Den Geist des Ortes erhalten
12.10.2021 WohlenBaugesuch für die Gesamtsanierung des Chappelehofs eingereicht
Noch sind einige Hürden zu überspringen. Aber wenn alles klappt, starten die Arbeiten im kommenden April.
Chregi Hansen
«Zufriedenheit und ...
Baugesuch für die Gesamtsanierung des Chappelehofs eingereicht
Noch sind einige Hürden zu überspringen. Aber wenn alles klappt, starten die Arbeiten im kommenden April.
Chregi Hansen
«Zufriedenheit und Genugtuung»: So umschreibt Paul Huwiler seine Gefühlslage. Als Präsident des Vereins St. Leonhard hat er sich in den vergangenen Jahren enorm für die Sanierung des Chappelehofs eingesetzt. Jetzt rückt die Realisation endlich in greifbare Nähe
Letzte Woche wurden die Profilstangen gestellt. Gleichzeitig wurde das Baugesuch eingereicht. Wenn alles klappt, soll der Start der Arbeiten bereits am 19. April erfolgen. «55 Jahre und 19 Tage nach der damaligen Eröffnung des Restaurants», wie Huwiler ausgerechnet hat. Bei einer geschätzten Bauzeit von zwei Jahren könnte im Mai 2024 Einweihung gefeiert werden. Es wäre der verdiente Schlusspunkt hinter ein Projekt, welches die Verantwortlichen seit vielen Jahren stark beschäftigt.
«Spirit dieses Ortes in die Zukunft zu führen»
Die grosse Zufriedenheit und die Genugtuung des Präsidenten sind von daher gut nachvollziehbar. Für ihn war und ist der Chappelehof etwas Besonderes. «Es macht mich stolz, dem Gebäude zusammen mit meinen Vorstandskolleginnen und -kollegen ein zweites Leben einzuhauchen und den Spirit dieses Ortes in die Zukunft zu führen», sagt er. Dank der Sanierung kann der Chappelehof weitere 30 bis 50 Jahre seinen Beitrag leisten als Treffpunkt für alle Generationen. Als Ort, an dem viel Gutes entstanden ist. Und als architektonischer Zeitzeuge aus vergangenen Jahren.
Zum Endspurt ansetzen
Mit der Sanierung des Chappelehofs soll im kommenden Frühling gestartet werden
Es geht etwas mit diesem für Wohlen so wichtigen Ort der Begegnung. Noch dieses Jahr wollen Verein und Kirchgemeinde das ausgehandelte Vertragswerk genehmigen. Parallel dazu liegt das Baugesuch auf.
Chregi Hansen
Wenn alles klappt, starten im April die ersten Arbeiten. Das wäre dann ziemlich genau dreizehn Jahre nach der Präsentation eines ersten Sanierungsprojekts und zehn Jahre nach dem zweiten Anlauf. Ein deutliches Zeichen, wie umfangreich das Projekt ist. Und wie viele Hürden im Vorfeld zu meistern waren.
Jetzt aber sieht es danach aus, dass die Planung tatsächlich in die letzte Phase einschwenkt. Nur noch wenige Hürden sind zu meistern. Zum einen müssen die Kirchgemeinde und der Verein St. Leonhard noch das neue Vertragswerk genehmigen. Die katholische Kirche zieht sich aus dem Chappelehof zurück und wird zum «gewöhnlichen» Mieter einiger Räume. Damit endet eine mehr als 50-jährige Partnerschaft. Die anstehende Sanierung aber hat die unterschiedlichen Interessen deutlich gemacht. Und die Kirche kam zum Schluss, dass die damaligen Raumbedürfnisse von ihrer Seite aus nicht mehr bestehen.
Das Ja zu den Verträgen dürfte nur noch Formsache sein
Nicht zuletzt haben auch finanzielle Gründe mitgespielt. Laut altem Vertragswerk hätte sich die Kirche mit rund 47 Prozent an den Kosten der Sanierung beteiligen müssen. Spätestens als eine erste Zahl in der Höhe von 14,7 Millionen Franken genannt wurde, war Feuer im Dach. Zeitweise war gar der Abbruch ein Thema. Wenn auch nie ein realistisches.
Mit der Trennung von Verein und Kirche wurde der Weg geebnet für einen Neuanfang. Die entsprechenden Verträge sind an der Kirchgemeindeversammlung vom 23. November und an einer ausserordentlichen «Gmeind» des Vereins am 7. Dezember zu genehmigen. Nachdem die Wogen zwischen Gemeinde und Verein geglättet sind, dürfte dies nur eine Formsache sein. Parallel läuft das Baubewilligungsverfahren. Auffallend sind bereits jetzt die Profilstangen auf der Parkplatzseite, sie zeigen die Masse des neuen Treppenaufgangs. «Die Baueingabe bei der Gemeinde und das Setzen der Proilstangen sind ein weiterer wichtiger Schritt hin zum Baustart», erklärt Präsident Paul Huwiler.
Bei ihm ist grosse Erleichterung zu spüren. Seit mehr als zehn Jahren setzt er sich für die dringend notwendige Sanierung ein. Schon mehrmals hatte er das Gefühl, kurz vor dem Ziel zu sein. Immer wieder galt es neue Probleme zu lösen. Auch jetzt wieder, nachdem sich Kirche und Verein auf das neue Vorgehen geeinigt hatten. «Tatsächlich waren die vergangenen Monate sehr intensiv», gibt der Präsident zu, nachdem er gestern Montag die Mieter und Bewohner persönlich informiert hat.
Corona macht das Bauen teurer
Und intensiv werden sie bleiben. Vor allem, was die Finanzierung betrifft. Das Projekt wurde nochmals überarbeitet und an einigen Stellen etwas angepasst. Trotzdem bleiben die Kosten hoch. Von den einstigen 14,7Millionen über 12,4Millionen ist man bei 13,3 Millionen Franken. «Das ist Corona geschuldet, vieles ist derzeit einfach teurer geworden», erklärt Huwiler, der die Hoffnung hat, dass sich die Preise wieder erholen.
«Wir gehen heute davon aus, dass wir die Finanzierung bis zum Baustart sichern können. Allerdings stehen noch verschiedene Antworten für Gesuche bei Stiftungen aus», erklärt der Präsident. Parallel dazu wird die Spendensammlung fortgeführt. «Wir hoffen, dass uns noch mehr Private mit Spenden und Darlehen helfen werden. Jeder gespendete Franken hilft uns, das Fremdkapital tiefer zu halten», macht der Präsident deutlich. Dazu könnten auch verschiedene Anlässe beitragen, wenn solche dann wieder möglich sind. Alles in allem hofft der Vorstand auf einen Baustart am 19. April. Die Bauzeit wird auf zwei Jahre geschätzt.
Die Sanierung wird in drei Etappen ausgeführt. Zuerst werden der Nordund der Westflügel mit dem Saal und dem Restaurant in Angriff genommen. Während den Arbeiten der ersten Etappe bleiben Saal und Restaurant geschlossen. Die Bewohnerinnen und Bewohner der Wohnungen im 2. und 3. Stock können innerhalb des Chappelehofs in andere Wohnungen umziehen. Im Januar 2023 beginnt die zweite Etappe im Südiügel. Diese dauert bis in den Spätherbst. Im November 2023 beginnt die dritte Etappe im Ostflügel mit der Sanierung der ehemaligen Pfarreiräume.
Fit machen für viele Jahre
Der Präsident ist froh, kann mit den Arbeiten endlich begonnen werden. Nach 55 Jahren sei eine Gesamtsanierung unumgänglich, macht er deutlich. Dabei geht es zum einen darum, die aktuellen gesetzlichen Vorgaben in Bezug auf Erdbebensicherheit, Brandschutz und energetische Massnahmen einzuhalten. «Das sind auch gleich die wichtigsten Kostentreiber», erklärt Huwiler. Gleichzeitig werden auch alle Strom-, Wasserund Abwasserleitungen ersetzt. «Der Chappelehof soll wieder für weitere 30 bis 50 Jahre fit sein», so das Ziel des Vereins. All diese Vorgaben und Ziele sind in das Projekt eingeflossen und wurden mehrfach auf ihre Notwendigkeit überprüft. Wichtig sei, dass die Begegnungsstätte als Ganzes erhalten bleibt. Und auch der Spirit der damaligen Gründer weiter existiert. «Vor 55 Jahren war die Ausrichtung als Zentrum für Jung und Alt visionär», macht Huwiler deutlich, «mit diesem Projekt kann die Geschichte fortgeführt werden.»