«Es war Zeit für etwas Neues»

  08.10.2021 Bremgarten

Verpächter Sandro Comolli freut sich auf das «Genusswerk» und ist stolz auf seine umgebaute Liegenschaft

15 Jahre ist es mittlerweile her, dass sich Sandro Comolli entschloss, die Liegenschaft beim Spittelturm von Willi Fischer zu erwerben. Damit einher ging auch ein Versprechen an den ehemaligen Besitzer. Dieser wünschte sich, dass das Gebäude weiterhin gastronomisch genutzt wird. Und am besten auch den Beizencharakter beibehält, der ihm schon zuvor innegewohnt hatte.

«Eigentlich war es mehr Wunsch, dem ich entsprochen habe», sagt Comolli heute. Viele Jahre lang hat der 51-Jährige praktisch nichts an der Beiz geändert. Hat sie so gelassen, wie sie war. Eine «Chnelle», wo man ungehemmt rauchen und trinken konnte und die gerade deshalb auch ihre treuen Stammtischgäste hatte.

Schwere Entscheidung

Und doch kämpfte der Verpächter schon seit Längerem mit sich. Von vielen Seiten sei er immer wieder angegangen und gefragt worden, warum er nicht etwas Schmuckeres aus der tollen Lage am Eingang der Bremgarter Altstadt mache. Letztlich siegte jedoch stets die vermeintliche Vernunft. Warum etwas ändern, wenn es seinen Zweck erfüllt, ein vorhandenes Angebot befriedigt und bei der Zielgruppe beliebt ist? Unter der langjährigen Wirtin Rita Weis florierte das «Kreuz» und war ein beliebter Treffpunkt.

Als sich diese jedoch 2019 entschloss, in ihre wohlverdiente Pension zu gehen, schien der Zeitpunkt gekommen, etwas zu ändern. Comolli fragte schon damals Juri Tirez an, dessen Engagement und Erfolg mit dem «Stiefelchnächt» ihm imponierte und von dem er wusste, dass er ein Interesse an einem Restaurant an guter Lage in der Bremgarter Altstadt hätte. Doch für Tirez war damals der Zeitpunkt wegen anderer Projekte ungünstig. Und so übergab Comolli die Leitung des «Kreuzes» schliesslich an die langjährige Angestellte Laeila Larbi, welche die Beiz im bisherigen Sinne weiterführte. Der Pachtvertrag wurde auf zwei Jahre ausgelegt.

Das Schicksal meinte es jedoch nicht sonderlich gut mit der neuen Betreiberin. Das Coronavirus sorgte schon bald dafür, dass sich eine Beiz nicht mehr wie eh und je betreiben liess. Lockdowns und Gästeschwund setzten auch dem «Kreuz» zu. Hinzu kamen andere erschwerende Umstände, sodass Comolli schliesslich zur Überzeugung gelangte, dass es nun Zeit sei für etwas Neues. Er verlängerte den Pachtvertrag nicht mehr und sah sich nach neuen Ideen um. Und dieses Mal hatte Tirez Zeit und Lust.

Radikal umgebaut

So setzte man sich zusammen und erstellte schon bald ein Konzept. Küche, Toiletten, der Boden, die Fassade und die Möbel – alles wurde in den vergangenen drei Monaten rundum erneuert und renoviert. «In der Gestaltung liess ich Juri sämtliche Freiheiten. Für die bauliche Umsetzung war dann aber ich zuständig», sagt Comolli. Deshalb gab es auch kaum Verzögerungen durch Tirez’ Schicksalsschlag. Alles war bereits aufgegleist, als dieser ins Spital musste und wochenlang ausfiel.

Vom Resultat aller Anstrengungen ist Comolli nun begeistert. «Es ist toll, dass wir so etwas Schönes auf die Beine stellen konnten», sagt er. Und die Rückmeldungen bestätigen ihn, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. «Ich habe mir das nicht leichtgemacht und lange gegrübelt. Für die langjährigen Gäste und Angestellten des ‹Kreuzes› tat es mir natürlich leid.» Doch die Reaktionen, die er erhalte, seien in überwältigender Mehrheit positiv. «Klar gab es jene, die enttäuscht waren und sich negativ äusserten. Leider auch medial.» Doch die Stimmen der Erfreuten überwiegen «mindestens mit Faktor zehn», berichtet Comolli.

Aus Idealismus

Das sei ihm auch sehr wichtig, denn finanziell rentieren die Änderungen für den Verpächter keinesfalls. Im Gegenteil. Neben den notwendigen grossen Investitionen wird er in Zukunft auch mit weniger Mieteinnahmen auskommen müssen als bisher. Er sei Tirez entgegengekommen, weil es schwerer sei, ein Restaurant mit frischer Küche rentabel zu betreiben als eine reine Beiz, begründet Comolli die Zinsreduktion. «Doch Geld war für mich kein entscheidender Faktor», sagt der gebürtige Bremgarter. «Mit dem ‹Genusswerk› kann ich meinem Heimatstädtli nun etwas Dauerhaftes schenken und zurückgeben. Das erfüllt mich mit Freude und ist letztlich viel wichtiger als alles Finanzielle.» --huy


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