Herbstkonzert des Orchestervereins Dottikon
Unter dem Titel Liebe und Träume präsentierte der Orchesterverein sein Herbstkonzert in der gut gefüllten Pfarrkirche Dottikon. Das mit professionellen Zuzügern verstärkte Laienorchester überzeugte ...
Herbstkonzert des Orchestervereins Dottikon
Unter dem Titel Liebe und Träume präsentierte der Orchesterverein sein Herbstkonzert in der gut gefüllten Pfarrkirche Dottikon. Das mit professionellen Zuzügern verstärkte Laienorchester überzeugte mit sattem Orchesterklang.
Dirigent Roman Brogli-Sacher führte gewohnt souverän durch das Programm, das romantische Musik aus den USA, Russland, Georgien und Frankreich vereinte. Seine kurzweiligen Ausführungen liessen die Komponisten und ihre Werke lebendig werden. So erfuhr man, dass der amerikanische Komponist Samuel Barber sein Adagio für Streicher einst unaufgefordert an den Chef der New Yorker Philharmoniker, den gefeierten Arturo Toscanini, geschickt – und wenig später kommentarlos zurückerhalten hatte.
Viel später kam die Anfrage, ob er der Uraufführung zustimmen würde. Und ja, die Partitur würde dafür wieder gebraucht. In der Zwischenzeit habe der für sein phänomenales Gedächtnis berühmte Toscanini aus dem Kopf gearbeitet. Seitdem hat das Werk einen Siegeszug durch die Welt angetreten und wurde sogar auf der Beerdigung eines US-Präsidenten gespielt.
Das melancholische und besinnliche Adagio bildete einen dunklen Hintergrund, vor dem sich die folgenden Stücke voller Sehnsucht und Liebesträume umso farbiger entfalten konnten. Den Anfang machte die «Méditation» op. 42, in welcher Tschaikowsky einen Liebeskummer verarbeitete. Konzertmeisterin Sonja Jungblut meisterte den anspruchsvollen Part für die Solovioline virtuos und mit viel Gefühl.
Der Gegenwart entfliehen
Die Titelmelodie der beliebten 70er-Jahre-Fernsehserie «Onedin Line», in der es um die Geschichte eines Segelschiffkapitäns und späteren Reeders ging, begeisterte Roman Brogli-Sacher schon als Kind. Später erfuhr er, dass die Melodie aus dem «Spartakus»-Ballett des georgischen Komponisten Khachaturian stammt. Das wunderschöne Adagio liess beim Lauschen Bilder von stolzen Dampfern auf den Weltmeeren und grenzenlosen Möglichkeiten entstehen und einen so für einen Moment der Gegenwart entfliehen.
Die zweite «Méditation» des Abends stammte aus der Oper «Thaïs» von Jules Massenet, und wieder glänzte Sonja Jungblut als Solistin. Die betörende Melodie schildert die schwierige Situation der Titelheldin, die sich zwischen ihrem Leben als Hetäre und dem einer geläuterten Christin entscheiden muss.
Zum Abschluss gab es noch einmal Tschaikowsky. Dieser schrieb seine Fantasie-Ouvertüre «Romeo und Julia» in jungen Jahren, als er – wieder einmal – unglücklich verliebt war. Besonders die Streichergruppe hatte sich auf das technisch anspruchsvolle Werk akribisch vorbereitet. Das Ergebnis konnte sich sehen und hören lassen. Das Orchester überzeugte mit einem warmen und vollen Orchesterklang, der am Schluss mit anhaltendem Schlussapplaus belohnt wurde. --zg