Die grosse Genugtuung
30.11.2021 WohlenEinwohnerratswahlen: Mitte gewinnt einen Sitz und hat nun acht – Harry Lütolf mit dem besten Ergebnis aller Kandidaten
Von den drei Parteien, die am Sonntag im Chappelehof feierten, hatte die Mitte am meisten Grund zum Strahlen. Nach den drei Verlusten bei der ...
Einwohnerratswahlen: Mitte gewinnt einen Sitz und hat nun acht – Harry Lütolf mit dem besten Ergebnis aller Kandidaten
Von den drei Parteien, die am Sonntag im Chappelehof feierten, hatte die Mitte am meisten Grund zum Strahlen. Nach den drei Verlusten bei der letzten Wahl gab es diesmal wieder einen Sitzgewinn. «Höchst verdient», wie Präsident Harry Lütolf findet.
Chregi Hansen
Plötzlich schallt der Queen-Hit «We are the Champions» durch den Chappelehof. Und sofort war allen klar, aus welchem der drei Säle die Hymne stammt. Grund zum Feiern hatte die Mitte. Sie gewann einen Sitz dazu – statt sieben stellt sie nun acht Vertreter und ist wieder klar die zweitstärkste Kraft im Rat.
Damit hat im Vorfeld kaum jemand gerechnet. Mit einer Ausnahme. «Für mich war immer klar: Acht Sitze sind die Pflicht, neun wären die Kür», sagt Präsident Harry Lütolf. Er war stets optimistisch, auch wenn nicht alle seine Zuversicht teilten. «Dass wir dieses Jahr zulegen, das ist für mich logisch. Wir besitzen den mit Abstand grössten Leistungsausweis, waren die aktivste Partei in der vergangenen Amtsperiode», macht Lütolf deutlich. Das lasse sich schwarz auf weiss belegen.
Trend hat sich fortgesetzt
Für den Erfolg spreche zudem auch die Statistik. Wenn man die Wahlen der letzten 20 bis 30 Jahre betrachte, erklärt der Präsident, dann war es immer so, dass sich der Trend der Nationalrats- und Grossratswahlen anschliessend in Wohlen fortsetzte. «Bei diesen Wahlen haben wir überall zugelegt, jetzt also auch hier bei uns», freut er sich. Und er ist überzeugt: Wäre die GLP nicht mit einer so starken Liste angetreten, hätte es seiner Partei zu einem neunten Sitz gereicht. «Aber sie fischen in den gleichen Kreisen wie wir, nämlich in der Mitte.» Er ist nun gespannt, wie die Partei in den kommenden vier Jahren politisiert.
Überhaupt verspürt Lütolf ganz grosse Genugtuung. Etwa über das Resultat der FDP. «In den letzten vier Jahren haben sie einfach immer das Gegenteil von uns gemacht. Das ist doch keine Leistung», nimmt Lütolf kein Blatt vor den Mund. Gefreut haben ihn auch die Verluste von SP und SVP. «Die Extreme sind geschwächt, die Mitte ist gestärkt», stellt er fest. Gut möglich, dass die Mehrheiten im Rat jetzt kippen. Aber an seiner Partei komme man nicht vorbei.
Einsatz wurde belohnt
Lütolf freut sich aber nicht nur über das Resultat seiner Partei, sondern auch über das eigene. Mit 1691 Stimmen erreichte er das beste Resultat aller Kandidaten. Auch das eine Genugtuung. «Das klingt vielleicht überheblich, aber das gute Resultat überrascht mich nicht. Ich hatte schon den Eindruck, dass ich in den letzten Jahren viel geleistet habe und pointiert aufgetreten bin», sagt er. Und ja, die Anerkennung tue ihm gut. Schliesslich gilt der Mitte-Präsident als durchaus streitbarer Mensch, der auch mal unbequem auftritt. «Ich muss dafür oft Kritik einstecken und hinterfrage mich auch selber, ob ich richtig liege. Aber dieses Resultat zeigt mir, dass meine Art durchaus geschätzt wird.»
Überhaupt kommen die Kandidaten und Kandidatinnen der Mitte gut an beim Volk. Auf den ersten sechs Plätzen der Bestgewählten stellt die Partei gleich vier Personen. Das drittbeste Resultat erreichte Michele Gregor, auf den Plätzen fünf und sechs rangieren Tochter Stefanie Dietrich und Vater Meinrad Meyer. «Ich freue mich, das Präsidentenamt abzugeben und mich wieder vermehrt in die politische Debatte einbringen zu können», erklärte Letzterer. Wiedergewählt wurden auch Sonja Isler, Ruedi Donat und Daniel Heinrich, neu im Parlament Einsitz nimmt Marc Donat. «Mit ihm ist ein weiterer Unternehmer dabei, das tut dem Rat sicher gut», schaut Lütolf voraus.
Klare Positionen bezogen
Für ihn sind die aktuellen Wahlen der Beweis, dass in der Lokalpolitik Köpfe wichtiger sind als Parteien. Und er ist überzeugt, dass dies auch der Mitte geholfen hat. Dazu hat die Partei noch mehr als andere ganz konkrete Wahlziele genannt, zum Beispiel die Einführung von Tagesschulen oder den Kampf für eine Entlastung des Zentrums vom Verkehr. «Wir sagen konkret, was wir wollen. Wir sind messbar», betont Lütolf. Das grosse Problem sei, dass diese Leistungen auch wahrgenommen werden.
Kritisch hinschauen
Er bedauert darum, dass die Sitzungen im Rat nicht von einem grösseren Publikum verfolgt werden. Kündigt aber jetzt schon an, dass er und seine Partei weiter kritisch hinschauen werden. «Andere haben einfach alles abgenickt. Wir hingegen haben uns nicht gescheut, auch mal gegen die eigenen Gemeinderäte anzutreten», macht Lütolf deutlich. Gleichzeitig widerspricht Lütolf der Kritik, dass seine Partei Opposition betreibe. «Bei den meisten Geschäften stehen wir hinter dem Gemeinderat. Doch das entbindet uns nicht, immer wieder kritisch hinzuschauen», sagt er. Und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.