«Brutale Seite der Demokratie»
28.09.2021 WohlenGemeinderatswahlen: Die Mitte ist mit der Abwahl von Paul Huwiler die Verliererin
Konsternation beim Wahlapéro der Mitte. Die Abwahl von Gemeinderat Paul Huwiler wurde recht kritisch betrachtet und mit ungewohnter Schärfe ...
Gemeinderatswahlen: Die Mitte ist mit der Abwahl von Paul Huwiler die Verliererin
Konsternation beim Wahlapéro der Mitte. Die Abwahl von Gemeinderat Paul Huwiler wurde recht kritisch betrachtet und mit ungewohnter Schärfe kommentiert.
Daniel Marti
Grosse Freude über die erfolgreiche Wiederwahl von Finanzministerin Ariane Gregor. Ebenso grosse Enttäuschung über die Abwahl von Paul Huwiler.
«Paul Huwiler hat hervorragende Arbeit abgeliefert im Gemeinderat», betont Mitte-Vizepräsidentin Sonja Isler-Rüttimann. «Er wurde unverdient abgewählt. Er hat extrem viel für die Gemeinde geleistet.» Irgendwie konnte sie das Ergebnis nicht richtig einordnen. Huwiler erreichte das absolute Mehr, landete jedoch auf dem sechsten Platz. «Es ist eine Unart der Wohler Stimmbürger.» Diese Abwahl stimme sie recht nachdenklich. «Als Dank für viele Projekte, die Paul Huwiler begleitet hat, wird er nun abgewählt.»
Gewiss doch, die Mitte hat gewusst, «dass die Gemeinderatswahlen für uns schwierig werden». Zwei Sitze gab es zu verteidigen. «Nichtsdestotrotz sind wir davon ausgegangen, dass es für beide Kandidierenden reichen wird», so Isler-Rüttimann. Gesamthaft sei man einfach sehr enttäuscht.
Noch einen Schritt weiter geht Parteipräsident Harry Lütolf. «Die Demokratie hat sich von einer brutalen Seite gezeigt. Nun wird einfach eine fähige Persönlichkeit ausgewechselt» so Lütolf. «Paul Huwiler wird diesem Dorf noch fehlen. Und diese Abwahl passt nicht zu Wohlen.»
Paul Huwiler – Abwahl war für ihn eine Option
Dass eine Zweiervertretung im Gemeinderat, gemessen an den Wähleranteilen, für die Mitte nicht mehr ganz zeitgemäss ist, dies will Harry Lütolf nicht gelten lassen. Gemeinderatswahlen sind «Persönlichkeitswahlen». Und man soll bedenken, dass die Mitte die Kraft ist, «welche die Vermittlungsrolle wahrnimmt». Das sei nun gefährdet. Und Paul Huwiler selber? Der stellte sich dem Resultat mit einer gewissen Gelassenheit. Eine Nichtwahl sei eine mögliche Option gewesen, sagt er ganz ehrlich. Irgendwie habe er auch mit einer Zitterpartie rechnen müssen. «Deshalb bin ich gefasst und das Ergebnis haut mich nicht gleich aus den Schuhen.» Er hätte gerne noch vier Jahre weitergemacht, auch das gibt er zu. «Denn ich habe etliche Projekte am Laufen.» Tagesschulen, die Verbesserung im Gesundheitswesen. «Beides liegt mir am Herzen.»
Die Gründe, die zur Abwahl führten, kann er selber nicht nennen, nur vermuten. «Meine Projekte standen nicht so stark im Schaufenster», glaubt er. Und bei den Grossprojekten habe er mit Teamarbeit einiges dazu beigetragen, aber dies sei vielleicht nicht so stark transportiert worden. «Offensichtlich konnte ich öffentlich nicht punkten.»
Noch klare Ziele bis Jahresende
Nun hat Paul Huwiler noch drei Monate Arbeit im Gemeinderat vor sich. Und da hat er klare Ziele. Er will die Kreditabrechnung zum Schüwo-Park durch den Einwohnerrat bringen, das revidierte Kulturkonzept präsentierten, bessere Bedingungen für den Verein für Jugend und Freizeit schaffen. «Ich habe noch viel Arbeit vor mir, aber daran hat es nie gemangelt.»
Für Paul Huwiler hat in Wohlen auch eine Richtungswahl stattgefunden, also ein kleiner Rutsch nach rechts. Und zu einem erhöhten Frauenanteil hat die Wahl auch geführt. Die Mitte darf sich auch freuen. Und zwar über die Wiederwahl von Ariane Gregor. «Ich freue mich über dieses Top-Resultat, und dass ich auf dem dritten Platz gelandet bin.»
Grosse Freude bei Ariane Gregor
Lange hat Ariane Gregor, wie auch die anderen Kandidatinnen und Kandidaten, auf die Resultate warten müssen. Da habe sie plötzlich gebangt, «es war ein Nervenkrimi», gibt sie zu.
Letztlich ist Ariane Gregor erleichtert, und die Wiederwahl wertet sie als Bestätigung. Vor vier Jahren sei sie nahe bei null gestartet, blickt sie zurück. Nun habe sie sich als Finanzministerin viel Wissen aneignen können. Wie es weitergeht, das lässt sie gerne offen. Das Ressort Finanzen macht ihr Spass, aber auch das neue Ressort Schule würde sie reizen. Aber das neue Ressort sei nicht so einfach zu meistern, erklärt sie gleich. Für Gregor zählt vor allem eines: «Das Beste für die Gemeinde.»
Gewiss, auch Ariane Gregor bedauert die Abwahl von Parteikollege Paul Huwiler. So kann sie einzig der Statistik etwas Gutes abgewinnen. «Mit der Wahl von Denise Strasser ist der Frauenanteil im Gemeinderat gestiegen, dies bildet die Bevölkerung besser ab.»