Die Saison kann losgehen
03.09.2021 BremgartenIn gut zwei Wochen startet das Kellertheater in seine 56. Spielzeit
Nach einer schwierigen Zeit hofft das Kellertheater auf eine erfolgreiche Saison mit vielen Höhepunkten. Die Vorfreude auf die kommenden Monate ist gross.
Es war wahrlich nicht leicht ...
In gut zwei Wochen startet das Kellertheater in seine 56. Spielzeit
Nach einer schwierigen Zeit hofft das Kellertheater auf eine erfolgreiche Saison mit vielen Höhepunkten. Die Vorfreude auf die kommenden Monate ist gross.
Es war wahrlich nicht leicht für die Kulturszene in den letzten eineinhalb Jahren. Absagen, Flauteperioden, Verschiebungen und Vorstellungen vor sehr wenigen Zuschauern, dafür mit aufwendigem Schutzkonzept, wechselten sich munter ab. An einen Normalbetrieb war lange Zeit kaum mehr zu denken. Die Ungewissheit war gross.
Doch nun sind die Aussichten wieder besser. Dank dem 3G-Konzept können Veranstaltungen abgesehen von einer Zertifikatskontrolle beim Eingang wieder ohne Einschränkungen stattfinden. Vor vollem Haus ohne Masken. Das sorgt für Aufatmen. Auch in Bremgarten. Und ganz besonders seiner kulturellen Institution, dem Kellertheater.
«Es tat uns unglaublich weh, dass wir so lange Zeit keine richtigen Vorstellungen durchführen konnten», sagt Barbara Berner. «Nicht bloss finanziell, sondern vor allem im Künstlerherz. Umso glücklicher sind wir deshalb jetzt, dass es wieder so richtig losgehen kann.» Berner ist eines von sechs anwesenden Mitgliedern der Gastspielgruppe des Kellertheaters, die an diesem Spätsommerabend über das Gastspielprogramm 2021/22 informieren. Die Atmosphäre ist fröhlich, die Stimmung geradezu heiter. Man freut sich aufrichtig auf und über das, was man präsentieren darf.
Vollgepacktes Programm
Das in der Folge vorgestellte Programm ist abwechslungsreich und rappelvoll. Alle Vorstellungen im Detail aufzuzählen, würde den Rahmen bei Weitem sprengen. Und doch lohnt es sich, einzelne Höhepunkte herauszupicken und kurz vorzustellen.
Den Saisonauftakt macht am Samstag, 18. September, die junge Band Otrava aus Baden. Die sechs Bandmitglieder spielen Eigenvariationen von Volksliedern aus dem Balkan – obwohl keines von ihnen tatsächlich Wurzeln dort hat. Doch die fröhliche Musik hat es dem Sextett angetan und so interpretieren sie sie auch. Jauchzer und Freudensprünge sind beim Auftritt keine Seltenheit. Falls es das Wetter zulässt, wird die Veranstaltung teilweise draussen stattfinden.
Eine Woche später, am 25. September, ist Bänz Friedli zu Gast in Bremgarten. Der Berner Kabarettist ist einer von vielen Künstlern, deren Auftritt im Kellertheater als Folge der Pandemiebeschränkungen mehrere Male verschoben werden musste. Sein Erfolgsprogramm «Was würde Elvis sagen?» kommt deshalb sozusagen als Nachzügler nach Bremgarten. Im Kellertheater feiert Friedli so die Dernière eines Bühnenstücks, das schweizweit exzellente Kritiken einheimste.
Schon einen Tag darauf folgt mit Arno Camenisch das nächste Highlight. Der Schriftsteller erzählt von seinem Roman «Der Schatten über dem Dorf». Heidi Ehrensperger von der Gastspielgruppe gerät vor allem bezüglich des Erzählungsstils von Camenisch ins Schwärmen. «Er hat so eine vergnügliche, einnehmende Art. Ihm könnte man stundenlang zuhören und man würde nie müde.»
Auf reges Interesse stösst schon jetzt die erste Vorstellung nach den Herbstferien. «Bajass»heisst der Roman von Flavio Steinmann, der vom bekannten Schweizer Schauspieler Hanspeter Müller-Drossaart im Stil eines Erzähltheaters präsentiert wird. Der Krimi werde so in 90 Minuten richtiggehend erlebbar und fühlbar, auch wenn man ihn im Vorfeld nicht gelesen habe, versprechen die Veranstalter.
Eine Woche für die Kleinen
Eine gute Woche lang stehen danach die Kinder und Jugendlichen im Fokus. Anlässlich des kantonalen Jugend-Kulturförderprogramms «Theaterfunken» erhalten Schülerinnen und Schüler vom 27. Oktober bis zum 5. November die Gelegenheit, im Klassenverband vier unterschiedliche Inszenierungen für verschiedene Altersgruppen zu besuchen und auf dem «Roten Teppich» die Schauspielerinnen und Schauspieler persönlich zu treffen.
Eine besondere Vorstellung für Jung und Alt folgt im neuen Jahr am 22. Januar. Das preisgekrönte Slam-Kabarett-Stück «Die Abenteuer des Don Chilischote» von Diener & Bachmann wird nämlich nicht im Kellertheater selbst, sondern in der Weinhandlung Nauer aufgeführt. Rund 50 Gäste finden dort Platz in einem exklusiven Kreis mit einem speziellen Ambiente.
Mit Graziella Rossi, die «ohne Requisiten und Bühnenbild ganz auf sich alleine gestellt in der Lage ist, verschiedene Rollen überzeugend rüberzubringen» und Blues Max mit seinem Programm «Sport und Liebe» folgen Ende April weitere Highlights, bevor mit Samia Afra eine einheimische charismatische Sängerin mit ihrer intimen, tiefgründigen Stimme einen der letzten Gastauftritte hat. Die Bremgarter Gesangslehrerin ist am 21. Mai zu Gast im Kellertheater.
Nicht untätig während Corona
Die Veranstalter hätten noch vieles mehr in das diesjährige Programm aufnehmen können und wollen. Fast täglich klingelt das Telefon und neue Anfragen prasseln auf die Organisatoren. Der Spielraum war jedoch sehr beschränkt. Aufgrund der vielen Verschiebungen der letzten Saison hat sich heuer sowas wie ein Rückstau gebildet. Und die vielen Nachholungen nahmen den neuen Programmen ein wenig den Platz weg. «Das ist sehr schade», sagt Ursula Bosshard von der Gastspielgruppe. «Vor allem für junge, aufstrebende Künstler.» Sie hofft, dass das alles irgendwann nachgeholt werden kann und Corona nicht wieder dazwischenfunkt.
Denn ob das Programm bis Ende Mai tatsächlich plangemäss stattfinden kann, steht natürlich noch in den Sternen. Das Leben mit dem Virus ist nach wie vor etwas Ungewisses. Deshalb sind die Organisatoren vorsichtig mit dem Ticket-Vorverkauf. Billette reservieren ist momentan maximal sechs Wochen vor dem Anlass möglich. Dennoch sind die Kellertheater-Verantwortlichen zuversichtlich, dass die Zuschauer kommen werden. Denn die Rückmeldungen aus der Bremgarter Bevölkerung sind bislang äusserst positiv. «Die Leute, mit denen ich gesprochen habe, scheinen geradezu darauf zu brennen», sagt Mitorganisatorin Miryam Gerosa und lächelt.
Im Innern des Theaters wird das Publikum auf diverse Neuerungen treffen. Die Veranstalter waren in der spielfreien Zeit nämlich keinesfalls untätig. Der Theater-Verein nutze die freien Kapazitäten, um allerlei zu renovieren. Fast alles selber und ehrenamtlich. So wurden die blaue Faltwand, die seit Gründungszeiten treue Dienste geleistet hatte, durch einen neuen Vorhang ersetzt, die Saalbeleuchtung und die Dimmanlage rundum erneuert und die kaputten Plättli neben der Bühne neu gelegt. «Und sogar das zickige Kartenlesegerät haben wir ersetzt», lacht Silvan Melchior. «Man kann nun wieder komplikationsfrei mit Karte bezahlen.»
Einer erfolgreichen Spielzeit steht also – so Corona will – wahrhaft nichts mehr im Wege. --huy