Hägglingen geprägt
30.11.2021 HägglingenGemeindeammann Urs Bosisio verabschiedet
Es war der grosse Abschiedsabend von Gemeindeammann Urs Bosisio. 24 Jahre war er im Gemeinderat Hägglingen tätig, 12 davon an der Spitze des Gremiums.
Ohne lange Bedenkzeit und quasi über Nacht wurde er ...
Gemeindeammann Urs Bosisio verabschiedet
Es war der grosse Abschiedsabend von Gemeindeammann Urs Bosisio. 24 Jahre war er im Gemeinderat Hägglingen tätig, 12 davon an der Spitze des Gremiums.
Ohne lange Bedenkzeit und quasi über Nacht wurde er zum Gemeinderat. «Wer hätte gedacht, dass daraus 24 Jahre werden», schmunzelt Urs Bosisio. Und es blieb nicht beim «gewöhnlichen» Gemeinderat. Seit 12 Jahren steht er Hägglingen nämlich als Ammann vor.
Vieles, das er in seiner langen Amtszeit in Angriff genommen hat, ist gut herausgekommen. Jüngste Beispiele dafür sind die Neugestaltung des Hägglinger Kreisels, die Sanierung des Maiengrünturms, die Sprechstunde des Gemeindeammanns oder der Neujahrsapéro. Seine Ideen und sein grosses Herz wussten seine Gemeinderatskollegen immer sehr zu schätzen. «Er hat jedem geholfen, dem er irgendwie konnte», sagt beispielsweise sein Nachfolger Franz Schaad. Eine grosse Persönlichkeit verlässt die aktuelle Politbühne. --red
Er hat sein Dorf zum Leben gern
Eine Gemeindeversammlung mit Gesang und Standing Ovations
Es war eine spezielle Einwohner-«Gmeind». Nicht nur, weil die Traktandenliste so kurz wie nie zuvor war, sondern weil nebst Kommissionsmitgliedern, der gesamten Schulpflege und der Schulleiterin auch der langjährige Ammann Urs Bosisio verabschiedet wurde.
Eine seltsame Spannung lag in der Luft, während sich die Mehrzweckhalle langsam füllte. Ungewöhnlich viele auswärtige Gäste wurden gesichtet, darunter Urs Bosisios Familie ebenso wie Dottikons Gemeindeammann Roland Polentarutti und die ehemalige Gemeindeschreiberin Fabienne Fischer. Neben dem Gemeinderatspodest stand der grosse, schwarze Klavierflügel bereit, heimlich wurden Singblätter verteilt. Vizeammann Franz Schaad gab hinter vorgehaltener Hand letzte Anweisungen, derweil ihm die Tochter noch kurz den Hemdkragen richtete. Es war der grosse Abschiedsabend von Urs Bosisio, der nach 24 Jahren im Gemeinderat, davon 12 Jahre an der Spitze des Gremiums, Ende Jahr abtritt.
«Niemand hat Hägglingens Leitspruch ‹Zum Leben gern› so verinnerlicht wie Urs Bosisio», eröffnete Franz Schaad die Versammlung. Er wisse aus direkter Quelle, dass es diesen deshalb auch etwas betrübe, das bekannte ‹Hägglinger Lied› aus der Feder von Kurt Seiler nicht öfters zu hören. Dem wolle man doch gleich entgegenwirken. Und so sang die ganze Halle dem scheidenden Ammann ein Ständchen. «So sollte eigentlich jede ‹Gmeind› beginnen», kommentierte Bosisio lachend. Es war nicht die einzige Überraschung an diesem Abend, doch vorher hatte er noch seine letzte Gemeindeversammlung, die 55. notabene, hinter sich zu bringen. Von den total 1708 Stimmberechtigten waren 76 anwesend, die die neue Gemeinderatsbesoldung einstimmig durchwinkten. Diese war seit zwölf Jahren unverändert und wurde nun um 10 Prozent auf das kantonale Mittel angehoben (Gemeindeammann 25 000 Franken, Vizeammann 17 000, Gemeinderäte 15 000). Das Budget 2022 wurde mit unverändertem Steuerfuss von 111 Prozent abgesegnet. Sieben abtretende Kommissionsmitglieder sowie die fünf köpfige Schulpf lege wurden ebenso verabschiedet wie die Schulleiterin Marianne Kleiner, die nach 44 Jahren Tätigkeit an der Primarschule Hägglingen Ende Januar in Pension geht.
Rückblick auf sechs Amtsperioden
Dann war er selber dran. Vizeammann Schaad übernahm wieder das Mikrophon und richtete sich mit schelmischem Seitenblick auf Bosisio an die Versammlung. «Das hat er gar nicht gerne, wenn er nicht weiss, was kommt.» Einem Talkmaster ähnlich moderierte Schaad unterhaltsam einen kleinen Rückblick auf die sechs Amtsperioden Bosisios, zeigte Bilder von ihm als jungen Gemeinderat, fügte witzige Anekdoten hinzu und liess auch die Hauptperson zu Wort kommen. Er sei quasi über Nacht Gemeinderat geworden, erzählte Bosisio und berichtete vergnügt von der kurzen Bedenkzeit, die ihm damals eingeräumt worden war. «Wer hätte gedacht, dass daraus 24 Jahre werden.» Er, der zu jener Zeit mit Politik nichts am Hut hatte und sich viel lieber einen Handballmatch anschaute, ist froh, dass das Ganze nicht allzu schlecht herausgekommen ist. «Ich habe in all den Jahren jedenfalls nie erlebt, dass einer das Trottoir wechselte, als er mich kommen sah», schmunzelte er.
Vieles, was Urs Bosisio in Angriff genommen habe, sei tatsächlich gut herausgekommen, ergänzte Franz Schaad und zählte einige Projekte aus jüngster Zeit auf: die Neugestaltung des Hägglinger Kreisels mit der grossen Hächle, die Sanierung des Maiengrünturms, die Einführung der Sprechstunde des Gemeindeammanns, der Neujahrsapéro. «Er hatte immer gute Ideen und grundsätzlich jedem geholfen, dem er irgendwie helfen konnte», sagte er und zeigte grinsend ein Bild des Ammanns bei dessen kürzlicher Bundesfeierrede im Nachbardorf. «Auch den Dottikern.»
Spezielles Abschiedsgeschenk
Nicht nur mit der Vergangenheit des scheidenden Chefs war der Vizeammann bestens vertraut, sondern auch mit seinen Wünschen. Bosisio würde gerne einmal mit dem grossen Rasenmäher den Rasen des FC Bünz-Maiengrün mähen, informierte er das gespannte Publikum. Den entsprechenden Gutschein, der übrigens, wie er betonte, mehrfach einlösbar sei, überreichte Schaad mit den Worten: «Und damit auch dies gut herauskommt, darfst du, lieber Urs, heute schon einmal üben.» Bosisio stieg lachend auf die bereitgestellte Maschine und fuhr unter tosendem Applaus aus der Halle. --sp