. «Wir konnten vielleicht nicht alle Wähler motivieren, an die Urne zu gehen. Aber unser bürgerliches Gedankengut wurde mit zehn Sitzen dennoch gestärkt.» Einziger richtiger Wermutstropfen: Die SVP ist im Einwohnerrat künftig reine Männersache. «Es ist extrem schade, dass keine unserer Frauen gewählt wurde», erklärt der Fraktionspräsident.
Ein wenig mehr erhofft
Die Bisherigen Annalise Steiner und Monika Alder schafften den Sprung nicht mehr ins Dorfparlament. Ebenfalls Daniel Meier und Walter Badertscher wurden abgewählt. Dagegen werden Peter Tanner, ehemaliger Einwohnerrat, und Manfred Breitschmid, ehemaliger Grossrat, ein Comeback feiern auf der politischen Bühne. Und mit Renato Huebscher schaffte ein Hoffnungsträger die Wahl auf Anhieb.
Dieses Gesamtbild ist für die SVP-Führungsspitze einigermassen akzeptabel. «Wir haben uns ein wenig mehr erhofft», so Christen. «Aber dagegen hat auch unser politischer Gegner, die SP, einen Sitz verloren.» Schadenfreude? Natürlich nicht. Christen und Büchi setzen auf die bürgerliche Kraft, und somit auch auf die FDP und Die Mitte. Zusammen bringt es das Trio auf 22 Stimmen, inklusive Dorfteil Anglikon auf 24 Stimmen. Auf diese bürgerliche Mehrheit und vor allem auf die Einigkeit setzt die SVP.
Wohl härtere Gangart gegenüber dem Gemeinderat
Und Christen macht gleich noch eine Kampfansage: «Für den Gemeinderat und den Gemeindeammann wird die nächste Legislaturperiode nicht so einfach.» Man werde gegen Steuerfusserhöhungen kämpfen und das, was vor allem der Gemeindeammann auftischt, werde nicht immer nur durchgewunken. Vor allem bei den Ausgaben werde die SVP auch künftig ganz genau draufschauen. «Wir haben in Wohlen zu viel billigen Wohnraum», kritisiert Christen. Dies und hohe Steuern werde kaum gute Steuerzahler anlocken. Und die «chaotische Verkehrspolitik» müsse auch zwingend angegangen werden.
Hat die SVP in den letzten vier Jahren allenfalls Fehler begangen? Oder die falschen Themen angepackt? «Nein», sagt der Parteipräsident, «vielleicht waren wir aber zu brav.» Höchstens der Ruf als Nein-Sager-Partei habe vielleicht geschadet, mutmasst Christen. «Dabei gilt es klarzustellen, dass wir konsensfähig sind. Wir wollen uns für Wohlen einsetzen und etwas bewegen.» Das alles habe man beispielsweise bei der Bildung bewiesen.
«Lauter Linke – das wird mühsam»
Präsident Roland Büchi spricht von «interessanten vier Jahren, die vor uns liegen. Denn wir wollen nur das Beste für Wohlen.» Und dass keine Frauen in der künftigen Fraktion dabei sein werden, stört ihn nicht besonders. «Wir hatten zwei Frauen bisher im Einwohnerrat, nun hat das Volk halt anders entschieden.» In seiner offiziellen Rede ging Büchi dann nicht auf die Frauen-Frage ein. Sondern auf die volle Liste mit 40 Kandidierenden. «
Wir sind die Ersten, die das in Wohlen fertiggebracht haben. Zum Glück, denn ohne 40er-Liste hätten wir wohl noch einen weiteren Sitz verloren.» Auch die Vizeammannwahl schmerzte ihn, die Abwahl von Roland Vogt und das enge Resultat haben ihm fast einen Herzinfarkt beschert, meinte er. «Aber wir müssen das so akzeptieren.» Aber die Spitze der Wohler Politik macht dem SVP-Präsidenten trotzdem zu schaffen. Die sei nun in linker Hand. Gemeindeammann (SP) und sein Vize (Grüne) werden noch von einem Einwohnerratspräsidenten der SP, Cyrille Meier, unterstützt, das werde für seine SVP «echt mühsam. Und das gibt strenge Jahre, denn wir müssen gegen diese Politik ankämpfen.»
Andreas Glarner: Grüne Welle geht vorbei
Andreas Glarner, Kantonalpräsident der SVP, nahm dagegen die Vizeammannwahl und die hauchdünne Niederlage von Roland Vogt gelassen. «Nun hat Roland Vogt mehr Zeit, um in die anderen Ressorts zu schauen», so Glarner. Er gratulierte zudem der Ortspartei, dass es ihr gelungen ist, die gesamte 40er-Liste zu füllen. «Das ist harte Knochenarbeit.» Glarner sprach der Wohler SVP auch Mut und Geduld zu. «In vier Jahren sieht alles wieder anders aus, bis dann hat sich die Grüne Welle selber entlarvt.» Abwarten, ob dem tatsächlich so ist.
Nicht so lange abwarten wird Manfred Breitschmid, der ab Januar 2022 sein politisches Comeback geben wird. Er habe jedoch nicht nur ein lachendes Auge, sondern auch ein weinendes. Denn seine Gattin Claudia hat als Mitte-Kandidatin die Wahl nicht geschafft. Und er selber sei ja gar nicht angetreten, um unbedingt gewählt zu werden. Von einer sicheren Wahl zu sprechen, das wäre überheblich gewesen, so Breitschmid. «Eine Wahl im ersten Anlauf, das ist nicht selbstverständlich.» Umso grösser sei die Freude. Er wolle seine ganze politische Erfahrung in den Einwohnerrat einfliessen lassen, sagt der ehemalige Grossrat noch. «Und wir werden den Gemeinderat fordern.»