Finanzielles Desaster verhindern
10.09.2021 WohlenUmfrage bei den acht Kandidierenden der Gemeinderatswahlen – fünf Bisherige und drei Neue
Acht Personen wollen einen Sitz im Gemeinderat. Wie stehen sie zu Wohlens Problemen? Finanzen, Wachstum, Verkehr. Wer hat Lösungen? Die acht Kandidierenden nehmen ...
Umfrage bei den acht Kandidierenden der Gemeinderatswahlen – fünf Bisherige und drei Neue
Acht Personen wollen einen Sitz im Gemeinderat. Wie stehen sie zu Wohlens Problemen? Finanzen, Wachstum, Verkehr. Wer hat Lösungen? Die acht Kandidierenden nehmen Stellung.
Gemäss Finanzplan werden die Schulden von Wohlen bald Richtung 130 Millionen Franken gehen, und der Steuerfuss soll auf 120 Prozent steigen. Das macht vielen Bürgerinnen und Bürgern Angst. Was antworten Sie diesen Menschen?
Arsène Perroud.
Gemeindeammann, Jahrgang 1977, SP, bisher.
Die Leistungen der Gemeinde sind umfangreich, davon profitiert die gesamte Bevölkerung. Die Investitionen in die Infrastruktur sind nötig, damit die Gemeinde ihre Aufgaben erfüllen und die Leistungen für die Bevölkerung erbringen kann und weiterhin eine lebenswerte Gemeinde ist. Die Gemeinde Wohlen muss den Investitionsstau lösen und umsichtig mit den vorhandenen Ressourcen umgehen.
Roland Vogt.
Vizeammann, Jahrgang 1969, SVP, bisher.
Die Ängste sind berechtigt und dürfen nicht so herabgespielt werden. Das Volk ist der Chef und deren Anliegen müssen ernst genommen werden. Das Volk übergehen und auf die Regierung hoffen, dass sie den Steuerfuss erhöht, ist der falsche Weg. Diese Menschen wollen Taten sehen. Dazu braucht es Vertrauen in die Politik und in die Verwaltung, und dazu ist Transparenz gefordert und das Bekenntnis, auch einmal auf etwas zu verzichten. Wohlen kann sich nicht alles leisten. Jeder Steuerfranken ist hart erarbeitet worden.
Ariane Gregor.
Jahrgang 1962, Die Mitte, bisher.
Ich habe grossen Respekt vor den steigenden Schulden und der im Finanzplan angekündigten Steuerfusserhöhungen. Wir können uns nicht alles leisten. Zurzeit wird vorwiegend in die Schule investiert. Es ist unsere Pflicht, adäquaten Schulraum für die Wohler Schülerinnen und Schüler zur Verfügung zu stellen. Im Finanzplan 2021 – 30 wird dargestellt, wie die Schulden steigen, aber am Ende – wenn wir wie geplant agieren – langsam wieder gesenkt werden können.
Thomas Burkard.
Jahrgang 1957, Grüne, bisher.
Angst ist keine gute Ratgeberin. Sie sollte den Menschen nicht eingeredet werden, vor allem nicht vor Steuern. In Wohlen kann man gut wohnen, leben, arbeiten, einkaufen, wir haben alle Schulen, sind gut am öffentlichen Verkehrsnetz angebunden. «De Föifer ond s’Weggli» gibt es nur im Schlaraffenland. Wenn das Stimmvolk Ja zu den Grüngutgebühren sagen würde, hätten wir drei Steuerprozente weniger einzuziehen.
Paul Huwiler.
Jahrgang 1961, Die Mitte, bisher.
Den Schulden stehen konkrete Werte, Gebäude und Anlagen gegenüber. Die Gemeinde verschuldet sich ausschliesslich für handfeste Investitionen. Genau wie bei der privaten Eigenheimfinanzierung gibt es auch bei der öffentlichen Hand Regeln für die Verschuldung. Diese Regeln müssen eingehalten werden und Schulden müssen konsequent wieder abgebaut werden. Der Abbau des langjährigen Investitionsstaus ist nicht gratis zu haben und führt folglich unweigerlich zu Schulden.
Laura Pascolin.
Jahrgang 1971, SP, neu.
Grosse Investitionen in Bildung und in die Verkehrsinfrastruktur mit einem Steuerfuss von 120 Prozent machen Angst. Enorme Investitionsstaus mit einem niedrigen Steuerfuss machen auch Angst. Ein Mittelweg wäre die Lösung – mit Etappierung und Priorisierung. Den Steuerfuss darf man nicht isoliert betrachten. Die Grundversorgung, Investitionen, die Angebote und Ansprüche müssen miteinbezogen werden. Nur durch Kompromisse kann eine hohe Lebensqualität zu einem angemessenen Preis angeboten werden.
Denise Strasser.
Jahrgang 1980, FDP, neu.
Entnehmen Sie aus den Abstimmungen und den Debatten im Einwohnerrat, welche Parteien wirklich eine nachhaltige Finanzpolitik betreiben und kostenbewusst mit Ihren Steuergeldern umgehen. Berücksichtigen Sie diese Parteien bei den kommenden kommunalen Wahlen – sowohl bei den Gemeinderatswahlen wie auch bei den Einwohnerratswahlen, damit Wohlen nicht auf ein finanzielles Desaster zusteuert.
Roland Büchi.
Jahrgang 1962, SVP, neu.
Das macht auch mir Angst. Dies sind die Folgen einer Links-Grünen Politik. Jetzt müssen Schulden abgebaut werden, vor allem die Ausgaben unter Kontrolle gebracht werden. Geld nur noch dort ausgeben, wo es Sinn macht. Keine teuren Räume mehr anmieten und keine Luxussanierungen mehr.
Wohlen wächst stetig. Dieses enorme Wachstum bringt Probleme bei der Infrastruktur, aber auch Chancen. Was überwiegt mehr, Probleme oder Chancen? Und warum?
Arsène Perroud.
Wohlen ist eine attraktive Wohngemeinde. Das freut mich. Die Herausforderungen, die sich aufgrund des Wachstums stellen, muss man annehmen und die Chancen nutzen. Es ist Aufgabe der Politik, langfristige und nachhaltige und weitsichtige Lösungen auf die anstehenden Probleme und Fragen zu finden. Dies gilt für Infrastrukturfragen und gesellschaftliche Fragen gleichermassen.
Roland Vogt.
Das stetige Wachstum kostet uns Millionen und bringt für Wohlen vorwiegend Probleme. Unsere Infrastruktur kommt an ihre Grenzen. Zusätzlicher Schulraum wird benötigt und die Verwaltung benötigt Ressourcen. Die Soziallasten werden steigen und können nicht durch gute Steuerzahler aufgefangen werden, da zu wenig interessanter Wohnraum vorhanden ist. Gute Steuerzahler werden Wohlen verlassen. Durch das Wachstum steigen die Belastungen für Mensch und Umwelt. Und zuletzt wird das Sicherheitsgefühl negativ beeinflusst.
Ariane Gregor.
Das Wachstum können wir nicht regulieren. Der Zuwachs von schlechten Steuerzahlenden birgt Probleme. Im Moment wird an vielen Ecken in Wohlen gebaut, Wohnungsbau eher für die Mittelschicht. Diese Entwicklung zieht hoffentlich Personen an, die durchschnittlich mehr Steuern zahlen. Mehr Steuererträge sind uns willkommen, dadurch lässt sich die Infrastruktur dem Bevölkerungswachstum anpassen. So gesehen überwiegen die Chancen, was für Wohlens Zukunft wertvoll ist.
Thomas Burkard.
Eine der grössten Herausforderungen für Wohlen ist die demografische Entwicklung und wie die Gemeinde mit der Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur mithalten kann: Schulraum, Verkehr, Wohnen im Alter, Finanzen… Ich meine, das überdimensionierte Wachstum ist derzeit mehr ein Problem als eine Chance. Die Bautätigkeit in Wohlen ist sehr gross. Der Gemeinderat hat aber keine Möglichkeit, sie zu begrenzen. Ist ein Baugesuch gesetzeskonform, muss es bewilligt werden.
Paul Huwiler.
Augenblicklich wird überall in Wohlen qualitativ hochwertiger Wohnraum geschaffen. Das zieht eine zahlungskräftigere Mieter- und Käuferschaft an und steigert den Steuerertrag, was wiederum einen Teil der Investitionen in die Infrastruktur finanziert. Der Werterhalt der Infrastruktur muss mit oder ohne Bevölkerungswachstum geleistet werden. Wenn sich diese Kosten auf mehr Köpfe verteilen, belastet es den einzelnen weniger. Aus meiner Sicht überwiegen die Chancen.
Laura Pascolin.
Wachstum bringt viele Herausforderungen mit sich. Der komplexe Zusammenhang zwischen Infrastruktur, Sozialstruktur, Ressourcen und Klimawandel ist durch gezieltes Risikomanagement anzugehen. Die Chancen sehe ich in der weitsichtigen Zusammenarbeit und Innovation.
Denise Strasser.
Das rasante Wachstum in Wohlen und Agglomeration bringt Wohlen meiner Meinung nach mehr Probleme als Chancen. Chancen für eine Gemeinde sehe ich bei qualitativem Wachstum, dies trifft aber auf Wohlen nur bedingt zu. Die ganze Infrastruktur – der Verkehr, die Schulen, die Verwaltung – stösst in Wohlen an ihre Grenzen.
Roland Büchi.
Für mich überwiegen die Probleme mehr als die Chancen. Wohlen wächst und wächst. Es wird gebaut, als gäbe es kein Morgen. Viele neue Wohnungen bringen zwangsläufig auch Probleme mit sich. Die Bevölkerungszahl steigt. Auf den verstopften Strassen wird’s noch enger. Strassen müssen saniert werden. Die Schulzentren kommen an ihre Grenzen, und über kurz oder lang braucht es ein neues Schulzentrum.
Der Verkehr ist ein ständiges Thema. Staus verstopfen immer mehr die Strassen im Zentrum. Die mögliche Südumfahrung ist noch weit weg. Was muss kurzfristig geschehen, damit die Verkehrssituation im Dorf bald entschärft wird?
Arsène Perroud.
Mit der Eröffnung der Nutzenbachstrasse wird sich die Situation zumindest mittelfristig wieder leicht entschärfen. Mit der Gesamtverkehrsbetrachtung und der Prüfung der Südumfahrung konnten in den vergangenen vier Jahren wichtige Prozesse angestossen werden. Das muss man weiterverfolgen. Die Verbesserung des öffentlichen Verkehrs oder die Veränderung tragen einen wesentlichen Beitrag zur Lösung der Probleme dazu bei.
Roland Vogt.
Die Verkehrsprobleme müssen endlich ernst genommen werden. Zulange hat man dieses Problem schöngeredet. Die Hauptverkehrsachsen müssen offen bleiben und der Verkehr muss fliessen können. Vielleicht wäre es angebracht, den einen oder anderen Fussgängerstreifen zu hinterfragen. Verkehrsberuhigungen oder Temporeduktionen nur auf Schulwegen oder in Quartieren, Begegnungszonen nur am Bahnhof, Radwege nur auf Nebenachsen. Die neue Nutzenbachstrasse wird zum Glück etwas zur Entlastung von Wohlen beitragen.
Ariane Gregor.
Seit August bin ich vorwiegend mit dem Velo unterwegs, damit leiste ich einen kleinen Beitrag an die verstopften Strassen. Das Bewusstsein, selbst aktiv einen Beitrag zu leisten, bringt mir während der Fahrt ein Lächeln auf das Gesicht. Es wäre kurzfristig ein guter Ansatz für viele Wohlerinnen und Wohler, für Kurzstrecken nicht das Auto zu nehmen. Aber unser Verkehrskonzept muss zwingend überarbeitet werden. Mit dem Kanton müssen ernsthafte und weiterführende Gespräche über die Südumfahrung statttnden.
Thomas Burkard.
Machen wir uns nichts vor: Kurzfristig lässt sich die Verkehrssituation in Wohlen nicht entschärfen. Das Verkehrsproblem ist ein gesellschaftliches Problem. Es braucht ein Umdenken in den Köpfen der Menschen. Welche Fahrten sind dringend notwendig? Kann ich die Stauzeiten vermeiden? Nicht jeder Brief muss mit dem Auto zur Post gebracht werden. Wir brauchen weniger Verkehr. Wir brauchen eine andere Definition von Lebensqualität.
Paul Huwiler.
Im Moment leidet Wohlen besonders unter den Auswirkungen der Sanierung der Nutzenbachstrasse. Ab Ende 2022 wird sich dieser Zustand entschärfen. Obwohl die Südumfahrung noch weit weg ist, muss auf die Realisierung dieser Ortsumfahrung hingearbeitet werden. Heute wälzt sich sämtlicher Verkehr von Bremgarten nach Lenzburg oder Muri durch den Wohler Ortskern. Dieser Verkehr muss weg. Andere Optionen hat die Gemeinde nicht, ausser der Förderung des ÖV und des Veloverkehrs.
Laura Pascolin.
Genau bei diesem Thema ist Innovation gefragt. Ein nachhaltiges und klimaschonendes Mobilitätskonzept soll umgesetzt werden. Die Siedlungs- und Verkehrsentwicklung sollten aufeinander abgestimmt sein. In Wohlen wird sportlich gebaut. Einige grosse Überbauungen stehen an und werden den Verkehr zusätzlich belasten. Kurzfristige Lösungen sind unrealistisch, ausser (hier ein kleiner Spass) man führt wieder die Polizisten Müller und Meier ein, die den Verkehr am Gemeindehauskreisel über viele Jahre mit Bravour entschärft haben.
Denise Strasser.
Kurzfristig wird das Ende der Baustelle an der Nutzenbachstrasse für eine gewisse Entlastung im Dorf sorgen. Die Verkehrssituation langfristig und mit einfachen Mitteln zu entschärfen, dürfte eine Herkulesaufgabe werden. Mein Appell geht deshalb auch an die Wohler Bevölkerung. Häufig wird aus Bequemlichkeit, Zeitgründen, Vergesslichkeit oder anderen Gründen das Auto bevorzugt. Vieles lässt sich in Wohlen per Fahrrad, mit dem Ortsbus, zu Fuss oder gar mit dem Zug erledigen.
Roland Büchi.
Man muss unbedingt von der Links-Grünen Verkehrspolitik wegkommen, die den Individualverkehr immer mehr einschränkt. Tempo-30-Zonen, Verkehrshindernisse und provisorische Fahrverbote bringen nicht weniger Verkehr.








