Frauen jetzt auch willkommen
14.09.2021 Region Unterfreiamt137. Jahresversammlung des Seniorenvereins Villmergen
Noch vor 23 Jahren lehnten die Senioren aus Villmergen die Aufnahme von Frauen in ihren Verein ab. Diesmal fand die Statutenänderung die nötige Mehrheit. Zudem gibt es einen neuen Präsidenten: Urs Hupfer ...
137. Jahresversammlung des Seniorenvereins Villmergen
Noch vor 23 Jahren lehnten die Senioren aus Villmergen die Aufnahme von Frauen in ihren Verein ab. Diesmal fand die Statutenänderung die nötige Mehrheit. Zudem gibt es einen neuen Präsidenten: Urs Hupfer löst Alois Suter ab.
Chregi Hansen
Zuletzt wurde es doch noch knapp. Denn für eine Statutenänderung braucht es eine Zweidrittelmehrheit. Bei 50 anwesenden Mitgliedern sind dies 34 Stimmen. Insgesamt sagten 35 Personen Ja zu den neuen Statuten – und damit auch zur Aufnahme von Frauen in den Verein. Sehr zur Erleichterung des abtretenden Präsidenten Alois Suter. «Die Zeiten haben sich verändert seit der Gründung im Jahr 1884», rief er den Anwesenden in Erinnerung.
Zuvor hatte der neue Präsident Urs Hupfer die Gründe dargelegt, warum der Vorstand dafür ist, den Verein auch für Frauen zu öffnen. Dazu blickte er zurück in die Historie. Bei der Gründung vor 137 Jahren mussten Neumitglieder mindestens 70 Jahre alt sein und «gut beleumundet». Zwei Jahre später wurde die Altersgrenze auf 60 Jahre gesenkt. 1940 wurde der Verein für Mitglieder aus Hilfikon geöffnet, 1946 für solche aus Büttikon. Seit 1902 findet jedes Jahr eine Vereinsreise statt, seit 1969 dürfen auch die Ehefrauen der Mitglieder und die Witwen verstorbener Mitglieder daran teilnehmen. «In unserer Kartei befinden sich die Namen von rund 80 Frauen», machte Hupfer deutlich. Der Verein selber zählt 270 Mitglieder.
Vor 23 Jahren scheiterte ein erster Versuch, die Aufnahme von Frauen zu ermöglichen. «Wir sitzen doch alle im gleichen Boot. Senioren und Seniorinnen haben die gleichen Probleme und Herausforderungen», begründete Hupfer den Entscheid des Vorstandes, jetzt nochmals über das Thema abzustimmen. Auch ältere Frauen könnten vereinsamen und würden im Verein Anschluss finden. Mehr noch: Sie sollen in Zukunft das Vereinsleben mitgestalten und auch aktiv Funktionen übernehmen.
Neue Statuten und neuer Präsident
Die anschliessende Diskussion war kurz. Nur zwei Mitglieder meldeten sich. Der Seniorenverein sei als reiner Männerverein gegründet worden, das solle man respektieren, fand einer. Ehefrauen seien bei den Anlässen ja bereits willkommen, und das funktioniere bestens. Ein anderer empfand es als Zwängerei, dass wieder darüber abgestimmt wird. Für den Vorstand aber ist es dringend nötig, einen Schritt in die Moderne zu unternehmen. Und die Mehrheit der Anwesenden teilte diese Ansicht.
Der Verein erhält aber nicht nur neue Statuten, sondern auch einen neuen Präsidenten. Nach zehn Jahren an der Spitze trat Alois Suter von seinem Amt zurück. Er wurde 2011 in den Vorstand und gleich zum Präsidenten gewählt. Als «aufgestellte, fröhliche und bescheidene Person», welche den Verein hervorragend geführt hat, würdigte Dieter Gerber das Wirken von Suter. Der abtretende Präsident, dessen Markenzeichen die Dächlikappe ist, sei bei jeder Sitzung bestens vorbereitet gewesen und habe immer sachlich argumentiert. In seiner Amtszeit fanden über 50 Aktivitäten statt. «Und er geht jetzt in die Geschichte ein als der Präsident, der den Frauen den Eintritt in den Verein ermöglicht hat», stellte Gerber treffend fest.
Sein Nachfolger wird Urs Hupfer, im Dorf bestens bekannt und vernetzt als früherer Hausarzt. 34 Jahre lang führte er seine Praxis in Villmergen. «Ab sofort bin ich nicht mehr der Herr Doktor, sondern nur noch der Urs», erklärte er nach seiner Wahl. Nach der Aufgabe der Praxis habe er endlich mehr Zeit für seine Hobbys. Für die Bergtouren. Und für den Seniorenverein. Er freue sich jedenfalls auf die neue Aufgabe. Als neues Vorstandsmitglied wählte der Verein dann Peter Lüthi, der schon vor seiner Wahl die Homepage des Vereins modernisiert hat.
Pandemiebedingt fanden im letzten Vereinsjahr kaum noch Anlässe statt. Die Vereinsreise nach Malbun wurde schon zweimal verschoben und soll jetzt im Juni 2022 stattfinden. Inzwischen wird wieder regelmässig Pétanque gespielt und vor Kurzem fand die erste Chorprobe statt. Geplant sind in den kommenden Wochen auch verschiedene Exkursionen, sie sollen den traditionellen Vereinsausflug ergänzen.
Die Rechnung schloss mit einem Minus von 620 Franken, das Vermögen beträgt aber immer noch 12 500 Franken. Und durch die künftige Aufnahme von Frauen dürften die Einnahmen schon bald um einiges höher ausfallen.